Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Wirtschaft
Geplantes Ende der Bonpflicht sorgt für Freude und Ärger

Seit ihrer Einführung vor knapp fünf Jahren blieb die Bonpflicht umstritten. Dass die neue Koalition sie wieder abschaffen will, begrüßten die Händler - die Steuergewerkschaft warnt dagegen.

Berlin.

"Brauchen Sie die Quittung?" Mit der Einführung der Bonpflicht sollte Steuerbetrug im Einzelhandel vermieden werden. Dass die kommende schwarz-rote Bundesregierung die Regel nun wieder abschaffen will, sieht die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) kritisch: "Gerade jetzt in Zeiten knapper Kassen eine bewährte Kontrollmaßnahme aufzugeben, wäre ein fatales Signal", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Florian Köbler.

Seit 2020 müssen Händler mit elektronischen Kassensystemen ihren Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg aushändigen. Dass viele diesen auf Papier ausdruckten, das danach oft im Müll landete, sorgte bei der Einführung für Kritik. Mehrere Millionen Euro hat die Bonpflicht laut dem Handelsverband HDE große Einzelhandelsgruppen gekostet.

Bis zu 70 Milliarden Euro nicht gezahlte Steuer

Noch höher fällt aber die Summe beim Steuerbetrug an den Kassen aus: Auf bis zu zehn Milliarden Euro im Jahr bezifferten einzelne Länder den verursachten Schaden laut dem Bundesrechnungshof

Die Bonpflicht sieht Köbler daher als Erfolg. Ohnehin gebe es die Belege heute oft in digitaler Form. Zwar sei Betrug weiterhin möglich, "aber der Aufwand dafür ist inzwischen deutlich höher geworden." Um stärker dagegen vorzugehen, seien mehr Kontrollen der Finanzämter notwendig.

Der Handelsverband hingegen begrüßt die Abschaffung. "Es ist nicht sinnvoll, einen Bon zu erstellen, wenn der Kunde keinen möchte", sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Um anhand der Belege die korrekte Verbuchung aller Umsätze zu überprüfen, sei "die Kontrolldichte durch die Finanzbehörden viel zu gering." Auf eine Quittung gebe es auch ohne Bonpflicht einen Anspruch.

Elektronische Kassen sollen zur Pflicht werden

Für Händler mit einer offenen Ladenkasse - also einer Barkasse, die keine technische Ausstattung hat - galt die Bonpflicht bislang ohnehin nicht. Ab 2027 sollen elektronische Registrierkassen für Geschäfte mit einem jährlichen Umsatz von über 100.000 Euro zur Vorschrift werden, heißt es im Koalitionsvertrag. Ihre Umsätze müssten dann zumindest digital festgehalten werden.

Der Handelsverband zweifelt angesichts weiterer Kosten an dem Nutzen. Zwar sei es für einen fairen Wettbewerb wichtig, dass Betriebe bei den Steuern ehrlich seien. "Aber die Maßnahmen müssen dann schon auch in der Praxis einen Mehrwert bringen", sagte Genth. Für offene Ladenkassen wie auch für Registrierkassen gebe es identische Aufzeichnungspflichten, die Finanzbehörden kontrollieren müssten.

Für die Steuer-Gewerkschaft sei die Registrierkassenpflicht dagegen "längst überfällig". Köbler verweist etwa auf Österreich, wo diese bereits seit 2016 gilt. Gegenüber Kunden, die selbst Lohnsteuer zahlen, und ehrlichen Betrieben sei das eine Sache der Fairness, sagt der Vorsitzende. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
16:52 Uhr
3 min.
Matthäus zu Wirtz-Absage: Niederlage für Hoeneß
Florian Wirtz hat Bayern München abgesagt.
Der FC Bayern zieht im Werben um den begehrten Nationalspieler den Kürzeren. Der Offensivkünstler möchte nach England. Lothar Matthäus spricht von einer schweren Niederlage für die Münchner.
12:15 Uhr
3 min.
Wegen B-95-Sperrung im Erzgebirge: „Bekloppte“ Autofahrer nehmen heimlich Erholungswald als Umleitung
Mit Betonfüßen und Barken wird versucht, die Zuwegungen in den Abtwald zu sperren.
Die Gemeinde versucht immer wieder, mit aufgestellten Sperrungen skrupellose Autofahrer zu stoppen. Nun sollen schwere Betonfüße helfen. Auch, um nicht noch einen Brückeneinsturz zu riskieren.
Jan Oechsner
23.05.2025
4 min.
Werden Cent-Münzen auch bei uns abgeschafft?
In den USA ist die Entscheidung gegen den Penny gefallen. (Symbolbild)
Nach rund 230 Jahren stellen die USA die Produktion des Penny ein. Auch hierzulande gibt es Bestrebungen, Kleinstmünzen abzuschaffen. Manches spricht dafür, es gibt aber auch Argumente für den Cent.
Jörn Bender und Anna Ringle, dpa
06:00 Uhr
4 min.
„Für Bruchteile von Sekunden war das Gehirn aus“: Fan von Erzgebirge Aue muss nach Sachsenderby 9000 Euro Strafe zahlen
Auf den Rängen ist die Stimmung der FCE-Fans beim 2:1-Sieg gegen Dresden sehr gut. Doch nach dem Spiel gibt es Tumult.
Ein Fan des FC Erzgebirge Aue landete nach dem Derby gegen Dynamo Dresden jetzt in Aue vor Gericht. Der Vorwurf: Gewalt gegen Polizisten. Erst der Videobeweis bringt die Wende – das teuerste Spiel seines Lebens.
Thomas Mehlhorn
19.05.2025
5 min.
Second Hand liegt im Trend, die große Masse aber ist Neuware
Klamotten in einem Second-Hand-Laden. Im Internet zieht der Verkauf von Ware aus zweiter Hand deutlich an.
Muss ein neuer Pulli wirklich brandneu sein? Nein, findet manch Verbraucher und bestellt einen Pulli aus zweiter Hand. Das liegt im Trend. Doch den Löwenanteil macht Neuware aus.
Wolf von Dewitz, dpa
17:00 Uhr
4 min.
Baumwollspinnerei in Mittweida verwandelt sich in Lofts: „Aus der Garnvorbereitung wird ein Wohnzimmer“
Rolf Gey (von links), Brigitte Schneider und Anneliese Jakob erinnern sich gern an ihre Arbeitszeit in der Baumwollspinnerei zurück.
Ehemalige Mitarbeiter der alten Baumwollspinnerei in Mittweida erlebten ein emotionales Wiedersehen. Der Tag der offenen Tür am Samstag verwandelte sich in ein nostalgisches Betriebstreffen.
Julia Czaja
Mehr Artikel