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Hören ihm seine Spieler noch zu? Niners-Trainer Rodrigo Pastore während einer Auszeit-Ansprache im Spiel gegen Bonn.
Hören ihm seine Spieler noch zu? Niners-Trainer Rodrigo Pastore während einer Auszeit-Ansprache im Spiel gegen Bonn. Bild: Alexander Trienitz
Niners Chemnitz
Trainer Rodrigo Pastore nach dem Debakel der Niners Chemnitz: „Wer nicht Teil dieses Vereins sein will, kann gehen!“

Es war eine Offenbarung. Bei der 88:123-Niederlage erlaubten die Chemnitzer Basketballer dem Gegner aus Bonn einen neuen BBL-Rekord. Im Kader stehen nun Veränderungen an - und das schon bald.

Chemnitz.

Ob es nun hilfreich für die nächsten Spiele ist, dass die Fans der Niners Chemnitz auch bei einem 30-Punkte-Rückstand ihrer Mannschaft kurz vor dem Ende noch Gesänge anstimmten, statt die Spieler auf dem Parkett auch einmal auszupfeifen, ist fraglich. Fakt ist: Von den 5000 Zuschauern in der Messe bekamen die Profis für ihre Arbeitsverweigerung im Spiel gegen die Telekom Baskets Bonn (noch) keine Reaktion. Sie bekamen sogar Unterstützung und aufmunternden Applaus nach der historischen 88:123-Niederlage im Weihnachtsspiel am Samstagabend. Es war die vierte in Folge. So mancher treue Anhänger war - so ist es in den Kommentaren in den sozialen Netzwerken zu lesen - sogar noch zufrieden mit den 88 Punkten und erklärte die Niederlage damit, dass die Bonner an diesem Abend eben fast schon unglaubliche Trefferquoten hatten.

Trainer Pastore: „So etwas in zehn Jahren in Chemnitz noch nie erlebt“

Mit 24 verwandelten Drei-Punkte-Würfen stellten die Gäste tatsächlich einen neuen BBL-Rekord auf, Darius McGhee machte allein zwölf davon und kam am Ende auf 40 Punkte. Diese außergewöhnliche Leistung ist sicherlich ein Grund für die Niederlage. Der andere, viel wichtigere und besorgniserregende, aber ist: Die Mannschaft der Niners Chemnitz ist in dieser Saison höchstens zweimal wirklich als Team aufgetreten. Ansonsten gewann sie, weil mal der eine, mal der andere Spieler einen überragenden Tag hatte. Am Samstag aber ist das „Team“ komplett auseinandergebrochen. „So etwas habe ich in zehn Jahren hier noch nie erlebt“, sagte Trainer Rodrigo Pastore. „Das war von der ersten bis zur letzten Minute peinlich. Ich kann mich nur in aller Form bei allen Fans entschuldigen.“

70 Punkte für Bonn nach den ersten 20 Minuten

Bereits nach der ersten Halbzeit war das Spiel entschieden. Sagenhafte 70 Punkte hatten die Bonner in den ersten 20 Minuten erzielt, die Chemnitzer immerhin 44 - was sogar ein normaler Wert ist. Die 70 aber für Bonn sind alles andere als normal. Und weder McGhee noch seine Mitspieler hatten große Probleme damit, diese Zahl an Punkten zu erreichen. Nicht ein einziger Spieler der Niners erreichte annähernd Normalform, in der Offensive klappte nur ab und zu etwas, weil die Bonner nicht viel Lust aufs Verteidigen hatten. In der Defensive klappte gar nichts. Und es gab kein Aufbäumen, keine Emotionen, keine Kommunikation - nichts. Und zu allem Übel musste auch noch Jeff Garrett, der nach einer Grippe wieder zurückkehrte, zeitig mit fünf Fouls auf die Bank.

Nur noch Leere: Während alle anderen Spieler sofort verschwanden, stellte sich Kapitän Jonas Richter kurz den Fragen der Journalisten. Eine Erklärung hatte auch er nicht. „Die Formkurve zeigt nach unten“, sagte er nur.
Nur noch Leere: Während alle anderen Spieler sofort verschwanden, stellte sich Kapitän Jonas Richter kurz den Fragen der Journalisten. Eine Erklärung hatte auch er nicht. „Die Formkurve zeigt nach unten“, sagte er nur. Bild: Alexander Trienitz

Nach der Pause wurde es kurzzeitig besser, wenn man das an diesem Abend überhaupt so nennen konnte. Vor allem Victor Bailey und Olivier Nkamhoua betrieben Ergebniskosmetik. Beide funktionieren seit Wochen aber nur mit Einzelaktionen und auch nur dann, wenn die Messe bereits gelesen ist. Und genau das ist auch das Problem der Niners in dieser Saison: Das Teamspiel, das die Chemnitzer in den letzten Jahren immer ausgezeichnet und das ihnen eine besondere Identität gegeben hat, war in dieser Spielzeit nie da. Auch bei den Siegen nicht.

Rodrigo Pastore will nicht aufgeben

„Das Problem hat nicht erst heute angefangen. Das haben wir schon seit Wochen“, sagte Trainer Pastore. „Verantwortlich dafür ist nur einer. Und das bin ich“, fügte er an und machte eine sekundenlange Pause. Diese beendete er aber nicht damit, dass er seinen Rücktritt erklärte oder andeutete. Dafür ist der Argentinier auch nicht der Typ. Aufgeben ist für ihn keine Option. „Ich werde hier weiterkämpfen und versuchen, die Wende zu schaffen“, sagte er. „Wir werden hart arbeiten mit denen, die das auch wollen. Diejenigen, die nicht mehr Teil dieses Vereins sein wollen, können gehen.“

Rumms. Damit machte Pastore noch einmal klar, dass es Veränderungen im Kader geben wird, weil es sie geben muss. Nach Informationen der „Freien Presse“ werden in den nächsten Tagen zwei neue Spieler kommen. Drei Nachverpflichtungen können die Niners insgesamt noch tätigen. Die dritte Option soll wohl aber noch nicht gezogen werden. Verlassen wird den Verein mit ziemlicher Sicherheit Sommerneuzugang Will Christmas, der nie wirklich Teil des Teams wurde - auf und neben dem Feld. Auch Olivier Nkamhoua ist ein Wechselkandidat, ebenso Victor Bailey. Dass trotz bisher durchweg enttäuschender Leistungen einer der zwei deutschen Neuzugänge Nicholas Tischler und Eddy Edigin wieder gehen muss, würde zwar Sinn machen, die Niners aber auf den deutschen Positionen noch mehr schwächen.

Nach dem Spiel in Bamberg kommt es zum Derby gegen Weißenfels

Was auch immer passiert, es muss passieren und wird wohl auch schnell passieren. Und es wird den Verantwortlichen und Mitarbeitern stressige Weihnachtstage verschaffen. Dass die Wechsel samt Spielgenehmigungen bereits bis zum 27. Dezember klappen, ist ambitioniert. Dann sind die Niners in Bamberg zu Gast. Im aktuellen Zustand droht die nächste Niederlage und das weitere Abrutschen in der Tabelle. Drei Tage später spielen die Chemnitzer dann wieder vor heimischer Kulisse. Zu Gast ist der Mitteldeutsche BC aus Weißenfels. Liefern die die Niners im Ostderby noch einmal eine Leistung wie die am Samstag ab, werden ihre Fans definitiv keine aufmunternden Gesänge mehr anstimmen. Dann wird auch der letzte Kredit aufgebraucht sein.

Statistik

Niners: Bailey (24), Nkamhoua (16), Uguak (12), Garrett (9), Richter (6), Christmas (6), Lansdowne (4), Edigin (4), Tischler (4), Bedime (3)

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