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Jens Weißflog (links) überreichte Kerst Rölz eines seiner Gelben Trikots, das bis heute der Weltcupführende trägt. Mike Zimmermann (rechts) sorgte mit dafür, dass das Legendentreffen bei Gastwirt Jochen Nöske zu einem tollen Event wurde.
Jens Weißflog (links) überreichte Kerst Rölz eines seiner Gelben Trikots, das bis heute der Weltcupführende trägt. Mike Zimmermann (rechts) sorgte mit dafür, dass das Legendentreffen bei Gastwirt Jochen Nöske zu einem tollen Event wurde. Bild: Thomas Prenzel
Wintersport

Skispringerlegende Jens Weißflog über seine größten olympischen Momente

Beim Treffen ehemaliger Schanzenadler wurde viel in Erinnerungen geschwelgt. Auch zwei Wismut-Aue-Legenden und der WM-Gastgeber von Trondheim 2025 kamen an den Fichtelberg.

Oberwiesenthal.

Auch wenn zwei ganz Große des Skisprungsports kurzfristig absagen mussten, waren sich am Ende alle einig: Das Legendentreffen in Oberwiesenthal wird nachhaltig in Erinnerung bleiben. Doreen Hauke vom Team der Fichtelberghütte brachte es auf den Punkt: „Es war ein toller Tag. Der Sport verbindet eben. Egal, wer welchen Sport betrieben hat, es ist eine große Familie.“ Rund 100 Teilnehmer kamen, darunter auch die Wismut-Aue-Legenden Jörg Weißflog, einst DDR-Nationaltorhüter, und Harald Mothes. Von A wie Arnold, Mike, der 1987 nach dem ersten Durchgang bei der WM in Oberstdorf in Führung lag und letztlich Sechster wurde, über Weißpflog (mit p), Falko, den kurzzeitigen Skiflug-Weltrekordler, bis hin zu Zitzmann, Axel, dem Vizeweltmeister im Skifliegen von 1979 in Planica; sie alle bereicherten diesen Tag genauso wie die einstigen Trainer Hans-Dieter Grellmann und Joachim Winterlich.

Veranstalter der Ski-WM 2025 zu Gast

Aber nicht nur aus Thüringen oder Neuhausen im Erzgebirge kam sie nach Oberwiesenthal. Sogar eine Delegation der Veranstalter der nordischen Ski-WM 2025 in Trondheim nutzte die Gelegenheit, während ihrer Werbetour in Mitteleuropa den früheren Schanzen-Assen am Fichtelberg die Ehre zu erweisen.

Alle bedauerten, dass der 87 Jahre alte Helmut Recknagel, Olympiasieger 1960 in Squaw Valley, aufgrund seiner Rückenprobleme absagen musste. Hans-Georg Aschenbach konnte wegen eines Fahrradunfalls nicht anreisen. Auch wenn die meisten der zahlreich erschienenen Ex-Skispringer nicht diese ganz großen Erfolge wie die beiden gebürtigen Thüringer feiern konnten, steckt hinter jedem eine interessante Geschichte. Der eine hatte Westverwandtschaft und durfte trotz guter Leistungen nicht ins Ausland reisen. Den anderen bremste eine Verletzung aus und verhinderte vielleicht eine ähnlich große Karriere, wie sie zum Beispiel ein Jens Weißflog hingelegt hat.

Die markante Locke

Der 60-Jährige bekam einige Geschenke zur Erweiterung seines „Skimuseums“ im eigenen Hotel überreicht. Dabei waren goldene Sprungschuhe von Tom Rass, dessen Stiefel er bei seinen zwei Olympiasiegen 1984 in Sarajevo und 1994 in Lillehammer nutzte. Und wer noch nicht wusste, dass Weißflog dieses Kunststück in zwei Stilarten gelang, kann sich das in einem Kunstguss anschauen. Hergestellt hat die einmalige Skulptur Claus Döhler aus Sosa: „Für mich ist Jens vor allem deshalb ein Großer, weil er immer bescheiden und ein Erzgebirger geblieben ist. Er hatte, als er jung war, so eine Locke aus dem Helm raushängen. Das war unverkennbar. Die Locke - und dann ist er bis nach unten reingezogen“, erinnert sich der Mitsiebziger Seniorchef voller Respekt an den viermaligen Vierschanzentourneesieger. Und von den Locken kommt er gerade nicht los. So gestaltet er eine Skulptur von Albert Einstein. „Sein Gesicht ist auch so markant wie das von Jens“, sagte Claus Döhler: „Das wird eine tolle Geschichte.“

Mit einem Auge bei Greta

Von diesen gab es unzählige an diesem Tag der Legenden zu erzählen. Weißflog war der Trubel um seine Person gar nicht recht. Er schenkte dem Vater der Veranstaltung, Kerst Rölz, eines seiner Gelben Trikots, die noch heute der aktuell Weltcupführende trägt. „Viel davon habe ich nicht“, sagte Weißflog und managte bravourös den Tag mit Selfie da, Autogramm dort und nostalgischer Anekdote hier. „Das ist das Schöne, dass sich Menschen treffen und die alten Werte schätzen“, meinte er. Und mit einem Auge verfolgte er am Handy auch noch die Sprünge seiner Tochter Greta beim internationalen Wettkampf in Velenje. In Slowenien wurde die 14-Jährige als beste Deutsche Siebte.

Bis Olympia ist es für sie freilich noch ein weiter Weg, Rückschläge inklusive. Das weiß der Vater nur zu gut. Aber was waren seine größten olympischen Momente? Beim Thema Sarajevo erinnert er sich an den Goldtag und den späten Abend, als er endlich in seinem Zimmer angekommen war. Das teilte er damals mit Holger Freitag, dem Vater der Team-Weltmeister Selina und Richard Freitag. Als beide irgendwann endlich im Bett lagen, sagte der Klingenthaler zum frischgebackenen Olympiasieger: „Eigentlich ist das der Wahnsinn. Du bist jetzt der einzige von uns fünf, der durchgekommen ist.“ Gemeint waren außerdem Kerst Rölz, Tobias Wunsche und Jürgen Müller. Von dem Quintett hatten es mit Freitag (35. auf der Normalschanze) und Weißflog zwei zu Olympia geschafft, und einer setzte sich dort die Krone auf. Die fünf Youngsters waren 1980 nach Olympia in Lake Placid von der DDR-Sportführung ins Nationalteam berufen worden. „Als 15- oder 16-Jährige, weil wir in Lake Placid mit Silber durch Manfred Deckert ja so schlecht waren“, sagte Weißflog ironisch. Dass Holger Freitag in dem Moment diesen Werdegang so reflektierte, findet der Teamkollege bis heute beeindruckend.

Die erste E-Mail an Kati Witt

Zehn Jahre später in Lillehammer ist es dann die Technik gewesen, die den Skispringer mehr oder weniger gut in Erinnerung blieb. Im olympischen Dorf wollte er die fortgeschrittene Technologie nutzen und Katarina Witt eine E-Mail schreiben. Ob die Eiskönigin, die bei ihrem Comeback auf Rang sieben landete, die erste von Jens Weißflog geschriebene E-Mail je erhalten hat, weiß er bis heute nicht. Bei Olympia liefen sich beide damals nicht über den Weg. Er war in Lillehammer im Schnee, sie in Hamar auf dem Eis. Lange hatte es Gerüchte gegeben, dass es zum Legendentreffen am Fichtelberg ein Wiedersehen mit Kati geben könnte. Diesmal hat das noch nicht geklappt. Vielleicht meldet sich die Eisikone ja demnächst mal per E-Mail beim Hotelier. (tp)

Katarina Witt bei den Olympischen Spielen 1994 im Wilhelm-Tell-Kostüm.
Katarina Witt bei den Olympischen Spielen 1994 im Wilhelm-Tell-Kostüm. Bild: Imago
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