Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Wintersport
USA gewinnen historischen Titel für gestorbenen Mitspieler

Erstmals seit 92 Jahren gewinnt die USA wieder eine Eishockey-Weltmeisterschaft. In der Heimat spielt das allerdings kaum eine Rolle. Der US-Präsident bleibt ruhig.

Stockholm.

In der Stunde des größten US-Triumphs im Eishockey seit dem Olympia-Wunder von 1980 war NHL-Profi Jeremy Swayman tief bewegt. "Mission erfüllt, für ihn", erklärte der Torhüter nach dem Final-Krimi gegen die Schweiz. Die US-Boys widmeten den ersten Weltmeistertitel seit 92 Jahren den im vergangenen Sommer gestorbenen Johnny Gaudreau. Sein Trikot mit der Nummer 13 wurde bei der Übergabe über den WM-Pokal ausgebreitet. "Wir vermissen ihn schrecklich", sagte Swayman.

Gaudreau, der "Mister Hockey" genannte wurde, kam Ende August 2024 gemeinsam mit seinem Bruder Matthew bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Nur wenige Monate zuvor spielte er noch für das US-Team bei der WM in Tschechien. Mit 43 Tor-Beteiligungen führt Johnny Gaudreau die US-Scorerliste bei Weltmeisterschaften weiterhin an. 

Anders als viele NHL-Stars kam der Stürmer gerne zur WM. Nicht ohne Grund hing sein Trikot auch während des Turniers immer gut sichtbar in der US-Kabine.

Das US-Team gedachte beim WM-Erfolg dem verstorbenen Johnny Gaudreau.
Das US-Team gedachte beim WM-Erfolg dem verstorbenen Johnny Gaudreau. Bild: Petr David Josek/AP/dpa

"Wenn er nicht in den NHL-Playoffs aktiv war, hat er hier für USA Eishockey gespielt", sagte Weltklasse-Verteidiger Zach Werenski von den Columbus Blue Jackets, dem letzten NHL-Team Gaudreaus. "Ich denke, das sollte jeder US-Eishockeyspieler anstreben. Niemand hat daher diese Goldmedaille mehr verdient als er."

"Es war uns peinlich"

Weltmeisterschaften und USA - bislang war das nie eine passende Gleichung. 1960 wurde der Olympiasieg im heimischen Squaw Valley auch gleichzeitig als Weltmeisterschaft gewertet. Nur 1933 gewann die USA direkt den WM-Titel. Trotz zahlreicher Eishockey-Stars, trotz der besten Liga der Welt. 

"Es war uns peinlich, wirklich peinlich, dieses Turnier so lange nicht gewonnen zu haben. Jetzt müssen wir diese Last nicht mehr tragen", sagte Trainer Ryan Warsofsky. Keeper Swayman von den Boston Bruins ergänzte: "1933 hatten wir im Kopf. Wir wussten, dass wir eine Aufgabe zu erledigen haben. Auch diese Mission haben wir erfüllt, Baby."

Keine Trump-Reaktion

Von US-Präsident Donald Trump gab es bislang noch keine Glückwünsche. Es zeigt einmal mehr den Stellenwert einer Eishockey-Weltmeisterschaft in Nordamerika. Als die USA am Sonntagabend in Stockholm gegen die Schweiz um Gold kämpfte und von Tage Thompson in der Verlängerung erlöst wurde, spielten fast zeitgleich Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers in den NHL-Playoffs gegen die Dallas Stars (6:1). Erst Olympia 2026 mit allen NHL-Stars zählt wieder in Nordamerika.

In diesem Jahr erhielt auch das "4 Nations Face-Off" mit den vier Eishockey-Nationen Kanada, USA, Schweden und Finnland eine besondere Bedeutung. Dort stichelte und provozierte Trump, instrumentalisierte das USA-Team vor den Duellen mit Kanada für seine Politik. Es nützte nur nichts: Kanada gewann gegen die USA. Bei der WM in Schweden und Dänemark blieb der US-Präsident allerdings ruhig, trotz des großen US-Erfolgs.

US-Erfolge im Zeichen der Politik

Dabei spielte Politik bei den großen US-Triumphen immer eine Rolle: bei Olympia-Gold 1980, beim "Miracle on Ice" in Lake Placid. Mit College-Spielern besiegte die USA zu Zeiten des Kalten Krieges die hochfavorisierte damalige Sowjetunion. Die Amateurspieler wurden durch den Erfolg gegen den damals unbezwingbar erscheinenden Gegner zu Helden, und vom damals amtierenden Präsidenten Jimmy Carter ins Weiße Haus eingeladen. 

Ob der neue Weltmeister zu dieser Ehre kommen wird, ist äußerst fraglich. "Es wäre dennoch schön, wenn wir eine Einladung erhalten würden", sagte Stürmer Cutter Gauthier. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
22:09 Uhr
1 min.
Palästinenser: 69 Tote bei Angriffen Israels im Gazastreifen
Aus dem Gazastreifen hat es erneut Berichte über Dutzende Tote gegeben.
Während die Welt auf den Krieg zwischen Israel und dem Iran blickt, gehen auch die Angriffe und Kämpfe im Gazastreifen weiter. Es soll wieder Dutzende Opfer gegeben haben.
24.05.2025
2 min.
Schweiz beendet Dänemarks Eishockey-Märchen
Die Schweiz siegte souverän gegen Überraschungs-Team Dänemark und träumt vom ersten WM-Titel.
Dänemark gelingt im Halbfinale gegen die Schweiz bei der Eishockey-Weltmeisterschaft keine weitere Überraschung - im Gegenteil. Für den Schweizer Finalgegner wird es das erste richtige WM-Endspiel.
17.06.2025
4 min.
VW-Sachsen-Chef Auerswald nennt Details: So soll das Auto-Recycling in Zwickau funktionieren
Danny Auerswald ist seit einem Jahr Sprecher der Geschäftsführung von VW Sachsen und damit verantwortlich für die Standorte in Zwickau, Chemnitz und Dresden.
Im Zwickauer VW-Werk sollen demnächst Altfahrzeuge aufbereitet oder demontiert werden. Am Dienstag hat Danny Auerswald erstmals ausführlich die Chancen des Projekts erläutert – und die Risiken.
Johannes Pöhlandt
17.06.2025
2 min.
„Da fällt einem ein Stein vom Herzen“: Michelin-Stern geht erneut ins Erzgebirge
Konnte den Stern für das „St. Andreas“ im Auer Hotel „Blauer Engel“ verteidigen: Küchenchef Benjamin Unger.
Der Auer Küchenchef Benjamin Unger und sein Team konnten die Kritiker des „Guide Michelin“ überzeugen und ihren Stern verteidigen. Neu in die Liste aufgenommen wurde ein Restaurant in Dresden.
Jan-Dirk Franke
22:10 Uhr
1 min.
Es verdunkelt sich: Ein Flutlicht fällt bei U21-Spiel aus
Torschütze zur deutschen Führung: Ansgar Knauff (l).
Die deutsche U21-Nationalmannschaft führt gegen England mit 2:0, als ein Flutlicht ausfällt. Der Schiedsrichter sucht Gespräche und pfeift dann zur Pause. Kurz darauf läuft alles wieder normal.
25.05.2025
3 min.
USA nach Verlängerungs-Krimi Eishockey-Weltmeister
Die USA und die Schweiz lieferten sich ein packendes WM-Finale.
Die Entscheidung im Finale der Eishockey-WM fällt hochdramatisch in der Verlängerung. Der Schweizer Torhüter überragt, ist am Ende aber machtlos.
Mehr Artikel