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Schlüssel für Olympia: Bach übergibt beim IOC an Coventry

Eine Frau führt künftig die olympische Welt. Kirsty Coventry tritt bei einer Feierstunde die Nachfolge von IOC-Präsident Thomas Bach an. Für den Deutschen enden turbulente zwölf Jahre.

Lausanne.

Tief bewegt legte Thomas Bach den mit olympischen Ringen verzierten Schlüssel in die Hände seiner Amtserbin Kirsty Coventry. Nach zwölf Jahren an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees markierte eine 63-minütige Zeremonie in Lausanne das Ende der wechselvollen Präsidentschaft des 71-Jährigen. "Ich habe der olympischen Bewegung alles gegeben, was ich konnte", sagte Bach in seiner Abschiedsrede.

Als erste Amtshandlung überreichte seine Nachfolgerin ihm den olympischen Orden in Gold. Zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit hatten die IOC-Mitglieder Bach schon vorher gekürt. "Heute ist ein Tag der Dankbarkeit, ein Tag der Zuversicht, ein Tag der Freude", beteuerte Bach. 

Coventry (41) ist die erste Frau, die das IOC in seiner Geschichte anführt, und die erste Präsidentin aus Afrika. "Ich kann nicht erwarten, was vor mir liegt", sagte die frühere Weltklasse-Schwimmerin aus Simbabwe.

Viele Krisenherde und harte Kritik in Bachs Amtszeit

Bach hat das IOC durch turbulente Zeiten geführt. Als "eine Krise nach der anderen und manchmal mehrere zur gleichen Zeit" beschrieb der gebürtige Würzburger unlängst seine Präsidentschaft. Russisches Staatsdoping, die Corona-Pandemie, Kriege und die Sorge um fast alle Olympischen Spiele in diesen Jahren setzten Bach und das IOC unter Dauerdruck. 

Die langjährige Nähe zu Kremlchef Wladimir Putin und der milde Umgang mit Chinas Menschenrechtsverletzungen gehören zu den Kritikpunkten, mit denen sich Bach vor allem auch aus seiner deutschen Heimat konfrontiert sieht. "Man macht viele Fehler. Aber wenn es um die großen Entscheidungen geht, bin ich mit mir im Reinen", sagte der Fecht-Olympiasieger von 1976 vor einigen Tagen im Kreis internationaler Athletenvertreter. 

Thomas Bach räumt das Amt des IOC-Präsidenten nach zwölf turbulenten Jahren.
Thomas Bach räumt das Amt des IOC-Präsidenten nach zwölf turbulenten Jahren. Bild: Laurent Cipriani/AP/dpa

Die spektakulären Sommerspiele von Paris 2024 als Vermächtnis und Wegweiser für eine glänzende olympische Zukunft - so stellen es Bach und das IOC in diesen Tagen gern dar. Bis 2034 stehen die nächsten fünf Olympia-Gastgeber bereits fest. Auch für die Zeit danach gibt es eine Reihe von Bewerbern, darunter Deutschland. Milliardenverträge mit Medienpartnern und Sponsoren hat sich das IOC bis in die nächste Dekade gesichert, auch wenn zuletzt mehrere große Geldgeber absprangen. 

Coventry verspricht mehr Mitsprache

Dass in Coventry die Wunschkandidatin von Bach überraschend schon im ersten Wahlgang siegte, zeigte noch einmal, wie fest der Deutsche den Ringe-Zirkel im Griff hatte und dürfte ihm noch einen gewissen Einfluss auf sein Erbe garantieren. Auch wenn der Wirtschaftsanwalt beteuerte: "Wenn ich gefragt werde, dann gebe ich weiter gern Ratschläge, aber ich werde mich nicht aufdrängen."

Coventry hatte nach ihrer erfolgreichen Karriere als Schwimmerin, die sie mit zwei Olympiasiegen krönte, über die Athletenkommission den Weg ins IOC gefunden. Zuletzt gehörte die zweifache Mutter zum Kreis der Exekutive, in dem unter Bach die zentralen Entscheidungen getroffen wurden. Künftig soll es wieder mehr Mitsprache für alle IOC-Mitglieder geben, kündigte Coventry an. "Jeder bekommt seinen Platz, jeder soll sich einbringen", sagte sie.

Der Wahl einer Frau aus Afrika an die Spitze der lange skandalumwitterten Dachorganisation, die in 131 Jahren zuvor von neun Männern geführt worden war, ist die Symbolkraft nicht abzusprechen. "Ich gebe nie auf, bin bescheiden und arbeite hart", beschrieb Coventry den Eindruck, den sie hinterlassen möchte. Mehrfach versicherte Coventry bereits, dass sie schon lange wüsste, wie mit schwierigen Männern umzugehen ist.

Trump als heikler Olympia-Gastgeber

Beweisen kann sie das beim Gastgeber der Sommerspiele 2028 in Los Angeles: Donald Trump. Die vom US-Präsidenten verhängten Einreiseverbote für Menschen aus einer Reihe von Ländern und Trumps Entsendung der Nationalgarde wegen Demonstrationen in der Westküstenmetropole dürften zuletzt auch das IOC besorgt haben.

Coventrys Mentor Bach wird sich mit diesen Herausforderungen nicht mehr befassen müssen. In den kommenden Wochen möchte er sich vor allem zwei Dingen widmen: "Schlafen und Sport." Demnächst werde er dann den Jakobsweg wandern, um nach Inspiration für die Zukunft zu suchen. "Und dann werde ich schauen, ob die Leute Ideen haben, wo ich noch helfen kann", sagte Bach. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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