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Drei Tage nach seinem Amtsantritt ließ sich Trump beim Weltwirtschaftsforum zuschalten.
Drei Tage nach seinem Amtsantritt ließ sich Trump beim Weltwirtschaftsforum zuschalten. Bild: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa
Wirtschaft

Back for Business: Trump droht Wirtschaftselite mit Zöllen

KI, Krypto, Öl: Donald Trump zeichnet in Davos ein glorreiches Bild der US-Wirtschaft. Wer dabei nicht mitmache, müsse halt zahlen. Hat er im Publikum tatsächlich so viele "Freunde", wie er sagt?

Davos.

US-Präsident Donald Trump hat eine ebenso einfache wie drohende Botschaft an die Wirtschaftselite in Davos: "Stellen Sie Ihr Produkt in Amerika her und wir bieten Ihnen mit die niedrigsten Steuern. Aber wenn Sie Ihr Produkt nicht in Amerika herstellen, was Ihr gutes Recht ist, dann werden Sie ganz einfach einen Zoll zahlen müssen."

Drei Tage nach seinem Amtsantritt lässt sich der 78-Jährige per Video zum Weltwirtschaftsforum, dem geoökonomischen Spitzentreffen in den Schweizer Alpen, zuschalten. Hier spricht man schon seit Tagen über kaum etwas anderes als den neuen US-Präsidenten, seine Drohung mit Importzöllen auf Waren aus China, Mexiko, Kanada und der EU - und über seinen milliardenschweren Vorstoß für Künstliche Intelligenz. 

Bescheidenheit ist nicht Trumps Sache

Es ist Trumps erster Auftritt auf international so großer Bühne seit seinem Amtsantritt - und die Erwartungen sind riesig: "Die Bedeutung der amerikanischen Führungsrolle und Ihrer persönlichen Führungsrolle ist fundamental und überragend", begrüßt der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, den US-Präsidenten. 

Trump spricht fast eine Viertelstunde zu den CEOs und anderen Mächtigen in der übervollen Kongresshalle. Danach stellt er sich ein paar freundlichen Fragen von Unternehmenschefs. Bescheidenheit ist dabei nicht seine Sache: "Sie sagen, seit der Wahl leuchte überall auf der Welt ein Licht", sagt Trump. "Und sogar Länder, mit denen wir nicht besonders befreundet sind, sind glücklich, weil sie verstehen, dass es eine Zukunft gibt und wie großartig die Zukunft unter unserer Führung sein wird." Die Botschaft: "Amerika ist zurück und offen für Geschäfte." 

Ein pointiertes Beispiel liefert er sofort, als er Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien ankündigt und nachschiebt: "Aber ich werde den Kronprinzen, der ein fantastischer Kerl ist, bitten, die Summe auf etwa eine Billion aufzurunden." Im Gegenzug kann Saudi-Arabien darauf hoffen, dass Trump dem Land seinen ersten Auslandstrip widmet - das zumindest hat Trump selbst ganz ungeniert ins Gespräch gebracht. Vorausgesetzt die Saudis geben genug Geld in Amerika aus. 

USA sollen Supermacht bei Industrie und KI werden

Das Weltwirtschaftsforum will hören, was Trump zur Wiederbelebung der Wirtschaft und zur Bewältigung der globalen Herausforderungen tun will. Schon jetzt seien die US-Amerikaner wirtschaftlich so zuversichtlich wie seit vielen, vielen Jahrzehnten nicht, ist seine Antwort. 

Der US-Präsident kündigt an, er werde massiv Öl und Gas fördern. "Dies wird nicht nur die Kosten für praktisch alle Waren und Dienstleistungen senken, sondern die Vereinigten Staaten auch zu einer Supermacht in der Produktion und zur Welthauptstadt für künstliche Intelligenz und Kryptowährungen machen." Zölle würden Hunderte Milliarden und sogar Billionen Dollar in die Staatskasse spülen. 

Ist Trump ein "Davos Man"? 

Viele seiner Freunde säßen im Publikum, sagt Trump - und in den kommenden Jahren wolle er eigentlich auch selbst wieder nach Davos kommen. Doch Trump und das WEF, das ist auch eine umstrittene Beziehung. Denn "America first", das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was im Kongresszentrum von Davos seit Tagen propagiert wird. Der Gründungsgedanke des Weltwirtschaftsforums handelt von Globalisierung, offenen Märkten, einer Welt, die zusammenkommt. Die politische Elite hier predigt die Vorteile einer integrierten Weltwirtschaft. 

Der Politikwissenschaftler Samuel Huntington hat diesen Menschenschlag einmal "Davos Man" genannt. Donald Trump ist wirtschaftspolitisch kein "Davos Man". Und trotzdem passt er hier rein - nur eben weniger ins Kongresszentrum als auf die Promenade, wo die Wirtschaftselite Ladenlokale zu Mini-Geschäftssitzen umfunktioniert hat. Hier wäre Trump, der selbst ernannte "Dealmaker" mit Instinkt fürs harte Geschäft, eher zu Hause. 

Als Unternehmer war Trump in Davos nicht willkommen

Auch wenn er dieses Mal nur per Video zuschaltet ist: Trump weiß, wie Davos tickt. Als Unternehmer war der Immobilienmogul zwar nie eingeladen zum Weltwirtschaftsforum. Er schimpfte damals angefasst über die elitären Zirkel, die Jünger der Globalisierung, die sich auf Kosten des amerikanischen Arbeiters die Taschen füllten. Als US-Präsident nahm Trump aber bereits zwei Mal an dem prestigeträchtigen Treffen im Schweizer Wintersportort teil: 2018 und 2020. 

In diesem Jahr ist die Stimmung in den Konferenzsälen und Hinterzimmern zwiegespalten, wenn das Gespräch auf Trump kommt. Die KI-Branche ist hier allgegenwärtig, ob Google, Microsoft, Palantir oder Dutzende Entwickler und Firmen aus Asien. Hier hat man weniger Angst vor Zöllen, als dass man sich Vorteile durch Steuersenkungen und den Abbau von Vorschriften erhofft. Unter dem Strich werde das "Paket Trump" ein gutes sein, heißt es. 

Politik fürchtet Handelskrieg

Ganz anders ist der Ton von Politikern: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte Trump gleich zum Auftakt vor einem Handelskrieg mit Europa. Auf Trumps Importzölle würde die EU voraussichtlich mit Gegenzöllen antworten. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck mahnte, die EU müsse dringend unabhängiger von den USA werden und die eigene Wirtschaft in Gang bringen.

"Oberflächlich betrachtet ist Trump gut für die Wirtschaft", analysierte Trumps früherer Kurzzeit-Kommunikationsdirektor im Weißen Haus im Interview mit "Politico". Anthony Scaramucci kennt den Präsidenten, auch wenn er 2017 nur für wenige Tage sein Kommunikationschef war. Und er erinnert sich, in seiner ersten Amtszeit habe Trump die meisten Entscheidungen "buchstäblich durch das Prisma des Aktienmarktes getroffen", so der einstige Wallstreet-Banker, der sich heute gegen Trump positioniert. 

Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht zuletzt Trumps territoriale Ambitionen der USA in Kanada, Grönland und Panama sorgen auf den Märkten, in den Chefetagen - und auf den Fluren des Weltwirtschaftsforums - für Zweifel und Unsicherheit. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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