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Familie Hommel trägt im Straßenverkehr keine Warnwesten, aber immerhin reflektierende Kleidung.
Familie Hommel trägt im Straßenverkehr keine Warnwesten, aber immerhin reflektierende Kleidung. Bild: Illustration: Maria Costantino
Familie

Die Familienkolumne: Die Sicherheit von Kindern ist offenbar nicht so wichtig

Die dunkle Jahreszeit hat ihren Reiz. „Reizend“ ist es allerdings auch, mit Kindern in der Dunkelheit Fahrrad zu fahren.

Ein Freund hat mir mal gesagt, dass es das Wort „eigentlich“ in vielen Sprachen gar nicht gebe. Es sei wohl typisch deutsch, eine große These rauszuhauen, um sie sofort wieder abzuschwächen. Sagte der Freund. Ich weiß nicht, ob er Recht hat. Eigentlich wollte ich ja Linguistik studieren, aber...

Zurück zum Thema. Hier geht es um den Herbst. Und um meinen derzeitigen Lieblings-Eigentlich-Satz: „Eigentlich mag ich den November. Aber...“

Warum ich den November mag? Weil er so ruhig ist. Weil er uns nicht ständig überfordert mit Weihnachtsfeiern, Geschenkanlässen, Pyramidenanschiebereignissen. Weihnachten ist für mich ein wichtiges Fest. Aber das ganze Drumherum ist für Familien manchmal überfordernd. Der November dagegen bietet uns allen eine Verschnaufpause an.

Doch es gibt eine Sache, die mir am November überhaupt nicht gefällt. Und das ist die Dunkelheit. Nun kann man gegen meine Beschwerde viele rationale Argumente finden. Zum Beispiel, dass sich die Erde nun einmal um die Sonne dreht und dabei auch noch irgendwie schräg unterwegs ist. Und dass man die Uhr nun einmal zurückstellen muss, wenn man sich im Frühling erlaubt hat, sie vorzustellen. Sehe ich alles ein. Ich kann mich auch an den Schwibbögen erfreuen, die im fließenden Übergang direkt nach den Kürbissen dafür sorgen, dass es uns warm um Auge und Herz wird.

Ja, auch die Dunkelheit hat ihre Berechtigung. Aber wenn ich in der Dunkelheit mit den Kindern auf dem Fahrrad unterwegs bin, nützen mir all diese rationalen Argumente überhaupt nichts. Dann versinke ich im Chaos der Jahreszeitenwechsel-Beleuchtungslogistik, und das jeden verdammten Herbst. Das vordere Licht des Mittleren (8) habe ich früh noch aufgeladen, aber wo ist jetzt mein eigenes Rücklicht und warum ist die Beleuchtung des Kleinen (6) schon wieder ausgegangen? Und wie soll man das Rücklicht überhaupt am Sattel eines Kinderfahrrads befestigen?

Die Ursache des Problems: Kinderfahrräder werden oft ohne verkehrssichere Beleuchtung verkauft. Eltern müssen nachrüsten. Ein Dynamo-Licht fest zu installieren, ist aufwendig, und die Fahrradläden haben Wartezeiten... Also kauft man Lichter zum Anklemmen, die hell sind, aber regelmäßig aufgeladen werden müssen. Und die man tagsüber in die Tasche steckt, damit sie nicht geklaut werden. Dann muss man sie wieder aus der Tasche herauskramen und befestigen. Dabei muss man beachten, dass der USB-Ladezugang verschlossen ist, damit keine Feuchtigkeit reinkommt. Viele kleine Dinge, die den Familienalltag schwerer machen. Ich frage mich, warum der Staat, der so vieles reguliert, nicht an dieser Stelle mal durchgreift. Warum dürfen Fahrräder ohne Licht verkauft werden? Man würde auch kein Auto ohne Scheinwerfer verkaufen. Aber offenbar ist die Sicherheit von Kindern nicht ganz so wichtig.

Der November kann allerdings nichts für meine trüben Gedanken. Ihn mag ich trotzdem. (eva)

Bild: Mark Frost

Eva-Maria Hommel, Jahrgang 1984, ist Redakteurin bei der „Freien Presse“. Sie wollte schon immer drei Kinder, und so ist es auch gekommen. Das (Familien)Leben hält viele Überraschungen bereit - einige davon sind Thema dieser Kolumne.

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