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Teuerungsrate hat zuletzt wieder angezogen (Symbolbild)
Teuerungsrate hat zuletzt wieder angezogen (Symbolbild) Bild: Hendrik Schmidt/dpa
Wirtschaft

Jahresinflation auf Kurs Richtung zwei Prozent

In den vergangenen Monaten hat sich das Leben in Deutschland wieder stärker verteuert. Volkswirte erwarten jedoch keine neue Teuerungswelle - auch wenn es 2025 manchen Inflationstreiber geben dürfte.

Wiesbaden.

Die große Teuerungswelle ist gebrochen, doch zum Jahresende hat die Inflation in Deutschland noch einmal deutlich zugelegt. Insbesondere höhere Lebensmittelpreise dürften viele Verbraucherinnen und Verbraucher in der Weihnachtszeit unmittelbar im Portemonnaie gespürt haben. Noch sei das Inflationsproblem nicht gelöst, sagen Volkswirte mit Blick auf die nächsten Monate - auch wenn es mittelfristig nach Entspannung aussieht.

Wie hat sich die Teuerung in Deutschland zuletzt entwickelt?

Seit nunmehr drei Monaten zieht die Inflationsrate wieder an. Für Dezember hat das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Daten einen Wert von 2,6 Prozent errechnet. Deutlicher über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr nur im Januar mit 2,9 Prozent.

Im Oktober war die jährliche Inflationsrate nach zwei Monaten mit sinkenden Werten auf 2,0 Prozent gestiegen. Der November brachte mit 2,2 Prozent dann erstmals seit Juli 2024 wieder einen Wert über der Zwei-Prozent-Marke. Trotz des jüngsten Anstiegs ist die Teuerung in Europas größter Volkswirtschaft weit entfernt vom Höchststand im Herbst 2022 mit seinerzeit 8,8 Prozent.

Der tägliche Einkauf ist teurer geworden (Symbolbild)
Der tägliche Einkauf ist teurer geworden (Symbolbild) Bild: Hendrik Schmidt/dpa

Wie geht es weiter mit der Inflation?

Volkswirte rechnen damit, dass sich die Teuerungsrate auch 2025 zunächst über der Zwei-Prozent-Marke festsetzen wird. Unter anderem der Anstieg des CO2-Preises für Benzin, Heizöl und Gas sowie die Verteuerung des Deutschlandtickets dürften die Inflation antreiben. Auf Jahressicht erwarten Ökonomen für Deutschland eine durchschnittliche Inflationsrate von etwas über zwei Prozent und damit auf ähnlichem Niveau wie 2024. Im vergangenen Jahr lag die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt bei 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Zahlen errechnet hat.

Welche Risiken gibt es?

Ein Handelskonflikt mit den USA könnte nach Einschätzung von Volkswirten die Teuerung anheizen. Der designierte US-Präsident Donald Trump hat hohe Zölle auf Einfuhren aus Europa angekündigt. Die Europäische Union könnte mit Gegenmaßnahmen reagieren. Besonders betroffen von einem solchen Handelskonflikt wäre voraussichtlich die Exportnation Deutschland. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte gewarnt: "Mit Zollerhöhungen machen wir Konsum teurer und fachen die Inflation an."

Der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel, sieht als Risiko für die Inflationsentwicklung im laufenden Jahr zudem hohe Lohnforderungen, insbesondere in der Dienstleistungsbranche: "Der Wegfall der Inflationsausgleichsprämie soll jetzt durch ein entsprechend hohes Lohnwachstum ausgeglichen werden, so die Strategie der Gewerkschaften."

Welche Zielmarke gilt bei der Inflationsrate und warum?

Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) sehen ihr Hauptziel stabiler Preise und somit einer stabilen Währung erreicht, wenn die Inflation im Euroraum mittelfristig 2,0 Prozent beträgt.

Dieser Wert ist weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Und auch wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Wirtschaft: Dann verlieren Verbraucherinnen und Verbraucher Kaufkraft, weil sie sich für einen Euro immer weniger leisten können und ihr Geld lieber zusammenhalten. 

Euro-Währungshüter streben mittelfristig 2,0 Prozent Inflation an (Archivbild)
Euro-Währungshüter streben mittelfristig 2,0 Prozent Inflation an (Archivbild) Bild: Arne Dedert/dpa

Die Bundesbank erwartet, dass sich die Teuerungsrate in Deutschland allmählich in Richtung der Zielmarke von zwei Prozent bewegen wird. Teure Nahrungsmittel und Dienstleistungen verhindern jedoch einen schnelleren Rückgang. Die Bundesbank rechnet hierzulande für 2025 mit einer nach europäischer Methode (HVPI) berechneten Inflationsrate von 2,4 Prozent. "Ab dem Jahr 2026 erreicht die Inflationsrate in Deutschland aber allmählich wieder zwei Prozent", prognostizierte Bundesbank-Präsident Nagel Mitte Dezember.

Niedrigere Inflationsraten sind also gut für die Konjunktur?

Im Prinzip ja. Denn wenn sich die täglichen Ausgaben der Menschen zum Beispiel für Nahrungsmittel, Tanken und Heizen im Rahmen halten, haben Verbraucher mehr Geld für andere Anschaffungen. Das kann den Konsum beflügeln und damit die Wirtschaft insgesamt anschieben.

Privater Konsum kommt nicht richtig in Schwung (Archivbild)
Privater Konsum kommt nicht richtig in Schwung (Archivbild) Bild: Thomas Banneyer/dpa

Für die deutsche Wirtschaft geht diese Rechnung bislang allerdings nicht auf: Der private Konsum ist nicht der Motor für den erhofften Aufschwung, stattdessen bremsen die zunehmend angespannte Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt und die zahlreichen Konflikte rund um den Globus. Nach zwei Minusjahren in Folge trauen Volkswirte der deutschen Wirtschaft auch 2025 nur ein Mini-Wachstum von 0,2 bis 0,4 Prozent zu.

Wie wird die Inflationsrate überhaupt berechnet?

Mitarbeiter der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes notieren Monat für Monat bundesweit in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Wie hoch ist die Wohnungsmiete, was kostet der Sprit an der Tankstelle? Tausende Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden repräsentativ nach einem stets gleichen Schema erfasst. Ein Teil der Preise wird auch im Internet erhoben.

Die Einzelpreise werden in etwa 700 Güterarten zusammengefasst, die den sogenannten Warenkorb bilden. Auf dieser Grundlage berechnen die Statistiker die Entwicklung der Teuerung. Da Verbraucher nicht gleich viel beispielsweise für Kleidung wie für die Wohnungsmiete ausgeben, werden die einzelnen Posten unterschiedlich stark gewichtet. Der Posten Wohnen, zu dem Mieten sowie Ausgaben für selbst genutztes Wohnen und Haushaltsenergie zählen, hat das mit Abstand größte Gewicht. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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