Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Hamburg ist die Stadt mit den meisten E-Bussen in der ÖPNV-Flotte. (Archivbild)
Hamburg ist die Stadt mit den meisten E-Bussen in der ÖPNV-Flotte. (Archivbild) Bild: Marcus Brandt/dpa
Wirtschaft
Hochlauf der E-Busflotten im ÖPNV droht zu stocken

Im öffentlichen Nahverkehr sind immer mehr E-Busse unterwegs. Doch seit dem Wegfall einer Bundesförderung halten sich die Unternehmen mit ihren Planungen zurück.

Berlin.

E-Busse gehören längst zum festen Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs. Seit Beginn des Jahrzehnts ist der Fahrzeugbestand bei den Verkehrsunternehmen auf fast 3.400 Elektrobusse angestiegen, wie aus einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC hervorgeht. Fast die Hälfte davon kam innerhalb der vergangenen zwei Jahren neu hinzu.

Fast 2.000 neue Fahrzeuge in diesem Jahr

Allein für dieses Jahr planen die Verkehrsunternehmen demnach, insgesamt knapp 2.000 neue Elektrobusse anzuschaffen. Bei den meisten davon handelt es sich um Batterie-Fahrzeuge. Einen kleineren Anteil machen Busse aus, die ihren Strom aus Oberleitungen beziehen - wie in der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen - sowie Brennstoffzellenbusse. 

Insbesondere die Städte sind Vorreiter beim E-Bus-Hochlauf. Allein zwischen 2020 und 2024 hat sich die Zahl der Kommunen mit emissionsfreien Bussen im ÖPNV auf 180 mehr als verdoppelt. Mit mehr als 565 Fahrzeugen führt Hamburg die Liste an. Berlin kommt derzeit auf 227 E-Busse, will die Zahl bis 2027 aber nahezu verdoppeln. 

Der rasche Hochlauf hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es gesetzliche Vorgaben des Bundes, wonach ein gewisser Anteil neu anzuschaffender Stadtbusse emissionsfreie Antriebe haben muss. Bis Ende dieses Jahres liegt dieser Anteil für Verkehrsunternehmen bei 22,5 Prozent der Neuanschaffungen. Ab 2026 sind es dann 32,5 Prozent. Für Busse, die in ländlichen Regionen im Regionalverkehr eingesetzt werden, gelten diese Quoten nicht.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen ihre E-Busflotte von derzeit 227 Fahrzeugen in den nächsten drei Jahren nahezu verdoppeln. (Archivbild)
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen ihre E-Busflotte von derzeit 227 Fahrzeugen in den nächsten drei Jahren nahezu verdoppeln. (Archivbild) Bild: Monika Skolimowska/dpa

Bund hat Förderung eingestellt

Zum anderen hat der Bund die Anschaffung von Bussen mit alternativen Antrieben finanziell gefördert. Diese Förderung hat die alte Bundesregierung infolge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts eingestellt. Doch weil zwischen der Bestellung neuer Fahrzeuge und deren Auslieferung stets einige Zeit vergeht, fallen viele der in diesem Jahr hinzukommenden Fahrzeuge noch unter die Unterstützung des Bundes. 

Somit wird sich der Hochlauf nach jetzigen Planungen der Verkehrsunternehmen, die PWC abgefragt hat, in den kommenden Jahren deutlich verlangsamen. Schon 2026 könnten dann nur noch rund 1.200 neue Elektrobusse hinzukommen, 2027 sogar nur rund 450.

Kosten für E-Busse deutlich höher als für Diesel-Antriebe

Das Problem sind die nach wie vor hohen Anschaffungskosten. Zwar sind Elektrobusse im Betrieb aufgrund der niedrigeren Energiekosten deutlich günstiger als Dieselfahrzeuge. Doch der Bedarf an mehr Fahrzeugen aufgrund niedrigerer Reichweiten, der Aufbau einer Ladeinfrastruktur und der Preis der Busse an sich führen zu erheblich höheren Kapitalkosten. 

"Ein im Jahr 2023 neu zugelassener Batteriebus kostet als Depotlader über den gesamten zwölfjährigen Lebenszyklus (bei 55.000 km Laufleistung pro Jahr) etwa 30 Prozent mehr als ein Dieselbus", schreiben die PWC-Analysten. Diese Kostenlücke dürfte sich im Laufe der kommenden Jahre zwar etwas verringern. Ganz verschwinden wird sie aber nicht.

Emissionsfreiheit bei Neuzulassungen ab 2035

Ohne flankierende Finanzierungs- und Förderinstrumente bestehe deshalb das Risiko, "dass der Umstieg auf E-Busse zulasten des ÖPNV-Angebots geht, was den klima-, verkehrs-, sozial- und strukturpolitischen Zielsetzungen widersprechen würde", heißt es weiter. Es brauche deshalb ein entsprechendes Bekenntnis der neuen Bundesregierung für eine solche Förderung. 

Die Zeit drängt. Bereits ab 2030 müssen infolge einer EU-Verordnung 90 Prozent aller neu zugelassenen Stadtbusse emissionsfrei sein, ab 2035 dann alle. Die Stadtbusflotte beläuft sich derzeit auf insgesamt rund 35.000 Fahrzeuge. Nach bisherigen Planungen wären bis 2030 rund 9.100 mit entsprechenden Antrieben ausgestattet. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
22.04.2025
2 min.
Harvard wehrt sich mit Klage gegen US-Regierung
Die Elite-Uni Harvard hat sich mit Trump angelegt. (Archivbild)
Die Elite-Uni Harvard lehnt es ab, sich weitreichenden Forderungen der US-Regierung zu unterwerfen. Präsident Trump ließ daraufhin Milliarden an Fördergeld einfrieren. Die Uni aber kämpft weiter.
15.04.2025
5 min.
Wende für das Schienennetz? Erstmals nicht verschlechtert
Die Stellwerke der Bahn sind zum Teil mehr als 100 Jahre alt. (Archivbild)
Die Deutsche Bahn hat den weiteren Verfall des maroden Schienennetzes vorerst stoppen können. Doch die Infrastruktur bleibt in beklagenswertem Zustand. Das merken auch Fahrgäste.
Matthias Arnold, dpa
21.04.2025
2 min.
Skilanglauf-Olympiasiegerin Katharina Hennig hat sich getraut: „Es sind Tränen geflossen“
Frisch vermählt: Katharina Hennig und Christian Dotzler.
Die 28-jährige Erzgebirgerin vom WSC Oberwiesenthal startet im kommenden Winter unter dem Namen Hennig-Dotzler. Doch nun geht es erst einmal in die Flitterwochen.
Thomas Prenzel
22.04.2025
2 min.
Medien: Werder Bremen denkt an Transfer von Julian Brandt
Dortmunds Julian Brandt gilt als Wechselkandidat.
Nach zuletzt schwankenden Leistungen gilt der Dortmunder als Wechselkandidat. Geht es an die Weser? Einen prominenten Fürsprecher des Gedankenspiels gibt es bereits.
09.04.2025
2 min.
Deutschlandticket soll auch nach 2025 bleiben
Das Deutschlandticket soll auch künftig erhalten bleiben. (Archivbild)
Die Zukunft des Flatrate-Tickets für den Nahverkehr ist erst einmal gesichert. Doch beim Preis dürfte sich etwas tun – aber wohl erst in einigen Jahren.
21.04.2025
1 min.
Rätselhafter Polizeieinsatz in Zwickau: Reichenbacher Straße abgeriegelt
Am Samstagabend sperrte die Polizei zeitweise die Reichenbacher Straße.
Am Samstagabend war die Reichenbacher Straße zeitweise gesperrt. Augenzeugen berichten von bewaffneten Beamten. Der Grund bleibt unklar.
Thomas Croy
Mehr Artikel