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Verbände fordern die Deutsche Bahn dazu auf, die Abschaffung der Familienreservierung zu stoppen. (Archivbild)
Verbände fordern die Deutsche Bahn dazu auf, die Abschaffung der Familienreservierung zu stoppen. (Archivbild) Bild: Peter Kneffel/dpa
Wirtschaft
Bahn: Reservierung für Familien wird deutlich teurer

Familien müssen bei der Bahn ab Sonntag deutlich mehr für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Künftig gilt: Jeder muss zahlen, egal wie alt.

Berlin.

Familien, die für eine Fahrt mit der Deutschen Bahn Sitzplätze reservieren wollen, müssen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie das bundeseigene Unternehmen auf seiner Homepage mitteilt, wird die Familienreservierung mit dem Fahrplanwechsel an diesem Sonntag abgeschafft. Von Verbänden, aber auch Parteien hagelt es Kritik und Unverständnis.

Künftig müssen alle Reisenden - auch Kinder - für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Zusätzlich wird der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent teurer und liegt dann bei 5,50 Euro. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.

Konkret bedeutet das: Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung bezahlt eine Familie mit zwei Kindern künftig 22 Euro. Für Hin- und Rückweg kommen 44 Euro zusammen. 

"De facto eine erneute Preiserhöhung"

Der ökologische Verkehrsclub VCD forderte die Bahn auf, die Familienreservierung zu erhalten. "Gerade Familien mit Kindern sind auf reservierte Sitzplätze angewiesen", sagte die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. "Auf sie kommt jetzt de facto eine erneute Preiserhöhung zu; nur ein halbes Jahr nach der letzten regulären Erhöhung im Dezember." Sie rate der Bahn, "weniger auf kurzfristige Rabattaktionen zu setzen, und stattdessen das allgemeine Angebot erschwinglich zu halten".

Jörg Bruchertseifer vom Fahrgastverband Pro Bahn sagte: "Hier sind Politik und die Vertreter des Eigentümers gefordert, auch Familien mit Kindern umweltfreundliche Reisen mit der Bahn preislich attraktiver zu gestalten. Insbesondere bei Reisen mit Familie sind die Kosten gegenüber dem Auto ein wichtiges Entscheidungskriterium."

Grüne sehen Skandal

Auch die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich empört. "Die Deutsche Bahn scheint Familien ins Auto treiben zu wollen", sagte Verkehrsexpertin Lena Donat. "Wenn eine vierköpfige Familie allein für die Reservierung 44 Euro hinblättern muss, dann ist das mehr, als viele Autos auf 400 Kilometern an Sprit verbrauchen." Der Wunsch, sich bequem und klimaschonend fortzubewegen, dürfe nicht zum Luxus werden. Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, betonte: "Jede zusätzliche Belastung trifft besonders Haushalte mit kleinen Einkommen und erschwert die Entscheidung für eine klimafreundliche Anreise mit der Bahn."

Auch aus Parteien kam Kritik - und die Forderung zum Umdenken bei der Bahn. "Gerade Familien mit Kindern sind darauf angewiesen, im Zug Sitzplätze nebeneinander zu haben. Aus dieser Notwendigkeit jetzt Kapital zu schlagen, das ist ein Skandal", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Victoria Broßart. Die Bahn scheine Familien aus ihren Zügen vertreiben zu wollen. "Mit dieser Preispolitik werden diese zukünftig für den Besuch bei Oma oder die Fahrt in den Urlaub lieber das Auto verwenden." Der CDU-Abgeordnete Christoph Ploß sagte der "Rheinischen Post", die Bahn solle ihr Vorgehen überdenken. 

Bahn: Kinder bis 14 reisen kostenlos

Die Deutsche Bahn verweist unter anderem darauf, dass Kinder bis einschließlich 14 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen kostenlos mit der Bahn fahren können. Mit dem Wegfall der speziellen Reservierungsmöglichkeit ändere sich für Familien zudem kaum etwas: "Die Familienreservierung wird zu einem großen Teil von Reisendenkonstellationen bestehend aus einem Erwachsenem mit einem Kind gebucht", teilte die Bahn mit. Einen preislichen Vorteil habe die Familienreservierung aber erst ab drei Reisenden gebracht.

Fünf Prozent aller Fernreisenden hätten die Familienreservierung bisher gebucht. Bei 133,4 Millionen Reisenden im Fernverkehr der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr wären das immerhin rund 6,7 Millionen Fahrgäste, die diese Option genutzt haben. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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