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Menschen, die bewusst nach positiven Erfahrungen suchen, erleben oft mehr Lebenszufriedenheit.
Menschen, die bewusst nach positiven Erfahrungen suchen, erleben oft mehr Lebenszufriedenheit. Bild: Christin Klose/dpa-tmn
Gesundheit
Diese 2 Verhaltens-Fallen stehen dem Glück im Weg

Glück ist kein Dauerzustand, aber wer weiß, was ihm wichtig ist und es bewusst angeht, kann positive Gefühle genießen und lebt zufriedener. Warum es dabei auch aufs Loslassen ankommt und weitere Tipps

Reno/Hamburg.

Klar: Wir alle wollen glücklich sein. Mehr Menschen in Deutschland zeigen sich einer Befragung zufolge sehr zufrieden mit ihrem Leben – aber es sehen auch mehr Menschen Anlass zum Klagen. Alles also nicht so einfach mit dem Glücklichsein. Woran liegt das? Es könnte mit der Art und Weise zu tun haben, wie wir es versuchen. Das schreibt der US-Psychologe Steven C. Hayes. Er ist Mitbegründer der Acceptance and Commitment Therapy (ACT) und Stiftungsprofessor an der University of Nevada in Reno in einem Beitrag für "Psychology Today".

Die Vermeidungs-Falle: Unangenehme Gefühle wegdrücken

Gefühle wie Trauer, Angst oder Unsicherheit zu unterdrücken – das klingt nachvollziehbar, funktioniert aber nicht, sondern ist sogar kontraproduktiv. Hayes vergleicht es mit dem Versuch, einen Wasserball unter Wasser zu halten: Er ploppt wieder hoch, und zwar mit Wucht. 

Wer ständig versucht, negative Emotionen zu vermeiden oder "wegzudrücken", verstärkt sie oft ungewollt. Dieses Vermeidungsverhalten könne Ängste verstärken und unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit überhaupt beeinträchtigen.

Die Klammer-Falle: Glück festhalten wollen

Ebenso problematisch und dysfunktional: Wenn wir uns an positive Gefühle regelrecht klammern. Das hat etwas von Krampf. "Wahres Glück entsteht dadurch, dass man Dinge wahrnimmt, genießt und loslässt – und nicht dadurch, dass man Beständigkeit verlangt", schreibt Hayes.

Wenn wir vom Leben erwarten oder verlangen, dass alles rosarot ist, "verlieren wir den Blick für den eigentlichen Zweck von Emotionen: Sie sollen uns in der Gegenwart leiten", so Hayes. "Emotionen sind wie Kontrollleuchten im Armaturenbrett. Sie signalisieren, was gerade passiert. Wenn sie ständig leuchten würden, würden sie schnell ihre Bedeutung verlieren."

Gefühle dürfen einfach mal da sein

"Grundsätzlich ist es wichtig, dass alle Emotionen oder Gefühle da sein dürfen", sagt auch Dorothee Salchow, Trainerin und Coach für Positive Psychologie. 

Auch schlechte Gefühle haben ja, da sind Experten sich einig, ihr Gutes: Sie weisen uns darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung ist und vielleicht Handlungsbedarf besteht. 

Positive Emotionen hingegen zahlen auf unser Wohlbefinden ein, so Salchow, etwa Vergnügen, Inspiration, Dankbarkeit, Liebe, Ehrfurcht, Interesse, Stolz, Freude, Gelassenheit und Hoffnung. 

Und die kann man sich aktiv ins Leben holen. Entscheidend ist nicht, dass wir nach Glück streben - sondern wie. Das zeigt auch eine Studie, die Steven Hayes mit Kollegen durchgeführt hat und die untersucht, wie Menschen im Alltag positive Glück suchten und erlebten. 

Dabei unterscheidet die Studie zwei Strategien und betrachtete, wie die einzelnen Probanden sie anwandten.

  • einerseits das "Experiential Attachment", der Versuch, positive Gefühle, die man erlebt, festzuhalten.
  • andererseits "Positivity Prioritizing": das bewusste Streben nach positiven Erfahrungen – etwa einem Gespräch mit Freunden oder etwas Schönes zu genießen 

Bei den einzelnen Personen führte ersteres dazu, dass das Glücksempfinden konsistent eher weniger wurde.

Bei der Betrachtung derjenigen, die das PP-Prinzip anwandten, gab es eine Untergruppe, bei der das funktionierte und über den Untersuchungszeitraum wie ein "Happiness-Booster" wirkte, berichtet Hayes. Bei einer anderen Untergruppe dagegen habe das nicht direkt geholfen, andere seien dabei in die "Festhalte-Falle" gerutscht.

Der Unterschied liegt Hayes zufolge im Angang, darin, wie die Teilnehmer nach Freude und Glück strebten. "Es geht darum, das Glück klug zu verfolgen, ohne in "Fallen" zu geraten, die uns Lebensenergie rauben." 

In der Acceptance and Commitment Therapy ist ein zentraler Punkt, etwas zu akzeptieren - etwas, das wir nicht ändern können, negative Gefühle -, loszulassen und die Energie dafür zu nutzen, bewusst und engagiert nach den eigenen Werten zu handeln.

Steven Hayes rät:

  • Tun Sie etwas Liebevolles, um mehr Liebe zu spüren.
  • Schaffen Sie etwas Schönes, um mehr Schönes zu sehen.
  • Versuchen Sie, heute einen glücklichen Moment zu erwischen. Genießen Sie ihn. Lassen Sie ihn dann vorbeiziehen, ohne ihn festzuhalten.
  • Fragen Sie sich: "Was ist eine kleine Sache, die ich tun kann, um mehr Glück in meinem Leben zu schaffen?" Vielleicht könnte das es ein freundliches Wort zu einem Freund sein oder ein Spaziergang in der Natur. 

"Positive Emotionen sind wertvoll, weil sie vorbeigehen", schreibt Hayes. Man kann sie suchen, schaffen und genießen - und loslassen. "Wenn du nicht bereit bist, es zu verlieren, hast du es schon verloren." (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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