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Wintersport
Kritik an DEG-Gesellschaftern nach sportlichem Abstieg

Einst sammelte die Düsseldorfer EG Meisterschaften in Serie. Missmanagement und Schicksalsschläge sorgen nun für den sportlichen Abstieg des Traditionsclubs. Planungen für die 2. Liga gibt es nicht.

Düsseldorf.

Die Fans wütend und die Spieler den Tränen nahe: Die Düsseldorfer EG ist im 90. Jahr ihres Bestehens erstmals sportlicher Absteiger in der Deutschen Eishockey Liga. Da half am Freitag auch das 3:0 gegen die Grizzlys Wolfsburg nicht mehr. Als nach dem Spielende die DEG-Cracks und die knapp 12.000 Fans gebannt auf dem Videowürfel die letzten Minuten des entscheidenden Parallelspiels Iserlohn gegen Augsburg (2:3) verfolgt hatten, schlug die Stimmung in Wut um. 

Mit Pfiffen, unflätigen Beschimpfungen und obszönen Gesten reagierte das Publikum darauf, dass nur Star-Torhüter Henrik Haukeland den Mumm hatte, noch einmal zu den Fans zu fahren. Kein Verantwortlicher und kein Spieler trat ans Mikrofon. Es war der Pressesprecher, der Durchhalteparolen verkündete. Der Hauptschuldige der Fans war schnell gefunden.

Wütende Fans fordern Rauswurf von Manager Mondt

"Mondt muss weg", schallte es aus der Fankurve. Mit leerem Blick und leiser Stimme sprach Sportdirektor Niki Mondt später von einer "Katastrophe" und der "bittersten Stunde, die ich jemals im Eishockey miterlebt habe". Und der ehemalige Nationalspieler, als Profi deutscher Meister mit den Hannover Scorpions, hat in 1060 DEL-Spielen vieles erlebt.

So viel, um zu wissen, dass der Abstieg als Letzter der DEL-Hauptrunde wohl nicht mehr zu verhindern ist. Dies wäre er, wenn keines der fünf aufstiegsberechtigten Teams der DEL2 in ein paar Wochen die Playoffs im Unterhaus gewinnt. Alle Clubs, die aus wirtschaftlichen Gründen aufsteigen dürfen, stehen in der DEL2 aber unter den Top 6. "Es ist noch nicht amtlich, aber für mich ist das gefühlt jetzt der Abstieg", sagte Mondt.

Star-Keeper Haukeland schimpft auf Gesellschafter

Dass die Fans den 46 Jahre alten gebürtigen Düsseldorfer als Schuldigen ausgemacht haben, empfand nicht nur Haukeland als ungerecht. Der Norweger schimpfte auf die Gesellschafter um Unternehmer Harald Wirtz. "Wenn man kein Geld hat, wenn man kein professionelles Sportteam haben will, dann sollte man kein Gesellschafter sein", polterte der 30-Jährige. "Wir und Niki haben keine Chance bekommen, ein Team zu sein, das besser ist."

Torhüter Henrik Haukeland kritisiert die Gesellschafter des Clubs.
Torhüter Henrik Haukeland kritisiert die Gesellschafter des Clubs. Bild: Rolf Vennenbernd/dpa

Schon vor einem Jahr hatte der ehrgeizige Torhüter Veränderungen gefordert. "Das kam oben gar nicht gut an. Aber im Sport muss man Schritte nach vorne machen, sonst wird man schlechter. Seitdem ich hier bin, sind wir Siebter, Elfter und nun Letzter geworden", sagte Haukeland mit brüchiger Stimme. Der Norweger kann im Abstiegsfall seinen langjährigen Millionenvertrag, den die Gesellschafter unter großem Getöse vor zwei Jahren verkündet hatten, vergessen.

Im vergangenen Sommer machten Wirtz und Co. plötzlich auf eine Unterdeckung im Etat aufmerksam und kürzten Mondt das Budget. Für den Manager eine Katastrophe. Fest eingeplanten Spielern musste wieder abgesagt werden, das Geld reichte zunächst nur für einen Rumpfkader. Ende des Jahres dann war plötzlich durch das ausgeweitete Engagement eines Gesellschafters wieder mehr Geld da. Zu spät. "Was soll man da machen? Als Manager kann man so nicht arbeiten", kritisierte Haukeland. Auf dem Markt waren keine Top-Performer mehr verfügbar. 

Drei Todesfälle binnen weniger Tage werfen Team aus der Bahn

Dennoch stabilisierte sich die DEG im Januar, gehörte auf einmal zu den Top-Teams. Deshalb durfte auch Trainer Steven Reinprecht bleiben. Dann schlug das Schicksal zu. Nach der Länderspielpause im Februar lief nichts mehr. "Nun, es sind Familienmitglieder gestorben", sagte Reinprecht zu den Gründen dafür. Wochenlang hatte darüber niemand gesprochen.

Innerhalb weniger Tage waren die Schwester von Abwehrspieler Paul Postma und der Bruder von Verteidiger Alec McCrea gestorben. Hinzu kam der Tod von Nationalspieler Tobias Eder, der bis 2023 für die DEG gespielt hatte. Zahlreiche ehemalige Mitspieler belastete das schwer. "Ich habe noch nie in einer Mannschaft gespielt, in deren Umfeld drei Menschen gestorben sind", sagte auch Haukeland. 

Bislang keine Zweitliga-Planung

Wie es nun weitergeht, ist unklar. Wirtz hatte am Dienstag am Rande des verheerenden 1:5 gegen Augsburg für Fassungslosigkeit gesorgt, als er offenbarte, dass es keine Planungen für die zweite Liga gebe. "Das wird extrem anspruchsvoll jetzt", sagte Mondt. "Ich muss die Mannschaft komplett neu aufbauen und weiß ja noch gar nicht, mit welchen finanziellen Mitteln. Uns stehen arbeitsreiche Monate bevor." Inklusive bangen Wochen des Wartens auf einen Zweitligameister. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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