Wer in Alta Badia in Südtirol die Hänge hinuntersaust, der landet in einer für die Alpen besonderen Kultur. Das spiegelt sich in Sprache, Traditionen und im Kochtopf wider.
„Bun dé. Co vara pa?“ Guten Tag, wie geht‘s? Wenn man in den Dörfern von Alta Badia den Menschen zuhört, erwartet der Gast wahrscheinlich Deutsch oder Italienisch. Was die Leute sprechen, ist aber meist Ladinisch. Und das nicht nur in Kulturveranstaltungen, sondern überall, wo die Bewohner dieses Teils der Dolomiten aufeinandertreffen.
Etwa 30.000 Menschen sprechen Ladinisch, die meisten im Grödnertal und im Gardertal. Nicole Dorigo vom Tourismusbüro der Region hat keine Bedenken, dass die älteste Sprache des Alpenraumes irgendwann aussterben könnte. „Wir haben in Südtirol eine Autonomie, sind in bestimmten Entscheidungen unabhängig. Deshalb wird in den Schulen neben Deutsch und Italienisch mindestens zwei Stunden pro Woche Ladinisch unterrichtet“, erklärt sie. Neben der Schule gibt es Nachrichten in der südtiroler Heimatsprache, entsprechende Wochenzeitungen gibt es ebenfalls.
Eine weitere Besonderheit ist die ladinische Küche. Aus bäuerlicher Tradition, inspiriert von der Natur haben sich viele einfache, aber raffinierte Gerichte entwickelt. Da wäre die Gerstensuppe mit „Tutres“, das sind mit Ricotta, Spinat oder Sauerkraut gefüllte Teigtaschen. Oder die frittierten Kartoffelkrapfen „Cajinci Arestis“ mit Quark- oder Mohnfüllung. Schweinsbraten, Polenta und Knödel stehen ebenfalls häufig auf der Speisekarte.
Kulinarisch geht es in Alta Badia noch höher hinaus, im doppelten Sinn. Für neun Skihütten in den Bergen entwickeln Sterneköche aus ganz Italien jedes Jahr ein neues Gericht, das es die gesamte Wintersaison über dort oben zu Essen gibt. Immer zum Saisonauftakt Mitte Dezember können Skifahrer bei der „Gourmet-Safari“ die neun Hütten anfahren, kosten und mit den Küchenchefs ins Gespräch kommen.
Sternekoch Cristian Fagone aus Bergamo hat für die Pralongia-Hütte auf 2157 Meter ein Lammspieß mit knusprigen Knollensellerie kreiert. Da er seine Kindheit in Sizilien verbrachte, hat er das Gericht mit der typisch sizilianische Sauce Salmoriglio aus Zitronen, Knoblauch, Olivenöl und Kräutern verfeinert.
Für den 2100 Meter hoch gelegenen Club Moritzino hat Peppe Guida aus der Region Neapel ein Gericht mit Nudeln, Bergkartoffeln, Trüffel, Steinpilzen und Kiefernmoos entwickelt. „Ein Gericht, das die neapolitanische Tradition von Pasta und Kartoffeln mit den Aromen des Waldes verbindet“, erklärte er bei der Präsentation.
Der Organisator der Kochaktion für die Berghütten ist Massimiliano Alajmo aus Padua, mit 28 Jahren war er der jüngste Koch der Welt, der drei Michelin-Sterne vorweisen konnte. Jedes Jahr stellt er das Team aus elf Köchen zusammen.
Die Aktion „Skifahren mit Genuss“ gibt es seit 15 Jahren und verfolgt einen guten Zweck. Jeweils drei Euro des Preises für eins der elf Gerichte fließen an einen wohltätigen Zweck, in diesem Jahr für ein Krankenhaus für Kinder, die palliativmedizinisch versorgt werden müssen.
Alajmo selbst hat für diese Saison Tagliolini mit einer Emulsion aus Butter und Parmesankäse gekocht und mit Tandoori Pulver, Bronzefenchel und Schnittlauch verfeinert. Das Gericht wird mit einer Tasse geräucherter Wildbrühe gereicht und steht in der Bioch-Hütte (2079 Meter) für 23 Euro auf der Speisekarte.
Genug gegessen, kommen wir zum eigentlichen Zweck einer Skireise, dem Wintersport. Familienfreundliche Pisten mit einer Gesamtlänge von 130 Kilometern gibt es reichlich in Alta Badia. Ein besonderes Highlight ist die Sella-Runde – eine Abfahrtstour um eine Felsgruppe, die man ohne Pause in sportlichen drei Stunden schafft. Schnell wird daraus eine Tagestour mit vielen kulinarischen Pausen in den Hütten auf der Strecke.
Für waghalsige Skifahrer gibt es die FIS-Weltcup-Strecke „Gran Risa“ in La Villa. Einmal im Jahr stürzen sich die Profis die 1255 Meter lange Strecke ins Tal hinab. Beim Riesenslalom am vergangenen Sonntag dominierte der Schweizer Marco Odermatt das Rennen.
Seit 20 Jahren arbeitet René Pitscheider hier als Pistenchef, der selbst einmal Italienmeister bei den Junioren war. Die „Gran Risa“, die ansonsten für jedermann geöffnet ist, lässt er ein bis zwei Wochen vor dem Weltcup sperren. Dann wird die Piste präpariert. Die Rennstrecke bekommt eine extra Eisschicht obendrauf, weil alle 70 Skifahrer ähnliche Bedingungen haben müssen, erklärt Pitscheider.
Wer von den Pisten in Alta Badia irgendwann genug haben sollte, für den gibt es direkt daneben elf weitere Skigebiete. Denn Alta Badia gehört zu „Dolomiti Superski“, mit 1250 Pistenkilometern die größte Skiregion der Welt. Neben der gemeinsamen Liftkarte verbindet diese Gebiete eine einzigartige Kulisse mit Felslandschaften, die im Abendlicht rötlich leuchten. Dieses Farbspiel wird „Enrosadira“ genannt, bekannt als Dolomiten-Glühen, das von Ladinisch ins Deutsche übersetzt „sich rosa verfärben“ bedeutet.
Anreise: Mit dem Auto ohne Stau sieben Stunden bis Alta Badia. Umweltfreundlicher geht es mit der Bahn bis München, weiter mit dem Venezianer Zug bis Franzensfeste, von dort mit dem Regionalzug bis St. Lorenzo und anschließend weiter mit dem Bus.
Übernachtung: ab 60 Euro pro Nacht bis open end. Anfang der Saison gibt es mit „Dolomiti Superpremière“ oder Ende der Saison mit „Dolomiti Spring Days“ einen Tag gratis für Übernachtung und Skipass bei Buchung einer Woche.
Skipass: Der Skipass kostet 75 Euro pro Tag (404 Euro für 7 Tage) und gilt mit „Dolomiti Superski“ für das größte Skigebiet der Welt (1250 Pistenkilometer). Wer nur einen Skipass für Alta Badia (130 km) möchte, zahlt 70 Euro, ab 12 Uhr kostet er 49 Euro.
Kontakt: Tourismusbüro Alta Badia, Tel.: +39 (0)471/836176-847037, [email protected], www.altabadia.org







