Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Das Pariser Klimaabkommen will die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad begrenzen.
Das Pariser Klimaabkommen will die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad begrenzen. Bild: Boris Roessler/dpa
Welt

Was Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen bedeutet

Trump leugnet den Klimawandel - und wendet sich von den internationalen Krisenplänen ab. Was das bedeutet und wie die Bekämpfung der Klimakrise jetzt weitergeht.

Washington.

Donald Trump verabschiedet sich vom Klimaschutz: Der neue US-Präsident will das Pariser Klimaabkommen erneut aufkündigen. Laut einer Mitteilung des Weißen Hauses gehört der Ausstieg zu seinen Prioritäten. Trump leugnet die menschengemachte Erderwärmung und hält das Abkommen für "Abzocke".

Das Pariser Klimaabkommen hat das Ziel, die Erderwärmung auf klar unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit – und möglichst auf nur 1,5 Grad - zu begrenzen. Damit sollen die schlimmsten Folgen der Klimakrise vermieden werden – etwa häufigere und heftigere Hitzewellen, Dürren, Waldbrände sowie Unwetter und Überschwemmungen.

Was bedeutet der angekündigte Ausstieg konkret? 

Die USA ziehen sich mit dem Ausstieg aus dem Kampf gegen die eskalierende Klimakrise zurück. Das bedeutet, dass die USA keine Pläne mehr dafür vorlegen werden, wie sie den Ausstoß klimaschädlicher Gase reduzieren wollen. Auch finanziell ziehen sich die USA aus der Verantwortung: Das Pariser Klimaabkommen verpflichtet Industriestaaten wie die USA, verwundbare und ärmere Länder finanziell zu unterstützen - auch wenn Staaten bei Nicht-Zahlung nicht offiziell zur Rechenschaft gezogen werden können. Der Druck auf die USA, für Klimaschutz, Anpassung und Schäden zu zahlen, entfällt mit dem Ausstieg.

"Das ist sicherlich kein gutes Zeichen für internationalen Klimaschutz, wenn der zweitgrößte Emittent und die größte Volkswirtschaft der Welt nicht dabei ist. Dann wird es natürlich schwieriger", sagt dazu Klimaforscher Niklas Höhne vom NewClimate Institute. Konkret läuft nach einer Kündigung zunächst eine einjährige Frist, bis die USA tatsächlich aus dem Abkommen ausscheiden. 

Ist damit der internationale Klimaschutz gescheitert?

"Das ist nicht der Untergang des internationalen Klimaschutzes. Ganz im Gegenteil. Denn bisher hat sich gezeigt, dass alle anderen Länder weiter dabei sein und diese Lücke füllen wollen. Insbesondere die EU, aber eben auch China sind fest dabei", meint Experte Höhne. 

Auch Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch, betont: "Trump und seine Regierung werden sicherlich die Dynamik der Energierevolution in den USA in gewissem Maß abbremsen. Aber noch nie in der Geschichte der Menschheit ist eine Energieform so schnell gewachsen wie jetzt die Erneuerbaren Energien. Die Regierung Trump kann diesen Trend wohl verlangsamen, aber nicht aufhalten."

Die Internationale Energie-Agentur erwartet, dass 2030 fast die Hälfte des Strombedarfs weltweit aus Erneuerbaren gedeckt wird. Schon jetzt hat der Ausbau die Erwartungen übertroffen.

Das Vor und Zurück beim Klimaabkommen

Trump hatte die USA bereits in seiner ersten Amtszeit (2017-2021) aus dem Abkommen geführt. Aufgrund der Kündigungsfrist wurde der Austritt aber erst kurz vor Ende seiner Amtszeit im November 2020 wirksam. Da war schon klar, dass sein Nachfolger, der Demokrat Joe Biden, die USA wieder in das Abkommen zurückführen würde.

Wie groß könnte Trumps Effekt auf die Erderwärmung sein?

Es gibt eine erste Analyse dazu, wie groß der Trump-Effekt in Sachen Erderwärmung ausfallen könnte. Die Experten des Vergleichsportals Climate Action Tracker berechneten schon vor einigen Wochen, wie viel das Umsteuern der USA zur Erderwärmung beitragen könnte und beziffern den möglichen Trump-Effekt auf 0,04 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts - allerdings unter der Voraussetzung, dass nur die USA den Kurs ändern und es keine Nachahmer geben wird. 

Dabei legen die Experten etwa die Rückabwicklung des unter Joe Biden eingeführten sogenannten Inflation Reduction Acts (IRA) zugrunde - einem enormen Investitionsprogramm mit Klima-Fokus. Die 0,04 Grad kämen zu den 2,7 Grad hinzu, auf die die Welt derzeit der Analyse zufolge zusteuert - selbst falls die Staaten alle vorgelegten Klimaschutzpläne einhalten sollten.

Allerdings: Auch unter Biden waren die USA nach Angaben der Internationalen Energie-Agentur der größte Öl- und Gas-Produzent der Welt.

Wird Trump Subventionen für klimafreundliche Branchen abschaffen?

Experten rechnen damit, dass das als IRA-Investitionsprogramm auch unter Trump erhalten bleiben wird. "Zu viele der angepeilten 368 Milliarden Dollar Investitionen sollen in republikanisch regierte Staaten fließen. Es gibt Schätzungen, dass es bereits mehr als 300.000 neue Arbeitsplätze dadurch gibt", meint Bals. Höhne teilt diese Einschätzung: Es handele sich um eine Steuererleichterung. "Das ist etwas, was die Republikaner mögen."

Wahrscheinlicher sei, dass Trump die US-Umweltbehörde (Environment Protection Agency) abschaffen werde - und mit ihr alle Regeln etwa für Emissionsstandards. "Das würde dann langfristig zu höheren Emissionen führen", so Höhne.

Könnten andere Länder dem Beispiel der USA folgen? 

Argentinien zog sich vorzeitig von der letzten Klimakonferenz zurück - während Präsident Javier Milei bei Trump in Florida weilte. "Der Einfluss von Trump auf die Klimapolitik wird vor allem davon abhängen, wie wirkmächtig er eine Koalition der Bremser weltweit organisieren kann", meint Bals. 

Wie könnte so eine Koalition der Bremser aussehen?

Selbst wenn keine weiteren Länder das Pariser Klimaabkommen verlassen, verändert Trump den Diskurs. Dass er Windräder verbannen will, gibt auch hierzulande Stimmen Aufwind, denen die Windkraft schon immer ein Dorn im Auge war. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz nannte sie kürzlich etwa hässlich und eine "Übergangstechnologie". Außerdem hätten Ölstaaten wie Saudi-Arabien auf Klimakonferenzen freiere Bahn, den Prozess zu blockieren.

Greenpeace-Deutschland-Chef Martin Kaiser sieht die nächste Bundesregierung in der Verantwortung, Trump etwas entgegenzusetzen: "Wenn Donald Trump nun gegen jede physikalische Logik wieder stärker auf Gas und Öl setzen will, dann dürfen es Deutschland und Europa nicht bei mahnenden Worten belassen", sagt Kaiser. 

Welche Rolle spielt China?

"Viel wird jetzt davon abhängen, wie schnell der größte Emittent der Welt, China, seine Emissionen herunterfährt", meint Bals von Germanwatch. Klimaforscher Höhne sieht die Volksrepublik auch als Treiber: "China ist das Powerhaus für alles, was man für die Energiewende braucht." Der Großteil der Solarmodule und auch die Mehrheit der Windkraftanlagen und Elektroautos kämen von dort. "Für China ist das ein riesiger Zukunftsmarkt und deshalb ist das ein großer Treiber." (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
23.01.2025
3 min.
Milliardär Bloomberg will für US-Klimazahlungen aufkommen
Der Milliardär Michael Bloomberg will mit seiner Stiftung für die Klimaverpflichtungen der USA aufkommen. (Archivbild)
Die USA steigen wieder aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Michael Bloomberg will dafür sorgen, dass das Land trotzdem seinen Verpflichtungen nachkommt - wie schon in Donald Trumps erster Amtszeit.
08.02.2025
1 min.
Vermisste Frau aus Hohenstein-Ernstthal gefunden
Eine 37-Jährige aus Wüstenbrand war als vermisst gemeldet worden
Eine 37-Jährige, die am Donnerstag in Wüstenbrand verschwunden war, ist wieder da. Laut Polizei geht es der Frau gut. Wo sie gefunden wurde.
Elsa Middeke
08:00 Uhr
2 min.
Crispy Rice Salad: Foodtrend aus der asiatischen Küche
Wenn das nicht Appetit macht: Für einen Crispy Rice Salad wird Reis im Ofen knusprig gebacken und mit Gemüse und einem leckeren Dressing vermischt.
Vielleicht ist er Ihnen in den sozialen Medien schon untergekommen: der Crispy Rice Salad. Aus Laos kommend, eignet sich das Gericht auch gut zur Resteverwertung. Tipps zum Ausprobieren.
08:00 Uhr
3 min.
Geschirr per Hand spülen: So geht es möglichst nachhaltig
Einweichen in Wasser und etwas Spülmittel hilft, um hartnäckige Speisereste zu lösen.
Mit Spülmaschinen können wir es in Sachen Effizienz nicht aufnehmen, wenn wir von Hand abwaschen. Mit diesen Tipps hält sich Ihr Verbrauch von Wasser, Energie und Spüli aber zumindest in Grenzen.
21.01.2025
4 min.
Trump schafft Fakten: Das sind die ersten Beschlüsse
Donald Trump will unmittelbar nach seiner Vereidigung als US-Präsident folgenschwere Entscheidungen treffen.
In Washington hat sich der Wind gedreht. Für Migranten und Trans-Personen zeichnen sich unter Trump drastische Konsequenzen ab. Auch für den Klimaschutz.
den dpa-Korrespondenten
09.02.2025
3 min.
„Ich habe mich persönlich angegriffen gefühlt“: Warum ein Kamerad der Feuerwehr Lengefeld fast die Beherrschung verloren hat
Dieses Löschgruppenfahrzeug der Feuerwehr Lengefeld ist 27 Jahre alt. Es kann neun Einsatzkräfte befördern und verfügt unter anderem über einen 600 Liter großen Wassertank. In den nächsten Jahren soll es ausgemustert werden.
Die Stadt Pockau-Lengefeld will ein neues Feuerwehrfahrzeug kaufen. Ein Stadtrat lehnt das ab. Sein Argument: „Die Feuerwehr fährt mit ihren Autos doch nur Parade vor den Bürgern.“
Thomas Wittig
Mehr Artikel