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Reise
Vom Traumstrand in die Savanne: Die Karibikinsel Martinique

Vulkane, Regenwälder, Wüstenlandschaft und natürlich türkisfarbenes Wasser: Martinique ist von Kontrasten geprägt. Das macht das zur EU zählende Eiland zum Beach- und Outdoorziel.

Fort-de-France.

Palmen und türkisblaues Meer. Schnorcheln und Tauchen. Oder in Nachbarschaft von Kokosnüssen doch Faulenzen im weißen Sand im Schatten eines Palmwedels? Auf Martinique ist alles möglich, was man sich von einem Trip in die Karibik erhofft. Doch was manchem als Inbegriff eines Urlaubs gilt, ist anderen zu eindimensional.

Da trifft es sich gut, dass Martinique mehr bietet. Denn die Kleine Antillen-Insel ist Frankreichs "île aux contrastes", die Insel der Kontraste. Wer am Strand die Wanderschuhe schnürt, wird nicht für verrückt gehalten. Denn die Routen in die Berge und Täler sind vielfältig.

Idyllisch - ein Sandstrand mit Palmen auf der Karibikinsel Martinique.
Idyllisch - ein Sandstrand mit Palmen auf der Karibikinsel Martinique. Bild: Bernd Kubisch/dpa-tmn

Auf nur 70 Kilometern Länge und 30 Kilometern Breite vereint Martinique üppige Regenwälder und steile Reliefs im Norden, Traumstrände und Wüstenlandschaft im Süden, geschützte Buchten an der Karibik im Westen, beeindruckende Wellen des Atlantiks im Osten. Allein die landschaftlichen Gegensätze sind krass.

7.000 Kilometer Luftlinie von Paris 

Mit der Kolonisation durch die Franzosen ab dem Jahr 1635 kamen kulturelle Gegensätze hinzu - mit Grausamkeiten wie Sklaverei und Bürgerkrieg. Heute ist Martinique ein französisches Übersee-Département, in dem die gleichen Gesetze wie in Frankreich gelten. Die Insel ist knapp 7.000 Kilometer Luftlinie von Paris entfernt, Währung ist der Euro. 

Erinnert mit einem nachgebauten Sklavendorf an die französische Kolonialzeit: das Freilichtmuseum "La Savane des Esclaves", mit dem auch das kulturelle Erbe der Insel erhalten werden soll.
Erinnert mit einem nachgebauten Sklavendorf an die französische Kolonialzeit: das Freilichtmuseum "La Savane des Esclaves", mit dem auch das kulturelle Erbe der Insel erhalten werden soll. Bild: Sabine Glaubitz/dpa-tmn

Französisch ist Landessprache, doch sprechen die Einheimischen lieber Kreolisch. Importschlager ist der Champagner zwar, aber Nationalgetränk der Ti-Punch aus Rum, grüner Zitrone und Rohrzucker. Und während Baguette nahezu immer auf den Tisch kommt, würzt man fast jedes Gericht mit "Colombo", eine Mischung aus gerösteten und zerstoßenen Gewürzen wie Kurkuma, Koriander, schwarzer Pfeffer und Senf.

In Bars und Restaurants erklingt Bèlè, eine Musik, deren Ursprünge tief in der Geschichte der Sklaverei verwurzelt sind. Weitgehend ein Erbe aus der Kolonialzeit ist auch die Wirtschaftsstruktur. Die sogenannten Békés, eine weiße Gemeinschaft aus Nachkommen von Sklavenhändlern, kontrollieren den größten Teil der Wirtschaft. Ein Zustand, der auf der Insel immer wieder zu sozialen Spannungen führt. Andererseits profitiert die Insel von wirtschaftlicher Unterstützung durch Frankreich.

Wer als Tourist kommt, muss sich auch über schlecht ausgestattete Krankenhäuser keine Sorgen machen, die Gesundheitsversorgung entspricht weitgehend europäischen Standards. Und die Kriminalitätsrate ist im Vergleich zu anderen Karibikinseln moderat. Allerdings ist von Juni bis Ende November Wirbelsturmsaison.

Rund 100 Sandstrände gibt es und über 200 Kilometer Wanderwege. Zu den beliebten Küstenstreifen zählen der Plage des Salines mit Kokospalmen und weißem Sand. Das Straßennetz ist gut ausgebaut. 

Vulkanisches Weltkulturerbe im Norden

Zu den Top-Touren zu Fuß gehört die Besteigung des inaktiven Vulkans Mont Pelée, Martiniques Wahrzeichen. Mit über 1.390 Metern dominiert der "Pelée" die Insel. "Seine Besteigung ist legendär", sagt Gilles Vicrobeck, Präsident des Wanderkomitees von Martinique.

Die "Grande Dame", wie die Inselbewohner ihn nennen, ziehe Wanderer aus aller Welt an. Die Verheißung: ein 360-Grad-Blick über die Insel und die umliegenden Meere. 

Beim bislang letzten großen Ausbruch am 8. Mai 1902 vernichtete der Vulkan die einstige kulturelle und wirtschaftliche Inselhauptstadt Saint-Pierre. Mehrere 10.000 Menschen starben. An das Vulkandrama, eines der schlimmsten des 20. Jahrhunderts, erinnern heute noch die Ruinen in der wiederaufgebauten Stadt am Fuße des Berges. 

Seit 2023 ist der Vulkan, beliebtes touristisches Ziel, noch prominenter. Die UN-Kulturorganisation Unesco mit Sitz in Paris hat ihn zusammen mit dem umliegenden Gebirgszug Pitons du Carbet zum Welterbe gekürt. 

Unterwegs auf dem Aileron-Weg: Eine Wanderung am Mont Pelée gehört fast schon zum touristischen Pflichtprogramm auf Martinique.
Unterwegs auf dem Aileron-Weg: Eine Wanderung am Mont Pelée gehört fast schon zum touristischen Pflichtprogramm auf Martinique. Bild: Sabine Glaubitz/dpa-tmn

Drei Strecken führen hinauf. Als einfachste gilt der Aileron-Weg, auf dem man sich einige Meter Höhendifferenz spart. Man startet auf bereits 800 Metern am Parkplatz Morne-Rouge. Schon etwas mehr aus der Puste kommt man auf dem Wanderweg Sentier de Grande Savane ab dem Ort Le Prêcheur. 

Die anspruchsvollste Tour ist der Morne-Macouba-Weg: bis zu acht Stunden Wanderzeit, eine Steigung von über 1.100 Metern und Seilpassagen. Startpunkt ist entweder in Macouba oder Grand'Rivière. Doch egal, wie man nach oben kommt: Oft ist die Aussicht getrübt, weil die vom Atlantik kommenden Wolken gern an der Ostflanke hängen bleiben und den Gipfel verhüllen.

Ein Wüstengebiet in der Karibik

Wetterkapriolen dieser Art drohen im Süden, in der "Savane des Pétrifications", nicht. Die Savanne der Versteinerungen auf der Halbinsel Sainte-Anne, zählt zu den Routen-Tipps von Wanderfan Vicrobeck.

Unerwartet karg: Während der Rest der Insel üppig begrünt ist, entdeckt man mit der "Savane des Pétrifications" ein gänzlich anderes Stück Martinique.
Unerwartet karg: Während der Rest der Insel üppig begrünt ist, entdeckt man mit der "Savane des Pétrifications" ein gänzlich anderes Stück Martinique. Bild: Sabine Glaubitz/dpa-tmn

Was sich vor Ort vor den Augen auftut, hat nichts mit dem Karibikklischee zu tun: Eine wüstenartige Landschaft mit bizarren Felsformationen und Kerzenkakteen dehnt sich aus, ganz anders als der üppige Bewuchs auf dem Rest der Insel. Es sind Überreste eines von Lava verschlungenen Waldes. Die einzige Erschwernis auf der rund fünf Kilometer langen Wanderstrecke? Die Sonne, denn Schatten ist rar in diesem kargen Gebiet.

Zu Martiniques Foto-Top-Motiven gehört unbestreitbar der Diamantfelsen. Der 175 Meter hohe "Rocher du Diamant", der wegen seiner Form so heißt, ragt im Südwesten der Insel aus dem Meer. Wer einen Bootstrip dorthin unternimmt, dem öffnet sich erneut ein Fenster in die koloniale Vergangenheit.

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege bauten die Briten auf der heute unbewohnten Insel eine Festung, der man sich auf dem Wasser nähern kann. Oder man springt vom Boot: Denn die Gewässer rund um den Steinklotz gelten als gute Tauch- und Schnorchelspots. Aber Vorsicht: Es gibt hier Strömungen und darum ist es nur für erfahrene Taucher ratsam, die Unterwasserwelt zu erkunden. Direkt an dem Felsen dürfen keine Boote anlegen.

Wird von Ausflugsbooten angesteuert: "Le Rocher du Diamant" vor der Südküste.
Wird von Ausflugsbooten angesteuert: "Le Rocher du Diamant" vor der Südküste. Bild: Sabine Glaubitz/dpa-tmn

Gegenüber des "Rocher du Diamant" verläuft an der Südküste die "Route des Anses". Sie ist rund 48 Kilometer lang und gilt als eine der schönsten Departement-Straßen Frankreichs. Mit dem Mietwagen kann man dort entlang von Strand zu Strand cruisen - einer schöner als der andere. 

Darunter zum Beispiel die Anse Noire und die Anse Dufour. Der eine Strand ist schwarz, ein Kleinod vulkanischen Ursprungs, der andere weiß, Sand aus zerbröselten Schalen von Millionen von Meerestieren. Getrennt sind sie nur durch eine schmale Landzunge. Martinique, es zeigt sich auch hier, trägt seinen Beinamen "île aux contrastes" aus vielerlei Gründen.

Links, Tipps, Praktisches:

Reiseziel: Martinique zählt zu den Kleinen Antillen, eine Inselkette in der östlichen Karibik.

Anreise: Es gibt keine Direktflüge von Deutschland aus. Die meisten Flüge gehen über Paris von Berlin, Frankfurt am Main und München aus. Martiniques internationaler Flughafen, Aimé Césaire, liegt etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt Fort-de-France entfernt.

Einreise: EU-Bürger können mit gültigem Personalausweis einreisen.

Klima und beste Reisezeit: Martinique hat ein tropisches Klima. Die Trockenzeit von Dezember bis April ist die beste Reisezeit, die Regenzeit dauert von Juni bis Oktober. Die Temperaturen schwanken zwischen 21 Grad Celsius und 32 Grad Celsius. 

Unterkünfte: Die meisten Hotels befinden sich im Süden der Insel. Luxushotels gibt es nur wenige, 3- und 4-Sterne-Unterkünfte bieten guten Komfort.

Weitere Auskünfte: etwa zu Wanderrouten oder Schnorchelspots und auch örtlichen Anbietern unter martinique.org (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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