„Billig kann schnell teuer sein“: Sachsens Wirtschaftsminister warnt vor Online-Schnäppchen aus China
Online-Marktplätze wie Temu und Shein locken mit Schnäppchen. Darum mahnt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig jetzt aber zur Vorsicht.
Dresden.Eine Jeans für 13 Euro, eine Smartwatch für neun Euro, ein Blutdruckmessgerät für nicht mal sieben Euro oder eine Eisenbahn für 15,66 Euro: Online-Marktplätze wie Temu, Shein, AliExpress, Ebay oder Amazon Marketplace locken Kunden mit extrem niedrigen Preisen und hohen Rabatten. „Mit dem Direktverkauf über Online-Plattformen kommen massenhaft Produkte auf den europäischen Markt, die nicht die geltenden Anforderungen an die Produktsicherheit erfüllen“, sagt Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Dazu zählten beispielsweise scharfkantige Spielzeuge, ungenaue Gesundheitstracker, falsche oder gar keine CE-Kennzeichnungen oder fehlende Kontaktinfos. Die Bundesnetzagentur hat im Jahr 2023 rund 5000 Warensendungen aus Drittstaaten kontrolliert und festgestellt, dass 92 Prozent dieser Waren nicht den EU-Vorschriften entsprachen. Der Handelsverband HDE meldete, dass etwa 60 Prozent der gelieferten Produkte wegen Verstößen gegen das Chemikalienrecht nicht verkehrsfähig waren.
Alle Spielzeuge aus Temu-Angebot mangelhaft
„Ob Technik, Textilien, Schmuck oder Spielzeug – bei auffälligen Schnäppchen in Online-Shops sollte man misstrauisch werden“, warnt jetzt auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). „Besonders auf den chinesischen E-Commerce-Plattformen Temu und Shein werden gefälschte und wenig hochwertige Produkte zu Billig-Preisen angeboten. Extrem niedrige Preise bedeuten allerdings meist auch extrem schlechte Qualität und fehlende Produktsicherheit.“ Zu diesem Ergebnis kommt auch die Organisation Toy Industries of Europe (TIE). Sie hat bei einer Stichprobenuntersuchung von Kinderspielzeug aus dem Temu-Angebot gravierende Mängel bei jedem der getesteten Spielzeuge festgestellt. „Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann zu ernsten Gefahren führen, zum Beispiel durch verbotene Weichmacher in Plastikspielzeug, giftigen Stoffen, scharfen Kanten oder sich lösenden Kleinteilen, die schlimmstenfalls verschluckt werden können“, so Dulig. „Billig kann schnell teuer werden.“
Dazu rät Sachsens Wirtschaftsminister
Dulig rät zum Kauf von Produkten aus Europa. Dort gebe es aus guten Gründen strenge Sicherheitsstandards, sagt er. „Gerade, wenn es um die Produktsicherheit von Spielzeug geht, sollte man deshalb einen großen Bogen um Billig-Shops und große Online-Plattformen wie Temu oder Shein machen. Mit dem Einkauf im Einzelhandel sind Eltern und Großeltern hingegen auf der sicheren Seite.“
Dulig: Temu kann nicht zur Rechenschaft gezogen werden
Dulig beklagt: Händler wie Temu werden derzeit für ihre gefährlichen Produkte nicht zur Rechenschaft gezogen. „Denn die Plattform bietet in ihrem Angebot nur Erzeugnisse von Drittanbietern – beinahe ausschließlich aus der Volksrepublik China.“ Sachsens Wirtschaftsminister fordert daher wirksame Maßnahmen auf Bundes- und EU-Ebene, um die Verbraucher zu schützen und die europäischen Rechtsvorschriften konsequent durchsetzen zu können. „Deutsche und europäische Unternehmen dürfen nicht dadurch benachteiligt werden, dass andere die geltenden Regeln umgehen“, sagt er.
Prüfsiegel gibt Sicherheit
Sachsens Wirtschaftsministerium rät deshalb, die Adresse des Verkäufers genau zu prüfen, um Händler aus Fernost zu erkennen. Hände weg von Produkten mit auffälligem Geruch, scharfen Ecken und Kanten, abfärbenden Materialien, Füllungen, die sich aus Stofftieren ziehen lassen, und mit losen Kleinteile, empfiehlt das Ministerium. Zudem sollte auf eine CE-Kennzeichnung und auf das GS-Zeichen, das für „geprüfte Sicherheit“ steht, geachtet werden, so der TÜV. „Produkte mit diesen Prüfzeichen wurden von unabhängigen Stellen geprüft und stehen für die Einhaltung von Richtlinien und Normen.“ (juerg)