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Nestlé will mehr Wachstumsdynamik und streicht deshalb 16.000 Stellen (Archivbild)
Nestlé will mehr Wachstumsdynamik und streicht deshalb 16.000 Stellen (Archivbild) Bild: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa
Wirtschaft
Nestlé will Milliarden einsparen und streicht 16.000 Jobs

Kaffee, Eis, Schokolade: Nestlés Umsätze steigen in diesem Jahr, aber der neue Chef will mehr. Was CEO Navratil den Aktionären verspricht.

Vevey.

Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé will trotz vielversprechender Wachstumsanzeichen bis Ende 2027 weltweit 16.000 Stellen streichen. Die Wachstumsdynamik müsse beschleunigt werden, sagte Konzernchef Philipp Navratil bei Veröffentlichung der Ergebnisse für die ersten neuen Monate des Geschäftsjahres. "Die Welt verändert sich - und Nestlé muss sich schneller verändern", sagte Navratil. Dazu gehörten auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen wie eine Reduktion der Belegschaft in den nächsten zwei Jahren. 

Was die Stellenstreichungen für den Standort Deutschland bedeuten, sei noch nicht klar, sagte ein Nestlé-Sprecher auf Anfrage: "Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage, konkrete Zahlen für einzelne Märkte zu nennen." In Deutschland arbeiten etwa 6.700 Menschen an rund einem Dutzend Standorten für Nestlé. Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Weltweit arbeiten etwa 277.000 Menschen für Nestlé. 

Börse feiert Sparankündigungen

Nestlé hat im dritten Quartal sein Wachstum stark beschleunigen können. Insgesamt setzte der Konzern in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 rund 65,87 Milliarden Franken (70,88 Mrd. Euro) um. Das entspricht einem organischen Wachstum von 3,3 Prozent - das ist mehr als von Analysten erwartet. Angaben zum Gewinn wurden noch nicht gemacht.

Zu dem Schweizer Unternehmen mit Sitz in Vevey am Genfersee gehören unter anderem die Marken Nescafé, Maggi, Häagen-Dazs-Eis und Kitkat sowie San Pellegrino-Wasser und die Tiernahrung Purina.

Beim Personal soll bis Ende 2027 jährlich eine Milliarde Franken gespart werden, so Nestlé. Navratil hat das gesamte Einsparungsziel bis dahin um 500 Millionen Franken auf 3 Milliarden Franken erhöht und will dies auch mit anderen Maßnahmen wie Digitalisierung und Automatisierung erreichen.

Die Ankündigung kam an der Börse gut an. Die Nestlé-Aktien legten in Zürich deutlich zu, zeitweise um mehr als 7 Prozent auf 82 Franken. Sie lagen aber immer noch unter dem Jahreshoch von März (knapp 92 Franken). Den Anlegern versprach Navratil in einem Gespräch mit Analysten: "Ich werde für eine Leistungssteigerung und einen höheren Shareholder Value sorgen." 

Wachstum auch durch Preiserhöhungen

Zu dem Neunmonatswachstum haben vor allem Preiserhöhungen beigetragen. Besonders die Region Europa legte zu, ebenso die Kaffeemarke Nespresso. Das Unternehmen sei auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen, sagte Navratil. 

"Wir bewegen uns in die richtige Richtung, aber wir müssen uns schneller bewegen", meinte er im Gespräch mit den Analysten. 12.000 Stellen sollen in Büros gestrichen werden, 4.000 in der Produktion und den Lieferketten. Navratil will auch mehr leistungsbezogene Löhne einführen. 

Schulden sollen runter

Der Nahrungsmittelkonzern will auch seinen Schuldenberg von mittlerweile rund 60 Milliarden Franken abbauen. Dies dürfte allerdings mehrere Jahre dauern, wie Finanzchefin Anna Manz erläuterte. Man wolle die Schulen deutlich reduzieren. 

Geld dafür soll unter anderem der Verkauf oder Teilverkauf des Mineralwassergeschäfts bringen. Nestlé sucht seit Monaten nach einem Partner. Ob Nestlé auch seine Beteiligung von 20 Prozent am französischen Konsumgüterkonzern L'Oreal reduzieren und dadurch Geld generieren wird, dazu äußerte sich Konzernchef Navratil nur vage. L'Oréal sei keine strategische Beteiligung, sondern ein finanzielles Investment, das stark und gut sei.

Neues Führungsduo

Navratil hatte den Chefposten vor eineinhalb Monaten von Laurent Freixe übernommen, der nach nur einem Jahr im Amt überraschend entlassen wurde. Ausschlag gab unter anderem eine verheimlichte Beziehung mit einer Mitarbeiterin. Auch Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke ging daraufhin vorzeitig und übergab an den bisherigen Vize Pablo Isla.

Die Erwartungen an Navratil und Isla sind hoch. Nach Jahren mit schwachem Wachstum und Führungsfehlern soll das Duo wieder mehr Dynamik bringen und aufs Tempo drücken. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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