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Beantwortete im Chat Fragen zum Thema Neurodermitis: Silke Herold, Allergologin und Hautärztin.
Beantwortete im Chat Fragen zum Thema Neurodermitis: Silke Herold, Allergologin und Hautärztin. Bild: Kristin Schmidt
Telefonforum
04.06.2012

Experten-Chat zum Thema Neurodermitis

Silke Herold beantwortete Ihre Fragen

Hallo und herzlich willkommen zu unserem heutigen Experten-Chat. Von 11 bis 13 Uhr dreht sich diesmal alles um das Thema Neurodermitis. Silke Herold, Allergologin und Hautärztin, beantwortet dazu Ihre Fragen. Bitte beachten Sie, dass es sich um einen moderierten Chat handelt. Ihre Fragen werden von uns Schritt für Schritt freigeschaltet - auf diese Weise behalten Sie und wir den Überblick.

(Moderator) Nochmals herzlich willkommen - Frau Herold ist eingetroffen. Wir starten mit der ersten Frage.

(KatjaKlaus_Geyer) Sehr geehrte Fr. Dr. Herold, mein Sohn Kalle (2) leidet an einem atopischen Ekzem. Wir haben viele Höhen und Tiefen, Therapien (Salzgrotte, Bioresonanz, Ostseeluft) und Nahrungsmittelversuche durchlaufen. Im Januar habe ich ein Allergiescreening vom Kinderarzt durchführen lassen mit folgendem Ergebnis: Schimmelpilzmischung (m1,m2,m3,m6) Klasse 3 Wert 5.1 (IU/l) Hafermehl Klasse 2 Wert 1.26 Weizenmehl Klasse 2 Wert 1.8 Roggenmehl Klasse 2 Wert 0.96 Banane Klasse 2 Wert 0.99 Milcheiweiß Klasse1 Wert 0.48 Erdnuss, Sojabohne Klasse1 Wert 0.4 Alpha-Lactalbumin Klasse1 Wert 0.5 Gliadin - AK IgG 29.9 U/ml (Ref.ber. <12.00) Gesamt IgE 72.7 kU/l (Ref.ber. <50.00) Eine schimmelfreie Umgebung wird man wohl nicht schaffen können. Welche Abhilfe gibt es sonst, die Sie empfehlen können (Desensibilisierung? Laserakupunktur?)? ∆ Kann es sein, dass sich die Schimmelpilzallergie auch als Hautpilz zeigt? Viele Flechten sind kreis- oder halbkreisförmig angeordnet. Der Kinderarzt lehnt strikt ab. Eine Pilzcreme (infectosoor) hatte jedoch ganz gut angeschlagen oder war es nur das darin enthaltene Zinkoxid. Nun ist so eine Ferndiagnose schwierig, aber rein theoretisch, gibt es so was? Sehr geehrte Fr. Dr. Herold, mein Sohn Kalle (2) und ich waren im Oktober/ November 2010 auf Schloss Friedensburg in Behandlung wegen seines atopischen Ekzems. Wir haben seit dem viele Höhen und Tiefen, Therapien (Salzgrotte, Bioresonanz, Ostseeluft) und Nahrungsmittelversuche durchlaufen. Im Januar habe ich ein Allergiescreening vom Kinderarzt durchführen lassen mit folgendem Ergebnis: Schimmelpilzmischung (m1,m2,m3,m6) Klasse 3 Wert 5.1 (IU/l) Hafermehl Klasse 2 Wert 1.26 Weizenmehl Klasse 2 Wert 1.8 Roggenmehl Klasse 2 Wert 0.96 Banane Klasse 2 Wert 0.99 Milcheiweiß Klasse1 Wert 0.48 Erdnuss, Sojabohne Klasse1 Wert 0.4 Alpha-Lactalbumin Klasse1 Wert 0.5 Gliadin - AK IgG 29.9 U/ml (Ref.ber. <12.00) Gesamt IgE 72.7 kU/l (Ref.ber. <50.00) Nun suche ich Ihren Rat, da ich Sie als sehr fachkundig und hilfsbereit in Erinnerung habe. Eine schimmelfreie Umgebung wird man wohl nicht schaffen können. Welche Abhilfe gibt es sonst, die Sie empfehlen können (Desensibilisierung? Laserakupunktur?)? Kann es sein, dass sich die Schimmelpilzallergie auch als Hautpilz zeigt? Viele Flechten sind kreis- oder halbkreisförmig angeordnet. Auf Gluten verzichtet Kalle seit dem Befund. Hirse und Reis waren laut Blutbild ok., aber klinisch bin ich der Meinung, dass er darauf reagiert. So bleiben im Moment nur noch Mais und Kartoffeln. Das Hautbild (Beine, Handgelenke, Hals/ Nacken, Kinn) schwankt, Flechten kommen immer wieder neu, der Juckreiz ist quälend. An Basispflege verwende ich z.Z. Eucerin hautberuhigende Lotion 12%omega und Dermatop Basissalbe (Gesicht im Winter), auf Flechten oder Frieseln creme ich (mit Pausen) ammonbituminosulfon 1% mit lanolinum und ungt emulsific aqua gemischt. Auf Zinkoxidsalben verzichte ich im Moment, da diese sehr ausgetrocknet und das Hautbild verschlechtert haben. Das waren jetzt viele Infos und Fragen (hab sicher auch noch eine vergessen). Ich hoffe sehr, dass Sie mir einige Tipps geben können und bedanke mich schon im Voraus für Ihr Bemühen.

(SilkeHerold) Liebe Frau Klaus, kreisrunde oder halbkreisförmige Herde mit Randbetonung können schon auch Hautpilzinfektionen sein. Es gibt aber auch sogenannte Mykide. Da reagiert das Immunsystem an der Haut mit, wenn der Kontakt zu einem Pilz (auch einem Schimmelpilzallergen irgendwo im Körper stattfindet, z.B. auch, wenn man Schimmelpilzsporen über Nahrungsmittel (hier rohe Getreide im Müsli, Trockenobst, Weintrauben...) aufnimmt. Eine Umstimmungstherapie des Immunsystems wäre hier sicher sinnvoll, eine Hyposensibilisierung gegenüber Schimmelpilzallergenen ist eher kritisch zu sehen. Durchgehende Erfolgsberichte gibt es hier nicht. Die gerade verwendeten Cremes sind ok, aber wenn die Haut rot und heiß ist, dann doch mal Zink-haltige Salben benutzen. Als Kalle bei uns war, war er noch sehr klein und sicher haben sich einige Sachen verändert. Bei dem Auf und Ab wäre eventuell nochmals eine Diagnostik und Neueinstellung sinnvoll. Sie können mich auch nochmal in der Klinik anmailen. Bei den Sensibilisierungen gegen Nahrungsmittel handelt es sich erstmal nur um Hinweise. Gerade bei den niedrigen Antikörperzahlen kann es sein, daß Kalle die Nahrungsmittel trotz allem verträgt. Das kann man aber, wie Sie wissen, nur über die Provokation herausfinden. Ich hoffe, das hilft Ihnen ein Stück weiter.
 

(Gast5) Hallo, mein Sohn (11 Jahre) leidet unter verschiedenen Allergien. Auch eine leichte Neurodermites hat er. Am Körper haben wir es durch eine Creme sehr gut hinbekommen. Leider hat er aber auf dem Kopf immer wieder Verkrustungen und so etwas wir den Milchschorf als er klein war. Mit Öl kommen wir nicht weiter. Abkratzen möchten wir es auch nicht. Was können Sie uns empfehlen?

(SilkeHerold) Bei den geschilderten Hautveränderungen handelt es sich wahrscheinlich um ein Kopfekzem. Sind die Veränderungen an der Kopfhaut eher trocken (Haarewaschen 1-2x/ Woche reicht) oder fettig (Haarewaschen alle 2 Tage oder täglich nötig)? Danach richtet sich auch die Behandlungsempfehlung (trocken: Lösung mit "Milchschorfgel" von Avene möglich, milde Haarwäschen wie Physiogel oder Wofacutan oder Lipogel könnte gehen. Wenn der Schorf sehr haftet, dann geht auch mal Lygal Kopfsalbe N (ist eher für Schuppenflechte gedacht, aber gut auswaschbar), aber bei aufgekratzter Haut könnte das sehr brennen. Die Lygalkopfsalbe enthält Salicylsäure zum Schuppenlösen, man sollte sie aber immer auswaschen vor dem Schlafen oder vor der Schule. Bei eher fettigen Kopfekzemen wirken Haarwäschen wie Stieprox-Shampoo oder Kelual DS von Ducray recht gut. Wichtiger als die äußerliche Behandlung ist aber das Herausfinden der Ursachen für die Reaktionen an Haut/ Kopfhaut. Nahrungsmittelallergien oder auch Pollenallergien (Pollen hängen ja in den Haaren fest und haben Zeit, auf die Kopfhaut einzuwirken), aber auch ein Erreger auf der Kopfhaut namens Pityrosporum orbiculare kann diesen Schorf hervorrufen. Löst man nicht das Kernproblem, wird man immer wieder "herumdoktern". Wenn Sie die Art der Schuppung nicht selbst beurteilen wollen/können, dann einfach mal den Kinder- oder Hautarzt um Rat fragen. 

(Moderator) Wir kommen noch einmal zurück zu Frau Klaus aus Geyer. Da uns hier sehr spezielle Einzelfälle geschildert werden, bitten wir um ein wenig Geduld bei der Beantwortung der Fragen.
 

(KatjaKlaus_Geyer) Was halten Sie von Optiderm (Polidocanol, Harnstoff) zur Juckreizlinderung. Hilft gut (nachts), weiß aber nicht um die Nebenwirkungen (lang- und kurzfristig). Wo und wie kann eine Umstimmungstherapie erfolgen (ambulant/ stationär)? Ist es richtig, dass sich Schimmelpilzsporen über 1000m nicht halten können und somit ein alpiner Urlaub günstig wäre für uns?

(SilkeHerold) 1: Optiderm ist ok. Polidocanol betäubt die kleinen freiliegenden Nervenendigungen in der Haut für 2-4 Stunden. Damit lassen sich Juckreizattacken gut "ausbremsen", damit es nicht durchs Kratzen mehr juckt, wodurch man wieder mehr kratzt....Sie können es immer wieder auftragen und auch ohne bekannte Nebenwirkungen sehr lange verwenden. Nur wenn es nicht mehr angenem ist beim Auftragen, dann ist es ein Grund zum Wechseln. Selten sind Allergien auf Polidocanol. Harnstoff brennt bei aufgekratzen Stellen manchmal. Umstimmungstherapien kann man auch zu Hause durchführen, aber die Einleitung stationär wäre sinnvoll, damit man sicher ist, daß man die begonnene Therapie (Möglichkeiten sind Thymustherapie, Spenglersan Kolloide, über das Darmimmunsystem wirksame Antiallergika, homöopathische Komüplexmittel...) auch verträgt und man etwas auswählt, was zu Kind und vorliegenden Befunden paßt. Schimmelpilze sind sehr umweltresistent (einige Arten gab es schon in der Eiszeit). Das mit den 1000m trifft für Hausstaubmilbenallergene zu, leider nicht für Schimmelpilzsporen. Den alpinen Urlaub kann man trotzdem planen und gucken, ob es gut funktioniert, da es in den Bergen auch weniger Pollen und Feinstaubbelastungen gibt. Aber es ist da so wie mit Ostsee oder Nordsee, auch das hilft nicht bei jedem. Wenn die ganze Familie Freude am Bergurlaub hat, dann ist es sicher für alle gut.
 

(Gast6) Wir haben bei unserer Tochter das Problem Neurodermitis ganz gut in den Griff bekommen, mit 15/16 Jahren zeigte sich beginnendes Asthma und der Kinderarzt verordnete ein Spray. Wie muss der Zusammenhang zu diesen Folgeerkrankungen gesehen werden und worauf muss man sich einstellen?

(SilkeHerold) Das Spray behandelt erstmal nur die Symptome Entzündung und Verengung der Atemwege, die aber sicher einen Grund haben. Der Wechsel der atopischen Erkrankung von der Haut zu den Atemwegen ist sicher die ungünstigste Variante des sogenannten "Etagenwechsels" oder "atopic march", da Entzündungsreaktionen in den tieferen Atemwegen das Lungengewebe dauerhaft schädigen kann und bei einem Asthmaanfall eine Überblähung der Lunge entstehen kann. Oft liegen sowohl der entzündeten Haut als auch an den Reaktionen an den Atemwegen ähnliche auslösende Ursachen (wir sagen dazu Triggerfaktoren oder Provokationsfaktoren) zugrunde. Wann treten die Beschwerden bei der Tochter auf? Beim Sport oder nur in bestimmten Jahreszeiten, parallel zu Erkältungen? Diese Ursachen sollte man herausfinden und dagegen vorgehen, dann braucht man auch weniger Spray (denn auch das Spray hat ja gewisse Nebenwirkungen, die man so gering wie möglich halten sollte). Wenn das Spray einen Cortisonanteil hat, dann wird die Immunabwehr der Mundschleimhaut willentlich verringert (denn über die Immunzellen wird ja dioe Entzündung ausgelöst). Damit können sich aber Krankheitserreger auch besser vermehren, weil ja die körpereigene Gegenwehr fehlt. Ist man auf die Daueranwendung eines cortisonhaltigen Sprays angewiesen, dann sollte man alle 3-4 Monate mal einen Erregerabstrich von der Mundschleimhaut durchführen, denn vermehrte Erreger im Mund-/Rachenraum können als Infekterreger das Asthma verschlechtern (Teufelskreis) und Infektionen konsequent behandeln.
 

(Gast8) Sehr geehrte Frau Doktor Herold, ich leide schon seit meiner Kindheit an Neurodermitis und Exzemen. Betroffen sind oft Hände und Arme. Kordisonsalbe hilft zur Zeit nicht. An den Händen habe ich runde Flecke, wo die rohe Haut zu sehen ist. Welche Cremes kann man benutzen. Meine zweite Frage: Ich müsste eigentlich wegen einer Erkrankung Psychopharmaka einnehmen. Bekomme aber davon gräßlichen Juckreiz und hatte beide Arme zerkratzt und total entzündet. Ich habe die Medikamente abgesetzt und alles ist wieder in Ordnung. Kennen Sie Medikamente, die vertragen werden?

(SilkeHerold) Leider kann ich, ohne die rote rohe Haut an Ihren Händen zu sehen, ganz schlecht einen Salbenrat geben. Mild und nicht brennend ist die ganz einfache weiche Zinkpaste (Pasta zinci mollis NRF), die auch Wundflüssigkeit bindet, gegen die Entzündung und den Juckreiz wirkt, allerdings auch austrocknet (bei nässenden Hautarealen ist das ja gewünscht). Unter Zinkpaste regeneriert sich auch die Hautbarriere recht gut. Zu den Psychopharmaka kann ich nur recht wenig sagen, da ich ja nicht weiß, gegen welche Erkrankung eine Wirkung erzeugt werden soll. Leider haben viele Psychopharmaka gegen alle möglichen psychischen Erkrankungen die Nebenwirkung, den Juckreiz auszulösen. Ein mildes Beruhigungsmittel mit juckreizstillender Wirkung ist der Wirkstoff Doxepin, aber es vermindert die Fahrtauglichkeit, macht viele Patienten sehr müde, ist also auch nicht für jeden geeignet. Manche Psychopharmaka erzeugen den Juckreiz durch Hemmung des Histaminabbaues (Histamin ist ein Botenstoff im Körper, der unter anderem Gefäßweitstellung, Juckreiz...auslöst, für die Abwehr von Streß und Infekten aber auch gebraucht wird). Bringt man zusätzlich Histamin über Nahrungsmittel in den Körper (u.a. Kakao, Tomate, Paprika, Rotwein,Sekt, Dosenfisch, lang gereifter Käse, Weintrauben), dann juckt es um so stärker. Manchmal kann man ein Psychopharmakon auch vertragen, wenn man das Histamin in der täglichen Nahrung vermindert (meiden kann man es nicht).
 

(KatjaKlaus_Geyer) Danke erstmal für Ihre Antworten auf meine vielen Fragen. Kann man die Umstimmungstherapie bei Ihnen in Leutenberg einleiten und wie lange würde der Aufenthalt dauern? (Ich habe noch 2 weitere Kinder (4,7).

(SilkeHerold) Wenn wir alles gut planen (sollten wir per mail oder telefonisch vor Festlegung des gewählten Zeitraumes besprechen), dann könnte es in 1-1,5 Wochen gut machbar sein. Wir kennen Kalle ja schon, Sie kennen das Haus schon, so daß wir uns auf das Wesentliche konzentrieren können. Wenn alle Stränge reißen, dann müssen die Großen mitkommen, wenngleich das für Sie wahrscheinlich Mega-anstrengend wird.

(Moderator) Gibt es weitere Fragen an unsere Expertin Silke Herold? Sie steht Ihnen hier im Chat noch eine Stunde zur Verfügung.
 

(Gast11) Es ist sehr viel von Salben und der Behandlung der Haut die Rede. So richtig Angst wird mir als Mutter eines Neurodermitis-Kindes eigentlich beim angesprochenen "Etagenwechsel" zum Asthma. Kann man denn solchen "Perspektiven" von Neurodermitis überhaupt vorbeugen?
 

(SilkeHerold) Ja: im Säuglingsalter ist die Haut der schwächste Punkt im Körper (noch viel dünner, weniger Hornschichten, Hautzellen weniger fest miteinander verzahnt) und die Einwirkung eines oder mehrerer Auslösefaktoren wird sich dort am stärksten zeigen, sprich als Hautentzündungs mit Nässen.... Mit zunehmendem Lebensalter kommen dann die Nasen-Rachen-Infekte (Schnoddernasen im Kindergarten, die sich immer wieder gegenseitig anstecken) und die Bronchitiserkrankungen. Damit laufen Entzündungen an den oberen Atemwegen ab, die diese Systeme auch schwächen. Um einen frühzeitigen Etagenwechsel zu verhindern, ist es wichtig, die Infektabwehr zu stärken und damit auch die Häufigkeit von Entzündungen in diesem Gebiet zu minimieren. Damit meine ich nicht, bei jedem Infekt gleich ein Antibiotikum zu geben, denn damit löse ich auch Schäden in der nützlichen Bakterienflora im Darm aus. Das führt zu einer Verminderung der Abwehrlage, da ca. 70% der Immunzellen des gesamten Körpers entlang des Darmes aufgestellt sind, um zu kontrollieren, was auf diesem weg in den Körper kommt und Krankmachendes dort abzuwehren. Wichtig für eine gute Immunabwehr ist ein gesunder Darm, aber auch das, was ich da hineinstecke. Nahrungsmittel, die viele Farbstoffe enthalten und Konservierungsmittel, die erfordern große Aufmerksamkeit des Immunsystems, denn die Farb- und Konservierungsstoffe braucht der Körper nicht zum Wachsen, Funktionieren, Gesund- und Jungbleiben. Die müssen von den Immunzellen also aktiv aussortiert werden und die Immunzellen, die gerade damit beschäftigt sind, die können keine Infekte bekämpfen. Also, möglichst wenig künstlich Gefärbtes und Konserviertes essen. Ist eine Infektanfälligkeit schon da, dann kann man das Immunsystem auch wieder "umerziehen". Da gibt es verschiedene Präparate, die auch keine negativen Begleitwirkungen haben. Wichtig ist, daß man alles in Maßen genießt und die allgemeinen Richtlinien zum Gesundbleiben beachtet (nicht in der Wohnung rauchen, keine Katze in der Wohnung halten, ausgewogen und gesund essen, ausreichend schlafen). Bestehen bereits Allergien, dann kommen die vorhin schon erwähnten Umstimmungstherapien in Betracht. Man muß keine Ängste haben, denn man ist diesem "atopic march" nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann aktiv etwas für sich und sein Kind tun.

(Gast12) Sehr geehrte Frau Dr. Herold, seit ca. 3 Wochen leide ich unter roten, stark juckenden Augenlidern, welche sich auch schuppten. In der Apotheke erhielt ich als Basispflege eine Salbe mit 15% Glyzerol. Die schuppigen Stellen sind verschwunden, die Rötung und der Juckreiz jedoch nach wie vor, mal intensiver, mal weniger vorhanden. Teilweise tritt es auch unter dem Auge auf. Ich habe keine Neurodermitis, bin aber allergisch auf Duft- und Konservierungsstoffe. Ich habe jedoch keine anderen Kosmetika oder Waschmittel benutzt wie bisher. Was könnten Sie mir hier evtl. empfehlen?

(SilkeHerold) Lidekzeme sind oft durch Allergien ausgelöst, ihre Duft- und Konservierungsstoffe zählen da leider zu den Top-Favoriten. Leider ändern Kosmetikhersteller manchmal einfach die Zusammensetzung ihrer Produkte (machen beispielsweise ein anderes Öl, einen anderen Konservierer rein), ohne das zu erkennen zu nehmen. Sie sollten sich auf jeden Fall mal mit dem Hersteller in Verbindung setzen und nachfragen oder eine vielleicht noch vorhandene Schachtel mit einer neu gekauften abgleichen. Andererseits könnten Sie auch eine neue Allergie erworben haben, die Ihnen Ärger macht. Gerade fliegen auch die Stäube von Korbblütlern (Kamille, Schafgarbe, Rainfarnkraut), die gerne mal Lidekzeme machen. Ich selbst habe im letzten Jahr auch ein Lidekzem gehabt. Bei mir war der Auslöser ein Anisextrakt in meiner Tagescreme (hatte ich übersehen, denn ich wußte eigentlich, daß ich auf Anis allergisch reagiere). Neue Möbel oder Teppiche, die Formaldehyd ausdünsten könnten Lidekzeme auslösen, ebenso Wandfarben oder Lacke, die frisch gestrichen wurden. Die Basispflege mit Glyzerol geht offensichtlich in Ordnung. Sofern Sie keine Nickelallergie haben, können Sie auch bei starkem Juckreiz und entzündlich erhitzter Haut mal grüne Teebeutel auflegen (2 Teebeutel in eine große Tasse mit heißem Wasser hängen und mindestens 20 min ziehen lassen, dann ausdrücken und abgekühlt auf Körpertemperatur auflegen für 30 min). Grüner Tee wirkt antientzündlich, juckreizstillend und zieht erweiterte Gefäße zusammen, trocknet aber auch aus. Er enthält aber auch Nickel, daher nicht bei Nickelallergie machen.
 

(SilkeBauer_Zwickau) Guten Tag, ich habe seit letzten Herbst stark juckenden Hautausschlag an den Händen welcher mit Bläschenbildung beginnt. Seit einiger Zeit, ca. 5-6 Wochen sind die Füße auch betroffen. ich kann dabei die Haut regelrecht in Fetzen abziehen. Eine Cortisonsalbe bringt nur bedingt Besserung. Der Hautarzt hat mir jetzt eine UV-Lichtbehandlung empfohlen. Ich bin weiblich, 47 Jahre und hatte bisher überhaupt noch keine Hautprobleme. Was kann ich noch für Möglichkeiten nutzen um den Ursachen auf den Grund zu gehen.

(SilkeHerold) Liebe Frau Bauer, die Erkrankung, die jetzt bei Ihnen begonnen hat, nennt sich "dyshidrotisches Hand- und Fußekzem". Dazu neigen Patienten, die an den Händen und Füßen verstärkt schwitzen. Wenn das bisher bei Ihnen nicht zutraf, jetzt aber plötzlich aufgetreten ist, dann könnten hormonelle Umstellungen (beginnende Wechseljahre, Schilddrüsenstörungen), neu aufgetretene Stoffwechselstörungen (Diabetes...) die Ursache sein. Die Erkrankung kann aber auch allergisch bedingt sein (Inhaltsstoffe einer Handcreme, eines neuen Arbeitsstoffes, mit dem Sie vielleicht bisher nicht zu tun hatten, Metalle, die man täglich in Türklinken, Schlüsseln etc berührt). Raucher neigen eher dazu, an dieser Erkrankung zu erkranken, zu viel Kaffee, scharfe Gewürze, zu viel Alkohol können die Symptome verstärken. Auch neu eingenommene Medikamente zur Behandlung anderer Erkrankungen (z.B. gegen Fettstoffwechslestörungen, hohen Blutdruck o.ä. können diese Beschwerden auslösen. Die bisherigen Behandlungen sind nur gegen die Hautsymptome gerichtet, können sie nur unterdrücken. Eine Diagnostik der Auslöser bei Ihnen ist sehr, sehr wichtig, denn die Haut wird durch die Behandlungen auch dünner, manchmal entwickeln sich durch die in der Therapie eingesetzten Salben neue Allergien.Ein stationärer Aufenthalt wäre für Sie sicher sinnvoll.
 

(Moderator) Wir kommen zur letzten Frage in diesem Chat, danken allen für die rege Teilnahme und Silke Herold für ihre ausführlichen Antworten. Das Chat-Protokoll ist ab sofort unter www.freiepresse.de/chat_neurodermitis abrufbar.
 

(Gast18) Unsere Enkeltochter leidet unter Neurodermitis. Sie ist 6 Monate alt. Der Arzt verschreibt Kortison, welches die bekannten Nebenwirkungen hat. Wir haben früher Oleum Pedum Tauris - Bäder in der Kindermedizin angewendet. Diesen Bedewasserzusatz, der auch in Säuglingskliniken angewendet wurde, gibt es offensichtlich nicht mehr. Wenn doch, wo ist es erhältlich oder gibt es ein Alternativmittel auf der Stier/Ochsenklauenbasis. Danke.

(SilkeHerold) Rinderfußöl ist noch zu kriegen, das kenne ich auch noch aus meiner Ausbildungszeit. Wegen des gewöhnungsbedürftigen Geruches wird es aber kaum noch angewandt, abgefordert, was die Anzahl der Anbieter deutlich reduziert hat. Über Apotheken ist es noch erhältlich. Wir behandeln in der Klinik viele so kleine betroffene Säuglinge ohne Kortison. Eine frühzeitige Diagnostik ist wichtig. Auch schulen wir die Muttis zur stadiengerechten Therapie (was mache ich in welcher Situation auf die Haut, denn beispielsweise kann ich auf nässende Haut keine Fettcreme tun (die läuft davon). Die Muttis lernen auch während des stationären Aufenthaltes, bestimmte Hautreaktionen einzuordnen, die Auslöser einzuschätzen und "kleine Notfälle" zu managen. Das gibt Sicherheit, nimmt Ängste und ist für die Zukunft sehr wichtig. Die nur äußerliche Behandlung reicht leider in den seltensten Fällen aus. Vielen Dank für die interessanten Fragen und das Interesse. Für alle Chatter einen schönen Tag wünscht Silke Herold.

 

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