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Es gab deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen als im ersten Halbjahr 2024. (Symbolbild)
Es gab deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen als im ersten Halbjahr 2024. (Symbolbild) Bild: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
Wirtschaft
So viele Firmenpleiten wie seit zehn Jahren nicht

Teure Energie, zurückhaltende Konsumenten, bürokratische Lasten: Immer mehr Unternehmen geben auf. Immerhin: Die jüngsten amtlichen Insolvenzzahlen machen etwas Hoffnung.

Neuss.

Bei den Firmenpleiten in Deutschland geht es sprunghaft nach oben: 11.900 Unternehmen werden nach Hochrechnungen der Auskunftei Creditreform bis zum Ende des ersten Halbjahres Insolvenz angemeldet haben. Das wären 9,4 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2024. 

Zwar hat sich der Zuwachs deutlich abgeschwächt – der Wert des ersten Halbjahres 2024 lag um 28,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum –, dennoch erreicht die Zahl der Unternehmensinsolvenzen den höchsten Stand seit 2015. Damals zählte Creditreform von Januar bis Ende Juni 11.530 Firmenpleiten.

"Unternehmen kämpfen mit schwacher Nachfrage, steigenden Kosten und anhaltender Unsicherheit", erklärt der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. "Besonders die finanziellen Reserven schwinden, Kredite werden teils nicht mehr verlängert und immer mehr Betriebe geraten in ernsthafte Schwierigkeiten."

Besonders viele Pleiten in der Dienstleistungsbranche

Einen deutlichen Anstieg der Firmenpleiten registriert die Auskunftei im ersten Halbjahr im verarbeitenden Gewerbe (plus 17,5 Prozent auf 940 Fälle) und im Handel (plus 13,8 Prozent auf 2.220 Fälle). Der Industrie machen unter anderem gestiegene Rohstoff- und Energiekosten zu schaffen, der Einzelhandel spürt die Kaufzurückhaltung vieler Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der Dauerkrisen sowie die Online-Konkurrenz. 

Der größte Anteil der Insolvenzen entfällt mit knapp 7.000 Fällen auf den Dienstleistungsbereich, zu dem etwa die Gastronomie zählt.

Vor allem die Dienstleistungsbranche ist von Pleiten betroffen. (Symbolbild)
Vor allem die Dienstleistungsbranche ist von Pleiten betroffen. (Symbolbild) Bild: Frank Rumpenhorst/dpa

Die Schäden durch Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2025 summierten sich auf geschätzte 33,4 Milliarden Euro – nach 29,7 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Gestiegen ist infolge von Großinsolvenzen auch die Zahl der bedrohten Jobs: 141.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind betroffen, im ersten Halbjahr 2024 waren es noch 133.000.

Auch Verbraucherinsolvenzen steigen deutlich

Auch Privathaushalte geraten mehr in finanzielle Not: Die Verbraucherinsolvenzen kletterten um 6,6 Prozent auf 37.700 Fälle im ersten Halbjahr. "Das anhaltend hohe Insolvenzgeschehen löst zunehmend Kettenreaktionen aus. Seit drei Jahren steigen die Fallzahlen bei Privatpersonen kontinuierlich", ordnet Hantzsch ein. "Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie Arbeitsplatzverluste, insbesondere in der Industrie, setzen viele Haushalte massiv unter Druck."

Auch bei den Verbraucherinsolvenzen sind die Zahlen deutlich gestiegen. (Symbolbild)
Auch bei den Verbraucherinsolvenzen sind die Zahlen deutlich gestiegen. (Symbolbild) Bild: Jonas Walzberg/dpa

Experten erwarten für das Gesamtjahr steigende Pleitezahlen

Für das erste Quartal 2025 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 5.891 beantragte Unternehmensinsolvenzen und damit 13,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 

Diverse Auskunfteien rechnen für das Gesamtjahr mit mehr Firmenpleiten als 2024. Im vergangenen Jahr war amtlichen Zahlen zufolge mit 21.812 Fällen ein Höchststand seit dem Jahr 2015 registriert worden. Der Anstieg war erwartet worden, nachdem die staatliche Unterstützung aus der Corona-Pandemie ausgelaufen war. Zudem belasten hohe Energiepreise, Bürokratie und politische Unsicherheit die Unternehmen. 

Die jüngsten Zahlen der Wiesbadener Statistiker machen zumindest Hoffnung, dass die Pleitewelle gebrochen sein könnte: Erstmals seit März 2023 gab es in einem Monat weniger angemeldete Insolvenzverfahren als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten für den Mai mitteilte. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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