Ein Freiberger in Köln: Niklas May auf dem Weg nach oben
Profifußballer zu werden ist der Traum etlicherKinder und Jugendlichen. Ein 22 Jahre alter Mittelsachse hat dieses Ziel erreicht – und will nun noch mehr.
Köln.In Deutschland spielen rund 2,1 Millionen Kinder Fußball. Einige machen es aus Spaß, andere haben und verfolgen einen Traum: Eines Tages Profifußballer sein und in den größten Stadien des Landes spielen – so wie die Idole es tun, die Woche für Woche im Fernsehen zu sehen sind. Doch in der Realität handelt es sich hierbei um einen Traum, der zum Scheitern verurteilt ist. Von 1000 Kindern schafft nur eines den Sprung in die Bundesliga, wiederum nur ein bis sechs Prozent eines jeden Jahrgangs überhaupt den Sprung in den Profifußball.
Niklas May, Jahrgang 2002, ist
einer derer, die es geschafft haben. Der 22-Jährige spielt beim Drittligisten Viktoria Köln und hat beim 2:0-Sieg seiner Mannschaft am vergangenen Wochenende mitgeholfen, mit dem FC Erzgebirge Aue einen Verein zu bezwingen, den er gut aus seiner Heimat kennt.
Denn May ist in Mittelsachsen, genauer gesagt in Freiberg geboren, und im nahe gelegenen Dorf Mulda aufgewachsen. Dort setzte er seine ersten Schritte im Fußball, ehe er zu Fortuna Langenau wechselte – ein in der Region für Nachwuchstalente attraktiver Stützpunkt. Wie er auf den Viktoria-Vereinskanälen bereits vor einigen Jahren erzählte, sei es ein Turnier gewesen, bei welchem er die Aufmerksamkeit der großen Clubs in Sachsen geweckt hat.
Aus Leipzig an den Rhein
„Mein Karriereweg war etwas turbulent“, sagt er selbst der „Freien Presse“. „In der Jugend habe ich bei RB Leipzig gespielt, und dann habe ich den Weg gewagt, nach Köln zu wechseln.“ Von der U13 bis zur U17 kickte er in Leipzig, dann war Schluss – und May auf der Suche nach einem neuen Club. „Ich bin damals in der Jugend zum Probetraining hierhergekommen und die Viktoria hat mir ein gutes Gefühl gegeben, dass ich mich hier weiterentwickeln kann und dass sie an mich und meinen Weg glaubt“, begründet der Linksverteidiger den Wechsel in die Rheinmetropole.
Mit 19 Jahren gab er im Trikot der Kölner sein Profidebüt. Die Chance, den gegen Ende der Saison 2020/21 verletzten und eigentlich gesetzten Patrick Koronkiewicz zu ersetzen, nutzte er so gut, dass er fortan nicht mehr aus dem Team wegzudenken war. Mittlerweile kommt May auf 86 Drittliga-Einsätze, hat zudem elf Landespokal- und vier DFB-Pokal-Partien absolviert – Zahlen, die sich im Alter von 22 Jahren sehen lassen können. „Bis jetzt ist alles gut für mich gelaufen, damit bin ich sehr zufrieden“, sagt er.
Und wenngleich er gegen Aue am vergangenen Wochenende nicht in der Startelf stand und erst in der 69. Minute eingewechselt wurde, so hat er trotz seines jungen Alters reif auf die Umstellung reagiert. „Der Trainer hat gemeint, dass ich nur von der Bank komme, weil er ein paar Dinge anpassen wollte. Aber das ist nicht schlimm für mich“, so der Linksfuß, und er sagt weiter:
„Ich denke, man hat gesehen, dass ich das Spiel auch positiv beeinflussen kann, wenn ich eingewechselt werde.“
Sachsen bleibt die Heimat
Niklas May bereitete den Treffer von Malik El Mala in der Nachspielzeit vor, gab damit nicht nur seine bereits dritte Vorlage in der noch jungen Saison, sondern half vor allem dabei, im Sportpark Höhenberg vor heimischer Kulisse ein Spitzenteam zu schlagen. „Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man mal wieder ein bisschen Heimat zu sehen bekommt und auch gegen einen Verein spielt, der ganz aus der Nähe kommt“, sagt der gebürtige Freiberger, der noch immer eine starke Verbindung zu Sachsen habe und so oft wie möglich seine Familie besuche.
Dennoch stellt sich die Frage, welchen Club er früher als Jungspund mehr die Daumen gedrückt hat – den Veilchen oder den Schwarz-Helben? „Man konnte sich immer entscheiden zwischen Dynamo und Aue. Aber ich bin da ziemlich neutral“, gesteht May, der deshalb auch ohne besondere Gefühle in die Partie mit den Erzgebirgern gegangen sei. Und was soll die Zukunft als Profifußballer noch bereithalten? „Bestenfalls möchte ich den nächsten Schritt schaffen und noch eine Liga höher spielen.“