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Lok Leipzig, hier mit Min-gi Kang, hat die Relegation gegen den TSV Havelse verloren.
Lok Leipzig, hier mit Min-gi Kang, hat die Relegation gegen den TSV Havelse verloren. Bild: IMAGO/Jan Huebner
Fußball
„Gibt eben nur einen Aufsteiger“: Frustration bei Lok Leipzig nach verpasstem Drittliga-Aufstieg

Tränen, Trauer und Frust in Probsthaida: Lok hat die Rückkehr in den Profifußball verpasst. Der Sportchef hadert mit der Aufstiegsregelung.

Havelse.

Der 1. FC Lokomotive Leipzig hat den langersehnten Aufstieg in die 3. Fußball-Liga verpasst. Nach Verlängerung mussten sich die Sachsen mit 0:3 (0:0) beim TSV Havelse geschlagen geben. In der Relegation um den Drittliga-Aufstieg hat sich damit der Meister der Regionalliga-Nord gegen den Meister der Staffel Nordost durchgesetzt.

Leipziger im Glück: Havelse mit guten Torchancen

Für beide Mannschaften ging es um extrem viel. Lok Leipzig wollte mit allen Mitteln die Rückkehr in den Profifußball perfekt machen – und setzte deshalb von Spielbeginn an auf Stürmer Stefan Maderer, der zuletzt noch verletzungsbedingt im Leipziger Aufgebot fehlte und auch für dieses entscheidende Rückspiel fraglich gewesen war. „In einem normalen Ligaspiel hätte ich ihn nicht eingesetzt“, hatte Chefcoach Jochen Seitz deshalb im Vorfeld der Partie gesagt. „Aber heute wollen wir alles in die Waagschale werfen. Er ist ein enorm wichtiger Faktor für uns.“

Wirklich in Erscheinung konnte der 16-Tore-Mann aber nicht treten. Denn für wirkliche Offensivgefahr sorgte in der ersten Halbzeit nahezu ausschließlich der Gastgeber. Zwar dominierte Lok in der ersten halben Stunde das Geschehen, Havelse aber schnupperte mehrmals am eigenen Führungstor. Erst scheiterte Besfort Kolgeci mit einem direkten Freistoß am Pfosten (29.), dann rettete Keeper Andreas Naumann mit einer tollen Parade gegen Havelses Robin Müller (36.), ehe Farid Abderrahmane einen Kopfball von Emre Aytun von der Linie kratzte (37.). Mehrmals waren die Leipziger im Glück.

Beste Lok-Möglichkeit: Ziane verpasst Führungstor

Genauso ging es auch der Pause weiter, denn die Hausherren trafen in persona von Kapitän Julius Düker zum vermeintlichen 1:0 (49.) – das Schiedsrichtergespann allerdings hatte eine Abseitsstellung gesehen.

Lok kam erst in der 65. Minute zu einer richtig guten Tormöglichkeit. Dies aber nicht etwa durch Maderer, der zu Beginn der zweiten Hälfte verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, sondern durch Edeljoker Jamal Ziane. Der Stürmer, der bereits seit neun Jahren für Leipzig auf Torejagd geht, konnte einen Pass von Noel Eichinger nicht verwerten – der Winkel war zu spitz (65.). Bis auf ein paar Distanzschussversuche konnte Lok aber nicht für weitere Gefahr sorgen. „Wir müssen uns besser durchsetzen, noch präsenter und robuster sein“, hatte Sportchef Toni Wachsmuth in der Halbzeitpause gegenüber „Magenta-Sport“ gesagt. „Wir brauchen noch etwas mehr Zug zum Tor.“

Sportchef Toni Wachsmuth und Trainer Jochen Seitz im Gespräch.
Sportchef Toni Wachsmuth und Trainer Jochen Seitz im Gespräch. Bild: PICTURE POINT / Gabor Krieg

Dombrova fliegt mit Gelb-Rot vom Feld

Davon aber war in der Folge nichts mehr zu sehen. Denn erst hatten die Niedersachsen die nächste gute Möglichkeit, in Führung zu gehen. Wieder einmal aber rettete ein Leipziger auf der Torlinie. Diesmal war es Ziane, der einen Kopfball von Yannik Jaeschke in größter Not entschärfte (79.). Dann musste Lok einen großen Nackenschlag verkraften: Schon verwarnt ging Tobias Dombrova ungestüm in einen Zweikampf, sah die Gelb-Rote Karte und erwies seiner Mannschaft damit einen Bärendienst (80.). Leipzig musste in Unterzahl zu Ende spielen.

Havelse machte nun noch einmal Druck, wollte noch vor Ablauf der regulären Spielzeit die Entscheidung. Die Genauigkeit aber fehlte: Florian Riedel verzog mit dem Außenrist nur knapp (86.), dann rettete Naumann erneut, diesmal parierte er gegen Julian Rufidis (90.+3).

Havelse macht in Überzahl alles klar

In der Verlängerung kam es dann, wie es kommen musste. In Unterzahl versuchten die Leipziger alles, um die Havelser vom eigenen Gehäuse fernzuhalten. Dies allerdings gelang nur erfolgreich bis zur 95. Spielminute. Dann zog Düker aus 25 Metern ab – und traf: diesmal zählte das Tor des TSV-Kapitäns. Lok brauchte nun ein Wunder, brauchte dringend einen Treffer – und ging mehr und mehr ins Risiko. Und das nutzte der Regionalliga-Nord-Meister eiskalt aus: erst vollendete Marco Ilic einen Konter zum 2:0 (109.), dann legte der Angreifer für seinen Sturmkollegen Lorenzo Paldino auf – 3:0 (114.). Nun war der Deckel drauf. Der Torschütze zog das Trikot und leistete sich damit eine Dummheit: Er hatte schon den Gelben Karton gesehen und flog nun vom Platz.

Die Leipziger verloren anschließend die Nerven. Erst fuhr Pasqual Verkamp (115.) von hinten seinem Gegenspieler in die Parade, dann trat Luc Elsner einen Havelser um. Beide Einwechselspieler flogen folgerichtig vom Feld. Ein unschöner Schlusspunkt bei einem aus Leipziger Sicht ohnehin schon unschönen Nachmittag. „Es ist unfassbar bitter, ein Spiel so zu verlieren“, sagte Wachsmuth, der Havelse beglückwünschte, gegenüber „Magenta-Sport“: „Sie haben es verdient, so wie wir es verdient gehabt hätten. Aber aufgrund der Regelung gibt es eben nur einen Aufsteiger.“

Wachsmuth mit deutlichen Worten in Richtung der Verbände

Havelse habe wie auch Lok Leipzig eine gute Saison gespielt, ergänzte der Ex-Chemnitzer-FC- und Ex-FSV-Zwickau-Profi. „Umso trauriger ist es, dass wir heute nicht mit dem ganz großen Wurf belohnt wurden.“

Seinen Frust, seinen Ärger richtete er anschließend an die Verbände. Seit Jahren schon herrscht insbesondere im Nordosten Kritik über die Aufstiegsregelung. Während die Meister der Regionalligen West und Südwest direkt in die 3. Liga aufsteigen, müssen die Meister der Regionalligen Nord, Nordost und Bayern in eine Relegation. Dies ist so geregelt, dass eines der drei Teams – Jahr für Jahr abwechselnd – direkt aufsteigt, die anderen beiden zwei Aufstiegsspiele austragen. „Ich hoffe, dass jeder beim DFB und den Landesverbänden heute vor dem Fernsehen das Spiel geschaut hat und mal hinguckt, sich mal ernsthaft die Frage stellt, ob es so, wie es jetzt ist, sinnvoll ist“, sagte Wachsmuth. „Ich hoffe, dass nicht jeder an seinen eigenen Posten oder eigenen Landesverband denkt, sondern vielleicht einmal ans große Ganze.“

Anfang des Jahres hatten 17 Nordost-Regionalligisten gemeinsam die Initiative „Aufstiegsreform 2025“ gegründet. Mittlerweile gehören ihr 25 Clubs an, darunter Drittligisten die Erzgebirge Aue, Hansa Rostock und Energie Cottbus, Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden sowie Clubs aus anderen Regionalligen.

Statistik
Havelse: Opitz - Minz, Plume (V), Kolgeci - Riedel, Rufidis (V), Jaeschke (94. Ifaedigo), Aytun (V) - Düker (V) - Müller (72. Paldino/V), Ilic
Lok: Naumann - Dombrova (V), von Piechowski (V), Wilton (V), Ballo (106. Adigo) - Siebeck, Abderrahmane (V) - Cevis (76. Elsner/V), Eichinger (76. Verkamp), Kang (82. Kireski) - Maderer (56. Ziane)
SR.: Alt (Heusweiler). Zuschauer: 2300. Tore: 1:0 Düker (95.), 2:0 Ilic (109.), 3:0 Paldino (114.). Gelb-Rot: Dombrova (80.), Paldino (114.), Elsner (119.). Rot: Verkamp (115./grobes Foulspiel)

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