Erzgebirge Aue trotzt Fanprotesten: „Wir wollen das Spiel gegen RB Leipzig bestreiten“
Der Fußball-Drittligist befand sich den vergangenen Tagen im Trainingslager. Doch abseits des Fußballplatzes ist es unruhig – und das aufgrund eines anberaumten Testspiels gegen den Bundesligisten RB Leipzig.
Bad Blankenburg.Das Trainingslager des FC Erzgebirge Aue im thüringischen Bad Blankenburg ist zu Ende, am Freitagnachmittag folgt lediglich das Testspiel beim Regionalligisten VFC Plauen.
Im Umfeld des Drittligisten ist es in den letzten Tagen allerdings unruhig geworden. Grund ist das für den 26. Juli aufgrund mangelnder Alternativen anberaumte Testspiel beim Bundesligisten RB Leipzig. Schon kurz nach Bekanntmachung der Vorbereitungspartie zeigten sich die Fans des FC Erzgebirge Aue in den sozialen Medien empört. „Von Tradition reden und dann gegen das Produkt aus Leipzig testen? Dies werden wir niemals akzeptieren!“, ärgerte sich ein FCE-Anhänger bei Facebook. Die Fangruppierung „Block P“ forderte mit einer Bildgrafik umgehend die Spielabsage. Es gehe darum, die eigenen Werte zu bewahren, hieß es.
Seither lassen die Anhänger der Veilchen nicht locker. Am Erzgebirgsstadion sind täglich Banner mit der Aufschrift „Testspiel gegen RB absagen!!!“ zu finden, selbst in Bad Blankenburg hingen Fans am Dienstagmorgen besagte Spruchbänder auf. Am Mittwochabend veröffentlichte „Block P“ auf Facebook einen offenen Brief, in dem Fans ihre Position und Empörung mitteilten.
Offener Brief: „Keine Zusammenarbeit mehr mit und für den Verein“
„In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Treffen zwischen dem FCE und der aktiven Fanszene, teils auch mit Sponsoren. Neben gemeinsamen Absprachen und Aktionen wurde sich über die Werte unseres Vereins und dessen Außendarstellung verständigt. Die Ansetzung dieses Testspiels steht hierzu in klarem Widerspruch“, heißt es in dem Schreiben. „Ein Spiel gegen Red Bull Leipzig, einen ‚Verein‘, der für alles steht, was wir ablehnen, widerspricht diesen Prinzipien und Traditionen, auf die wir so stolz sind.“
Neben dieser Erklärung beinhalteter Brief die Forderung, das Spiel abzusagen – wenn nicht, werde es zwischen Fans und Verein keine Zusammenarbeit mehr geben. „Wir, die aktive Fanszene rund um Erzbrigade, Block P (...) sind fassungslos über diese Entscheidung. Sollte das Testspiel nicht abgesagt werden, wird es keine Zusammenarbeit mehr mit und für den Verein/Fanshop geben. Absprachen hinsichtlich geplanter Choreografien oder weiterer Aktionen werden nicht erfolgen“, so die Anhänger. Die Unterstützung der Mannschaft sei davon jedoch nicht betroffen. Schließlich seien es nicht die Jungs gewesen, die das Testspiel ausgemacht haben.
Am Testspiel soll festgehalten werden
„Wir sind keine Bittsteller, die nur dann einbezogen werden, wenn es euch passt! Sei es für lautstarke Unterstützung, Choreografien, die Crowdfundingkampagne im vergangenen Jahr, Aktionen rund um den Spieltag oder (Motto-)Artikel, die die klammen Kassen unseres Vereins füllen – geht es um solche Themen, klingeln bei den Verantwortlichen in unseren Reihen teils täglich die Telefone. Doch wenn es um entscheidende Themen wie dieses Testspiel geht, bei dem von vornherein bewusst war, dass man hier Fingerspitzengefühl zeigen muss, hätte die kurze Nachfrage bei den bekannten Leuten (...) ein eindeutiges Ergebnis gebracht“, heißt es am Ende des Schreibens, dass aufgesetzt worden sei, nachdem der Verein ihnen am Dienstagabend mitgeteilt habe, am Testspiel festhalten zu wollen.
Noch am Montag hatte Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich der „Freie Presse“ erzählt, dass er die Fans verstehen könne, aus sportlicher Sicht aber keinen Grund sehe, das Spiel gegen RB Leipzig nicht zu machen. „Es hat uns letztes Jahr geholfen, gegen gute Gegner zu testen. Das wird es diesmal auch“, so Heidrich. Auf Nachfrage bestätigte der Sportchef, dass sich an dieser Position nichts geändert habe. „Wir wollen das Spiel gern bestreiten“, sagte er.
Gibt auch einige Testspiel-Befürworter
Unterdessen stellen sich in den sozialen Netzwerken auch zahlreiche Fans hinter die Entscheidung des Vereins. Sportlich sei der Test wichtig, heißt es zum einen, zum anderen wird deutlich gemacht, dass das Geld heutzutage den Fußball regiere. „Hinter vielen Vereinen stehen Geldgeber. Wo soll die Grenze sein?“, fragt ein Fan. Ein anderer sagt: „Tradition soll nicht vergessen werden, aber ohne Geld bleibt Tradition in Liga 3, 4 oder 5 stecken.“ Die Fans des FC Erzgebirge Aue scheinen gespalten.