Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Viel los am Millerntor beim Pokal-Derby 2023, das der HSV bei St. Pauli vor knapp 20.000 Fans 7:1 gewann.
Viel los am Millerntor beim Pokal-Derby 2023, das der HSV bei St. Pauli vor knapp 20.000 Fans 7:1 gewann. Bild: Axel Heimken/dpa
Fußball

HSV, VfB, Schalke, Union: Fußballerinnen im Aufwind

Bessere Strukturen, größere Ziele, mehr Fans: Traditionsclubs entdecken ihr Herz für die Fußballerinnen im Verein. Dahinter stecken auch strategische Ziele. Und der Wunsch nach dem Aufstieg.

Berlin.

Der Hamburger SV kann im Sommer Vereinsgeschichte schreiben. Dass die Männer und die Frauen in der gleichen Saison in die Bundesliga aufsteigen, gab es noch nie. Club-Idol Horst Hrubesch machte den Zweitliga-Fußballerinnen schon eine Ansage. "Es wird drei Aufsteiger geben und ich hoffe sehr, dass wir das auf die Reihe kriegen", forderte der HSV-Nachwuchsdirektor kürzlich via "Hamburger Morgenpost".

Der ehemalige Frauen-Bundestrainer denkt bereits weiter und verspricht den Hamburgerinnen, die schon dreimal erstklassig waren und DFB-Pokalfinalist 2002, bessere Strukturen: "Das wollen wir bis März hinbekommen. Die Umstellung aufs Profitum wird kommen, es geht nicht anders." 

Nicht bloß beim HSV, der vor dem Rückrundenstart am 8. Februar zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz steht, sollen die Fußballerinnen stärker gefördert werden. Auch andere Traditionsclubs, deren Frauenteams ebenfalls noch nicht ganz oben angekommen sind, sehen den teils rasant wachsenden Markt. Gerade erst tätigte der FC Chelsea den ersten Millionen-Transfer mit US-Fußballerin Naomi Girma.

Das Stadion: Der "Game Changer" bei Union Berlin

Maßstäbe setzen auch Union Berlins Fußballerinnen im Stadion An der Alten Försterei - wo auch die Männer auflaufen. Der Schnitt liegt bei knapp mehr als 5.000 Fans. "Man sieht, was gehen kann, was wir entwickelt haben. Das macht uns sehr stolz", sagt Ex-Nationalspielerin Jennifer Zietz, Unions Geschäftsführerin Profifußball. Die Berlinerinnen, gerade erst aufgestiegen in Liga zwei, streben als Tabellenzweiter den Durchmarsch an.

Große Kulisse: Das Berliner Stadtderby zwischen den Fußballerinnen von Union und Hertha (5:0) sahen in der vergangenen Regionalliga-Saison über 12.500 Fans im Stadion An der Alten Försterei.
Große Kulisse: Das Berliner Stadtderby zwischen den Fußballerinnen von Union und Hertha (5:0) sahen in der vergangenen Regionalliga-Saison über 12.500 Fans im Stadion An der Alten Försterei. Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Zietz treibt seit Februar 2023 die Professionalisierung der Union-Frauen und -Mädchen voran. "Der schwerste Schritt war, am Anfang alle mitzunehmen, vom Amateurstatus wegzukommen. Zu sagen: wir wollen, wir können, wir machen." Entscheidend sei dann gewesen, vorhandene Strukturen nutzen zu dürfen, erklärt die 41-Jährige den positiven Trend: "Beispiel Stadion oder die Organisation an Spieltagen. Wir sind integriert in die Männerstrukturen des Vereins. Das war ein Game Changer."

Den Kickerinnen kann Zietz inzwischen Profiverträge anbieten - und sieht längst kein Ende des Aufschwungs. "Wir wollen den Fußball der Frauen als Union in Deutschland weiterentwickeln, vielleicht auch irgendwann international. Die Rahmenbedingungen dazu haben wir."

Nürnberger Expertise dank früherem DFB-Leiter

Das gilt auch für Unions härteste Kontrahenten im Aufstiegsrennen, etwa den VfL Bochum, derzeit Dritter, oder Primus 1. FC Nürnberg. Die Franken haben in Sportvorstand Joti Chatzialexiou einen wichtigen Fürsprecher und Kenner des Frauenfußballs in ihren Reihen. Der 48-Jährige war zuvor beim DFB Leiter Nationalmannschaften und immer eng dran an der weiblichen DFB-Auswahl.

Der FCN hat seine Professionalisierung bei den Frauen, vergangene Saison noch erstklassig, weiter vorangetrieben, die Größenordnung aber etwas angepasst. Derzeit spielen die Nürnbergerinnen wieder am Sportgelände Valznerweiher. Im 50.000 Zuschauer fassenden Max-Morlock-Stadion waren sie zuvor arg verloren: Im Schnitt kamen nur 1800 Fans.

Nia Künzer hat VfB Stuttgart im Blick

Eine Etage tiefer, in der drittklassigen Regionalliga Süd, peilt Spitzenreiter VfB Stuttgart den Aufstieg an. Die DFB-Frauen haben Ende November vor dem Länderspiel in Zürich auf dem VfB-Gelände trainiert. DFB-Sportdirektorin Nia Künzer lief da gleich einer alten Bekannten über den Weg: Leonie Maier, Olympiasiegerin von 2016. Die kickt inzwischen in Stuttgart.

Inzwischen in der Regionalliga am Ball: Ex-Nationalspielerin Leonie Maier, die für den VfB Stuttgart aufläuft.
Inzwischen in der Regionalliga am Ball: Ex-Nationalspielerin Leonie Maier, die für den VfB Stuttgart aufläuft. Bild: Sebastian Gollnow/dpa

"Natürlich verfolge ich das", sagte Künzer zur Entwicklung beim VfB. "Ich habe das Gefühl, dass hier eine gewisse Ernsthaftigkeit und ein gewisser Ehrgeiz bestehen, sich zügig in andere Ligen zu entwickeln. Mit Engagement kann man viel erreichen im Frauenfußball, es scheint in Stuttgart derzeit ganz gut zu funktionieren."

Trainer ist Ex-Profi Heiko Gerber, die Frauenfußball-Abteilung wurde erst 2021 gegründet. Langfristiges Ziel: Bundesliga. Darum beschäftigt sich der VfB laut "Stuttgarter Zeitung" auch schon mit den Plänen für ein Stadion auf dem Clubgelände für 20.000 bis 25.000 Zuschauer. Das Thema ist beim HSV längst akut. "Wir brauchen unbedingt ein kleines Stadion, egal wie", sagte Hrubesch, am liebsten wäre ihm eines im Volkspark.

Schalke-Chefin: "Organisch wachsen"

Erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen die Schalkerinnen. Schon zwischen 1975 und 1987 spielten Frauen für den Revierclub Fußball. Dann aber war Pause. Erst zur Saison 2020/21 hat Königsblau zum zweiten Mal in seiner Geschichte eine Frauenfußballabteilung gegründet. Nach dem Start in der Kreisliga ist Schalkes Team inzwischen in der Westfalen-Liga angekommen. 

Dort lieferte sich S04 ein packendes Duell um Platz eins mit Borussia Dortmund. Beim Derby im Parkstadion, das 0:0 endete, waren rund 3000 Fans dabei. "Das war eine fantastische Kulisse. Ich würde mir wünschen, dass die Mädels zukünftig regelmäßig diese Unterstützung bei Heim- und Auswärtsspielen erfahren", sagte Vorständin Christina Rühl-Hamers.

Derby im Revier: Dortmunds Marie Grothe (l.) im Duell mit Schalkes Michelle Biskup. 0:0 endete das Spiel Ende Oktober 2024.
Derby im Revier: Dortmunds Marie Grothe (l.) im Duell mit Schalkes Michelle Biskup. 0:0 endete das Spiel Ende Oktober 2024. Bild: Tim Rehbein/dpa

Die Strategie des Revierclubs benennt sie mit "organisch wachsen". Man wolle andere Vereine im Gelsenkirchener Umfeld dabei unterstützen, "den Fußball der Frauen in der Umgebung weiter zu etablieren". Talente will S04 aus der Region gewinnen. "Dazu müssen parallel um uns herum viele Clubs mitwachsen. Das wird einige Zeit dauern, dem sind wir uns aber bewusst", erklärt Rühl-Harmers: "Unser Ziel bleibt perspektivisch die Bundesliga." (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
18.02.2025
3 min.
Einmaliger Feiertag 2025 in Deutschland: Nur ein Bundesland darf sich freuen
Ein Foto mit Symbolkraft: US-amerikanische (l.) und sowjetische Soldaten reichen sich am 25. April 1945 auf den Trümmern einer Elbbrücke bei Torgau die Hände. Am 8. Mai 1945, kapitulierte das NS-Reich dann: Dieses Datum gilt seither gemeinhin als Tag der Befreiung.
Millionen Deutsche haben in diesem Jahr einen Tag zusätzlich frei. Diesen einmaligen Sonderfeiertag gibt es aber nur in einem Bundesland. In einem Freistaat gibt es allerdings Überlegungen, ihn wieder dauerhaft als Gedenktag einzuführen.
Jürgen Becker
18.02.2025
2 min.
Naturspektakel im Erzgebirge: Wasserfall verwandelt sich in Eiswand - und lockt Kletterer an
Am Wasserfall in Blauenthal bietet sich ab sofort wieder die Möglichkeit zum Eisklettern.
Dank knackiger Minusgrade hat sich der 30 Meter hohe Wasserfall in Blauenthal in eine spektakuläre Eiskulisse verwandelt. Zur Freude vieler Kletterer. Doch eine Sache sorgt für Ärger.
Jürgen Freitag
12:38 Uhr
1 min.
Warnstreiks im Nahverkehr in sechs Bundesländern
Am Freitag wird in mehreren Bundesländern der Nahverkehr bestreikt. (Symbolbild)
Die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst brachten keine Annäherung. Jetzt wollen die Gewerkschaften Druck machen. Pendler werden es am Freitag spüren.
03.02.2025
4 min.
Transferpoker mit wenigen Stars: Hektik am letzten Tag
Bleibt er oder geht er? Mathys Tel vom FC Bayern München.
Wie üblich fließen auch in diesem Wintertransferfenster die Millionen im deutschen Profifußball. Eintracht Frankfurt sorgt für einen Rekord. Am "Deadline Day" löst die Causa Tel wieder mal Wirbel aus.
Christian Johner, dpa
12:23 Uhr
2 min.
Royal Caribbean lässt neues Riesenschiff in Europa starten
Die "Legend of the Seas" soll ab Sommer 2026 zunächst durchs Mittelmeer fahren.
Vergnügungspark und Kleinstadt: So lassen sich die "Icon"-Schiffe kurz beschreiben. Nächstes Jahr legt das dritte Mitglied dieser Schiffsklasse ab - nicht in der Karibik, sondern in Barcelona.
17.02.2025
1 min.
Bayern-Fußballerinnen mit Pokal-Heimspiel - Derby beim HSV
Giulia Gwinn will mit dem FC Bayern München endlich den DFB-Pokal holen.
Die Halbfinal-Partien im DFB-Pokal der Fußballerinnen stehen fest: Meister FC Bayern empfängt die TSG 1899 Hoffenheim. Zweitligist Hamburger SV bittet Werder Bremen zum Nordduell.
Mehr Artikel