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Hartenstein ist NBA-Champion: "Danke Dirk"

Aus Quakenbrück in die NBA und dann auch noch Champion: Dieser Weg ist lang. Isaiah Hartenstein hat dafür viele Opfer gebracht, er dankt Dirk Nowitzki und fühlt sich in der Heimat nicht verstanden.

Oklahoma City.

Isaiah Hartenstein heizte den Fans der Oklahoma City Thunder nach dem gewonnenen NBA-Titel mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm noch mal so richtig ein. Der ein Jahr alte Elijah schlief inmitten des Konfettiregens und dem Trubel auf dem Arm seines Vaters. "Ist wohl nicht laut genug hier drin", scherzte Hartenstein daraufhin am Hallenmikrofon - und trieb die Stimmung auf den Rängen damit noch einmal auf einen neuen Höhepunkt.

Die unfreiwillige Rolle des kleinen Hartensteins als Stimmungsmacher gefiel auch Kevin Durant, dessen Mega-Trade von den Phoenix Suns zu den Houston Rockets wenige Stunden vor dem entscheidenden siebten Finale öffentlich geworden war. "Der kleine Hartenstein ist zusammengebrochen 😂😂😂. Glückwunsch Okc", schrieb der viermalige Olympiasieger bei X an sein Ex-Team gerichtet.

Der 27 Jahre alte Hartenstein erinnerte wenig später daran, wie er selbst als Jugendlicher den Titelgewinn von Dirk Nowitzki verfolgte, der vor 14 Jahren mit den Dallas Mavericks als erster Deutscher NBA-Champion geworden war. "Ich habe das mit der ganzen Familie und Freunden irgendwo in Quakenbrück geschaut", sagte Hartenstein, die Skibrille als Schutz vor den Champagner- und Bier-Spritzern bei der Kabinenfeier noch auf dem Kopf. "Ihn zu sehen, dass es möglich war, das gab auch Selbstbewusstsein, dass, wenn er es schafft, dass ich das auch schaffen kann. Danke Dirk."

Viel Arbeit in den Finals: Hartenstein (Mitte) musste einstecken.
Viel Arbeit in den Finals: Hartenstein (Mitte) musste einstecken. Bild: Julio Cortez/AP/dpa

Nowitzki ist längst eine Basketball-Legende, auch Hartenstein verehrt den Würzburger für die Erfolge seiner langen Karriere. "Dirk hat so viel für den deutschen Basketball gemacht und jetzt mit ihm in einem Satz zu sein, das ist schon etwas Besonderes", sagte er. 

Theis und Kleber haben es versucht, Hartenstein hat es geschafft

Daniel Theis stand mit den Boston Celtics in den NBA-Finals, Maxi Kleber mit den Dallas Mavericks - den Titel holte aber nur Hartenstein. Und das als zentraler Bestandteil einer jungen Mannschaft, die in der Hauptrunde ihre Gegner mitunter in Grund und Boden spielte und souverän Rang eins der Western Conference sicherte.

In den Playoffs räumten die Thunder erst die Memphis Grizzlies, dann die Denver Nuggets und schließlich die Minnesota Timberwolves aus dem Weg, ehe es gegen die Indiana Pacers in sieben Spielen um den Titel ging. Beim 103:91 (47:48) in der entscheidenden letzten Partie steuerte Hartenstein sieben Punkte und neun Rebounds bei, schon beim Verlesen der Startaufstellung wurde er von den Fans lautstark bejubelt.

Hartenstein fühlt sich in Deutschland nicht verstanden

In seinem siebten Jahr ist Hartenstein voll in der NBA angekommen, etabliert und respektiert für sein starkes Passspiel, das kluge Freiblocken seiner Mitspieler und sein Durchsetzungsvermögen in der Defense und unter dem Korb. Die Thunder gaben ihm vor der Saison einen Vertrag über drei Jahre und 87 Millionen US-Dollar.

Der Weg dorthin war allerdings lang und hart. "Ich meine: An Silvester war ich immer der Komische, der in der Halle war, bei den Artland Dragons. Ich war immer um zwölf Uhr im Dragon Center. Die haben gefragt, wieso machst du das. Und ich habe gesagt: Ich will in die NBA kommen, ich will mich da beweisen, ich will da gewinnen."

Noch heute fühlt sich der 27-Jährige in Deutschland nicht ganz verstanden. "Die ganzen Opfer, dass ich manchmal nicht Nationalmannschaft gespielt habe, um jetzt hier zu sein, um jetzt wieder ein Titel nach Deutschland zu bringen, das ist schon etwas Besonderes", sagte Hartenstein. "Ich meine, wenn man jetzt fünf Jahre zurückblickt, da war ich bei einem Trainingscamp hier. Viele in Deutschland haben nicht verstanden, wieso ich nicht bei der Nationalmannschaft spiele, wieso ich diesen Aufbau machen musste, um jetzt hier zu sein."

Der ehemalige Bundestrainer Gordon Herbert verlangte, dass sich die Nationalspieler für einen Zeitraum von drei Jahren verpflichten. EM-Bronze und WM-Gold holten Dennis Schröder, Franz Wagner und all die anderen Basketball-Helden ohne Hartenstein, weil der seine Entscheidungen immer und ehrlich voll auf die NBA-Karriere ausrichtete. Dafür gibt es in Deutschland nun einen zweiten NBA-Champion. 

"Viele in Deutschland denken, dass ich mich nicht als Deutscher sehe, aber ich will so viel an Deutschland zurückgeben, und das ist halt manchmal schwer bei der Nationalmannschaft", sagte Hartenstein. Er kam im US-Bundesstaat Oregon als Sohn eines deutschen Vaters und einer amerikanischen Mutter auf die Welt und wuchs dann in Quakenbrück auf, während sein Vater Florian für die Gießen 46ers und die Artland Dragons in der Bundesliga spielte.

Deutschland etwas zurückzugeben ist Hartenstein enorm wichtig

Hartenstein fühlt sich Deutschland trotz der bislang nur distanzierten Beziehung zur Nationalmannschaft sehr verbunden. Vor wenigen Monaten investierte er in ratiopharm Ulm und freut sich ungemein über die Chance, in den kommenden Tagen womöglich auch noch eine deutsche Meisterschaft feiern zu können. Selbst eine Reise nach Deutschland scheint dafür möglich. "Ich meine, ich muss gucken. Aber zwei Titel in Ulm feiern zu können, das wäre schon was Besonderes."

Spätestens im August ist Hartenstein dann sicher in Ulm, er richtet dort ein Festival aus, das iHart-Fest: "Ich will versuchen, so viel wie möglich in Deutschland zurückzugeben, deswegen mache ich das iHart-Fest. Deswegen habe ich das mit Ulm gemacht."

Hartensteins Familie ist nach Oklahoma City gekommen. Vater, Mutter, Frau, Sohn, Schwester, Neffe - alle sollen mit auf ein Foto mit dem goldenen Meisterpokal, der Larry-O'Brien-Championship-Trophy. Die Frage nach einer möglichen EM-Teilnahme beantwortet er deswegen im Weggehen: "Keine Ahnung, ich will mich erstmal hierauf fokussieren, mein Körper tut weh. Dann werden wir sehen." Weltmeister ist Hartenstein zwar nicht. Aber als NBA-Champion müsste er sich in der Mannschaft sicher nicht hinten anstellen. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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