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Idylle im Herbst? Gewiss, aber durch die Zeitumstellung erhöht sich auch das Unfallrisiko durch Wildwechsel.
Idylle im Herbst? Gewiss, aber durch die Zeitumstellung erhöht sich auch das Unfallrisiko durch Wildwechsel. Bild: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn
Mobilität
Nach der Zeitumstellung steigt Gefahr für Wildunfälle an

Plötzliche Wildwechsel, müde Autofahrer und Dämmerung zur Rushhour: Warum die Umstellung auf Winterzeit jetzt das Risiko auf den Straßen erhöht.

Frankfurt/Main/Berlin.

In der Nacht vom Samstag auf Sonntag (26. Oktober) werden die Uhren wieder auf Winterzeit umgestellt. Das mag einigen Menschen gar keine Probleme bereiten, andere plagen sich in den Tagen danach mit Müdigkeit oder haben Probleme, sich zu konzentrieren.

Im Straßenverkehr bedeutet das: besondere Vorsicht. Vermehrt sollte man mit unkonzentrierten Verkehrsteilnehmern rechnen, rät der ADAC Hessen-Thüringen.

Auch die Gefahr von Wildunfällen steigt an

Doch das ist nicht das einzige Problem. Denn auch ein das Unfallrisiko durch Wildwechsel erhöht sich. Ganz besonders gefährlich können die Tage und Wochen nach der Zeitumstellung werden. Damit fallen Teile des Berufsverkehrs in die Dämmerung. Wildtiere wie Reh, Wildschwein oder Hirsch, sind dämmerungsaktiv. Speziell zwischen etwa 6.00 Uhr und 9.00 Uhr steigt daher das Risiko für einen Zusammenstoß.

Das zeigen Auswertungen des bundesweiten Tierfund-Katasters des Deutschen Jagdverbands (DJV) und Angaben des ADAC Hessen-Thüringen. Abends beginnt gegen 17.00 Uhr die Dämmerungsphase und fällt damit ebenfalls in die Hauptberufsverkehrszeit.

Tiere gehen auf Nahrungssuche - paaren wollen sich auch einige

Gerade jetzt suchen viele Wildtiere intensiv nach Nahrung, um sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Um die Futterplätze zu erreichen, müssen sie häufig Straßen queren. Hinzu kommt laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) als Unfallrisiko die Paarungszeit von Wildschwein und Damhirsch. Im Oktober und November seien diese besonders aktiv.

Hier müssen Autofahrer ganz besonders mit Wildwechseln rechnen: Vor allem auf Routen, die durch den Wald oder entlang der Wald-Feld-Kante führen, ist äußerste Aufmerksamkeit geraten. Entsprechende Schilder weisen auf besonders gefährdete Bereiche hin - aber eben nicht überall.

Fuß vom Gas verschafft mehr Reaktionszeit

Für mehr Reaktionszeit bei spontaner Wildbegegnung gilt also: immer mit angepasster Geschwindigkeit vorausschauend fahren und ausreichend Abstand zu Vorausfahrenden zu halten - und verschafft mehr Zeit zum Handeln.

Ein Beispiel: Tempo 80 statt 100 verkürzt den Bremsweg bereits um etwa 25 Meter, so der DJV. Und eine Kollision kann durchaus heikel werden: Große Säugetiere können erhebliche Schäden anrichten. So wirke bei einem Zusammenstoß bei Tempo 60 ein Wildschwein mit der Wucht von dreieinhalb Tonnen.

Ein Tier ist selten allein unterwegs

Steht ein Tier am Straßenrand, raten die Experten: Kontrolliert bremsen, Fernlicht abblenden und hupen. Die Augen der Wildtiere seien deutlich lichtempfindlicher als die von Menschen. Das Fernlicht blendet und macht sie orientierungslos. Das Hupen helfe Wildtieren, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten.

Und da ein Tier meist nicht allein kommt: Auf Nachzügler achten, wenn ein Tier am Straßenrand auftaucht – das gilt laut DJV jetzt besonders für Reh, Hirsch oder Wildschwein.

Nicht riskant ausweichen - die Folgen können tödlich sein

Lässt sich ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden: Nicht riskant ausweichen, sondern das Lenkrad gut festhalten und voll bremsen. Ein unkontrolliertes Ausweichen steigert das Unfallrisiko - vor allem, wenn es am Baum oder im Gegenverkehr endet.

Das zeigen auch wesentliche Ergebnisse einer Analyse der Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung aus dem Frühjahr 2025. Schwere Wildunfälle von Autofahrern passieren demnach vor allem durch falsche Reaktion. "Statt nur voll zu bremsen und das Lenkrad geradeaus zu halten, versuchen sie auszuweichen und werden durch Überschlag oder Aufprall auf Hindernisse schwer verletzt", so die Stiftung.

Bei Motorradfahrerenden zeigte sich: Schwere Verletzungen ziehen diese sich durch den Zusammenstoß und den anschließenden Sturz zu. Denn einspurige Fahrzeuge könnten gar nicht so schnell ausweichen und kollidieren daher mit dem Wild, so die Stiftung.

Nach einem Unfall sind die nächsten Schritte

  • Unfallstelle sichern - Warnblinker anschalten, Warnweste anlegen, Warndreieck aufstellen. Bei verletzten Menschen Notruf (112) wählen.
  • Tote Tiere sollte man nicht anfassen, Abstand zu noch lebenden halten: Schwer verletzte Tiere erleiden Todesangst, das bedeutet laut DJV auch Verletzungsgefahr für Menschen.
  • Angefahrenes Wild nicht vom Unfallort entfernen, sonst droht eine Anzeige wegen Wilderei.
  • Wildunfall unverzüglich der Polizei (110) melden, speziell dann, wenn das möglicherweise verletzte Tier nach dem Aufprall flüchtete. Die Polizei informiert den zuständigen Jäger, der das schwer verletzte Tier mit speziell ausgebildeten Hunden suchen und erlegen kann.
  • Für die Versicherung eine Wildunfallbescheinigung ausstellen lassen. Das machen Polizei oder Jagdpächter. Eine Teil- oder Vollkaskoversicherung übernimmt in der Regel.

Einen Wildunfall und tote Tiere entlang von Verkehrswegen kann man auch an das Tierfund-Kataster (www.tierfund-kataster.de) melden. Das ist ein Projekt der Jagdverbände und der Universität Kiel zur einheitlichen Erfassung von Wildunfällen. Das Melden geht auch via TFK-App (für Android und iPhone). (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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