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Ein Stecker für (fast) alle(s): USB-C stoppt das Kabelchaos

USB-C soll als Universalanschluss Ordnung ins Ladekabel-Wirrwarr bringen. Eines für alle lautet die Devise. Was dahintersteckt, was USB-C leistet und warum es um mehr als einen Stecker geht.

Berlin.

Der Blick in viele Schubladen offenbart das Problem: Sie sind vollgestopft mit Ladekabeln, jedes mit einem anderen Anschluss. Doch damit ist seit Ende 2024 zum Glück Schluss.

Seitdem gilt eine neue EU-Richtlinie, die USB-C als einheitlichen Ladeanschluss für viele elektronische Geräte vorschreibt. Doch was bedeutet das konkret? Welche Geräte sind betroffen? Und worauf sollte man beim Kauf von Ladegeräten und -kabeln achten? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick:

Was ist USB-C eigentlich - und was kann es?

Der USB-C-Stecker ist vielseitig und einfach anzuwenden. "Anders als der bekannte, flache USB-A verträgt er mechanisch sehr viel mehr Steckvorgänge und ist mit je vier Plus- und Masseleitungen für Ströme bis 3 oder sogar 5 Ampere ausgelegt", erklärt Rudolf Opitz vom IT-Fachmagazin "c't". USB-C kann also deutlich mehr Strom übertragen.

Der kompakte Anschluss hat 24 Kontakte und ist beidseitig steckbar – eine ganz praktische Verbesserung gegenüber dem USB-A-Stecker, der nur eine Steckrichtung erlaubt, so Opitz. Doch entscheidend sei seine Vielseitigkeit: "USB-C eignet sich nicht nur für schnelle Datenleitungen, sondern auch zum Schnellladen mobiler Geräte vom Smartphone bis zum Notebook."

Wie lauten die EU-Vorschriften zu USB-C?

Die Grundlage für den USB-C-Pflichtanschluss bildet formal die EU-Richtlinie 2022/2380. Sie schreibt vor, dass zahlreiche Geräte ab sofort mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet sein müssen. Dazu zählen Smartphones, Tablets, E-Reader, Kopfhörer, tragbare Lautsprecher, Digitalkameras - sogar Tastaturen und Navigationsgeräte. Für Notebooks gilt noch eine Übergangsfrist bis zum 28. April 2026.

Ausgenommen vom USB-C-Pflichtanschluss sind besonders leistungsstarke Laptops mit einer Leistungsaufnahme von mehr als 100 Watt, wie etwa Gaming-Notebooks, aber auch Geräte, die ausschließlich kabellos geladen werden wie etwa Smartwatches. "Leider gilt die neue USB-C-Pflicht nicht für Internet-Router, gleichwohl auch hier sehr viele unterschiedlich und vor allem teure Netzteile im Einsatz sind", sagt Timo Brauer vom Technikmagazin "Inside-digital.de".

Aufladen leicht gemacht – oder doch nicht?

Die neue USB-C-Pflicht sorgt für mehr Einheitlichkeit, doch sie garantiert nicht, dass sich jedes Gerät mit jedem Kabel aufladen lässt. "USB-C ist letztlich nur die Steckerform, dahinter aber verbergen sich verschiedene technische Lösungen und Möglichkeiten", erklärt Timo Brauer. Denn was der neue Pflichtanschluss kann, schreibt die neue Richtlinie nicht vor. Das entscheiden die Hersteller.

Wie viel Strom fließt oder über welche anderen Merkmale ein USB-C-Anschluss verfügt, kann also variieren. Daher müssen Nutzende auch selbst darauf achten, ob die Leistung von Ladekabel und Endgerät zusammenpassen, sagt Brauer. "Die neue EU-Richtlinie garantiert keine vollständige Kompatibilität."

Wer entscheidet, wie viel Strom fließt?

Die tatsächliche Ladeleistung, also wie viel Strom fließt, ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Netzteil, Kabel und Endgerät. "Im Normalfall entscheidet das Endgerät, also etwa das Smartphone, wie viel Strom es aufnimmt", erklärt Opitz. Allerdings muss das Ladegerät die entsprechende Leistung auch anbieten – und auch das Kabel spielt eine Rolle. Viele Nutzer würden aber übersehen, dass nicht alle USB-C-Kabel gleich leistungsfähig sind.

"Für Daten oder Video etwa müssen alle 24 Kontakte durchverbunden sein", so Opitz. Ladeleistungen von 100 Watt und mehr setzen außerdem einen sogenannten E-Marker-Chip im Kabel voraus, der das Ladegerät informiert, welche Stromstärken sicher übertragen werden können. All dies ist Opitz zufolge von außen meist nicht erkennbar, da die EU-Richtlinie keine Kennzeichnungspflicht der Kabel und Stecker beinhaltet.

Welche Standards für schnelles Laden gibt es?

Die neue EU-Richtlinie hat hierfür das Schnellladeverfahren Power Delivery (PD) festgelegt. Mit dem entsprechenden Kabel können bis zu 240 Watt übertragen werden, das reicht sogar für ein Notebook. Ein anderer, ebenfalls bereits weit verbreiteter Schnellladestandard ist Quick Charge (QC). PD und QC sind zwar miteinander kompatibel, allerdings teilweise mit langsameren Ladegeschwindigkeiten.

Werden andere, weniger verbreitete Standards verbaut, fließt unter Umständen gar kein Strom. "Passen die unterstützten Ladestandards vom Stecker nicht zu den Anforderungen des Smartphones, kann es möglicherweise nur langsam oder gar nicht laden", erklärt Timo Brauer. Kunden müssten also eventuell nachrüsten, wenn sie sich jetzt ein neues Mobilgerät zulegen, zumal Ladegeräte meist nicht mehr zum Lieferumfang von Smartphones und Tablets gehören.

Was steckt hinter der GaN-Technologie bei Netzteilen?

Waren Netzteile früher noch groß und schwer, sind moderne Ladegeräte klein und leistungsstark. Viele Hersteller setzen hier auf die sogenannte GaN-Technologie. GaN steht für Galliumnitrid, ein aus Gallium und Stickstoff bestehender Halbleiter. Der Vorteil liegt in der geringeren Wärmeentwicklung, was eine kompaktere und effizientere Bauweise ermöglicht.

"Galliumnitrid-Transistoren können sehr schnell schalten, was sie besonders effizient macht", erklärt Rudolf Opitz. Bei der GaN-Technologie falle weniger Energie in Form von Wärme ab, was kleinere Ladegeräte mit einer hohen Leistung erlaube.

Woran erkenne ich ein gutes Netzteil und ein gutes Kabel?

Das Angebot an Ladegeräten und USB-C-Kabeln ist riesig, entsprechend groß sind auch die Preisspannen. Empfehlenswert ist ein universelles Ladegerät, mit dem verschiedenen Endgeräte geladen werden können. "Die Leistung sollte bei mindestens 40 Watt liegen, besser 65 Watt", rät Rudolf Opitz. Soll auch ein Notebook geladen werden, sind 100 Watt notwendig.

Wichtig sei zudem, dass aktuelle Power-Delivery-Versionen unterstützt werden – idealerweise PD 3.1. Aktuell schaffen diese Ladegeräte bis zu 140 Watt. Aber Achtung: Viele Hersteller würden zwar mit 200, 300 oder sogar 500 Watt werben, doch hätten diese Ladegeräte dann viele USB-Anschlüsse und die Hersteller geben nur die maximale Leistung für alle Ausgänge zusammen an, so Opitz.

Das für die USB-Standardisierung zuständige USB Implementers Forum (USB-IF) hat Logos für Verpackungen, Ports und Kabel entwickelt, die auf mögliche Stromstärken und Datenraten hinweisen. Hersteller können die Logos nutzen, wenn ihre Geräte oder Kabel die USB-IF-Zertifizierung erfolgreich durchlaufen haben. Sie müssen dies aber nicht tun. Wie die Logos aussehen, kann man sich auf den USB-IF-Seiten anschauen.

Was kosten Netzteile und Kabel ungefähr?

Gute Netzgeräte mit 65 Watt kosten ab 20 Euro aufwärts. Opitz rät dazu, nicht unbedingt den allergünstigsten Anbieter zu wählen, sondern lieber etwas mehr auszugeben: "Es lohnt sich, auf geprüfte Markenprodukte von bekannten Anbietern wie Anker, Ugreen, Hama oder Iniu zu setzen."

USB-C-Kabel kosten je nach Länge (1 bis 2 Meter) meist zwischen 5 und 15 Euro, längere Varianten sind teurer. Wichtig beim Kauf: auf übertragbare Leistung und Datenrate achten. Gute Ladekabel bieten 100 Watt oder mehr, Datenkabel sollten mindestens 10 GBit/s schaffen. "Für hohe Lade- oder Datenleistung gilt: je kürzer das Kabel, desto besser", sagt Rudolf Opitz. Ideal seien dann Längen von 0,3 bis 1 Meter. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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