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Wieder haben die weltweiten Militärausgaben einen Höchststand erreicht. (Symbolbild)
Wieder haben die weltweiten Militärausgaben einen Höchststand erreicht. (Symbolbild) Bild: Kay Nietfeld/dpa
Welt
Weltweite Militärausgaben erneut auf Höchststand

Im zehnten Jahr in Folge sind die weltweiten Militärausgaben gestiegen - besonders stark in Europa und im Nahen Osten. Deutschland ist als einziges westeuropäisches Land unter den Top fünf.

Stockholm.

Die weltweiten Militärausgaben sind 2024 zum zehnten Mal in Folge gestiegen. Rund 2,72 Billionen US-Dollar (etwa 2,38 Billionen Euro) wandten alle Staaten zusammen für das Militär auf, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem neuen Bericht mitteilte. Das waren inflationsbereinigt 9,4 Prozent mehr als 2023 - der größte Anstieg von einem aufs nächste Jahr seit dem Ende des Kalten Krieges im Jahr 1991.

Besonders stark war der Anstieg dem Institut zufolge in Europa und im Nahen Osten, was mit den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen sowie dem Konflikt zwischen Israels und der Hisbollah im Libanon begründet werden könne.

Deutschland bleibt knapp hinter Nato-Zielmarke

Deutschland verbrauchte laut Sipri 88,5 Milliarden Dollar (rund 77,6 Milliarden Euro) für das Militär und lag somit zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung vor allen anderen Ländern Zentral- und Westeuropas. Weltweit kam die Bundesrepublik auf Platz vier, hinter dem Spitzenreiter USA sowie China und Russland auf den Plätzen zwei und drei.

Mit einem Anstieg der deutschen Militärausgaben von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zeigte das 2022 beschlossene Sondervermögen für die Bundeswehr seine Wirkung. Trotzdem blieb die Bundesrepublik mit 1,9 Prozent knapp hinter dem Nato-Ziel, 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung zu stecken.

Zu den Militärausgaben zählen die Friedensforscher auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und Entwicklung. (Symbolbild)
Zu den Militärausgaben zählen die Friedensforscher auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und Entwicklung. (Symbolbild) Bild: Oliver Berg/dpa

Greenpeace kritisierte die steigenden Militärausgaben Deutschlands. Friedensexperte Thomas Breuer sagte: "Statt dringend in Bildung, Klimaschutz oder soziale Sicherheit zu investieren, verschulden sich Länder wie Deutschland weiter, um ihre Rüstungshaushalte mit enormen Summen auszubauen." Dies führe zu "einer neuen Rüstungsspirale, die Misstrauen zwischen Staaten schafft und damit zu wachsender Unsicherheit führt."

USA seit Jahren unangefochtene Nummer eins

Der Sipri-Bericht zeigt, dass alle europäischen Staaten - mit Ausnahme von Malta - ihre Militärausgaben 2024 erhöhten. Russland war mit 149 Milliarden Dollar (knapp 131 Milliarden Euro) das Land in Europa, das mit Abstand am meisten für sein Militär ausgab. Das entsprach 7,1 Prozent des russischen BIP.

Die von Russland angegriffene Ukraine verwandte 64,7 Milliarden Dollar (rund 56,7 Mrd. Euro) darauf. Mit 34 Prozent war die Ukraine weltweit das Land, das den größten Anteil seines BIP für seinen Militärapparat ausgab.

Die USA, seit Jahren die unangefochtene Nummer eins bei den Militärausgaben, machten mit 997 Milliarden Dollar (874 Milliarden Euro) 37 Prozent der weltweiten militärischen Aufwendungen aus. Ein erheblicher Anteil des US-Haushalts war dem Bericht zufolge für die Modernisierung der militärischen Fähigkeiten und des US-Atomwaffenarsenals vorgesehen.

Die USA bleiben ungeschlagen an der Spitze. (Symbolbild)
Die USA bleiben ungeschlagen an der Spitze. (Symbolbild) Bild: Ralph Scott via ZUMA/Department Of Defense/ZUMA Wire/dpa

China steigerte seine Aufwendungen um sieben Prozent und verzeichnete somit drei Jahrzehnte ununterbrochenen Anstiegs seiner Militärausgaben. Die schätzungsweise 314 Milliarden Dollar (etwa 275 Milliarden Euro) gab China dem Bericht zufolge unter anderem für den Ausbau seiner Fähigkeiten auf dem Gebiet des Cyberkriegs sowie seines Atomwaffenarsenals aus.

Bedrohung durch Russland und möglicher Nato-Rückzug der USA

Während 2023 elf Nato-Mitglieder die Zielmarke des Militärbündnisses, mindestens 2 Prozent ihres BIP für die Verteidigung auszugeben, erreichten, waren es 2024 gemäß der Sipri-Methodik 18 der 32 Nato-Mitglieder. Der rasche Anstieg der Ausgaben bei den europäischen Nato-Mitgliedern lässt sich laut Sipri-Forscherin Jade Guiberteau Ricard mit der andauernden Bedrohung durch Russland erklären sowie mit dem möglichen Rückzug der USA aus dem Bündnis.

Sie unterstrich, dass eine Erhöhung der Ausgaben allein jedoch nicht unbedingt zu einer deutlich größeren militärischen Leistungsfähigkeit oder Unabhängigkeit von den USA führe. "Das sind weitaus komplexere Aufgaben", sagte die Sipri-Expertin.

Israels Militärausgaben-Anstieg der höchste seit 1967

Im Nahen Osten stiegen die Militärausgaben laut Sipri zwar insgesamt, aber eine markante Erhöhung verzeichneten nur Israel und der Libanon. Israels Ausgaben stiegen demnach mit 65 Prozent so stark wie seit dem Sechstagekrieg 1967 nicht mehr, auf 46,5 Milliarden Dollar (knapp 41 Milliarden Euro) - was mit dem andauernden Krieg im Gazastreifen sowie dem eskalierten Konflikt Israels mit der Hisbollah im südlichen Libanon zusammenhing.

Israels Erzfeind Iran war eines der Länder, dessen Militärausgaben 2024 dem Bericht zufolge sanken - und das, obwohl der Iran mehrere Gruppen in der Region, wie die Hamas und die Hisbollah, unterstützte. Die dem Land auferlegten Sanktionen führten laut Sipri zu einem Rückgang der Militärausgaben von 10 Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar (knapp 7 Milliarden Euro). 

Der jährlich erscheinende Sipri-Bericht zu den Militärausgaben in aller Welt gilt als umfassendste Datensammlung dieser Art. Die Friedensforscher stützen sich dabei auf offizielle Regierungsangaben zum Verteidigungshaushalt und auf weitere Quellen und Statistiken - deshalb weichen die Zahlen traditionell von den Angaben der Nato und einzelner Länder ab. Zu den Ausgaben zählt Sipri auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und Entwicklung. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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