Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Fußball
Viel Lachen, aber auch mal Tränen: Wück und die DFB-Frauen

Im Europa-Park Rust beginnt der EM-Countdown für Christian Wück. Der Bundestrainer hat gelernt: Bei den Fußballerinnen ist doch einiges anders als bei den Fußballern.

Frankfurt/Main.

Mit dem Gendern hat Frauen-Bundestrainer Christian Wück noch so seine Probleme. "Ich bemühe mich. Wenn ich es mal vergesse, korrigiere ich mich aber auch nicht", sagte der 52-Jährige im dpa-Gespräch und räumte lächelnd ein: "Das passiert schon mal auf dem Platz, wenn ich sage: Ey Jungs, passt doch auf!"  

Seine "Mädels" nehmen es Wück anscheinend nicht übel: "Ich glaube, die denken da nicht groß drüber nach. Die lachen sich eher kaputt, wenn ich sage: Ey Jungs, passt doch auf!" Mit der männlichen U17 des Deutschen Fußball-Bundes wurde der Ex-Profi 2023 Welt- und Europameister. Mit den DFB-Frauen geht Wück nun in sein erstes Turnier. 

Am 4. Juli geht es gegen Polen los 

Der Countdown für die EM vom 2. bis 27. Juli in der Schweiz beginnt an diesem Donnerstag, wenn Wück und Sportdirektorin Nia Künzer bei einer Pressekonferenz (13.00 Uhr) im Europa-Park Rust den 23-köpfigen Kader präsentieren. Das Erlebnisressort Schweiz soll dabei für die passende Atmosphäre sorgen. Die achtmaligen Europameisterinnen aus Deutschland starten am 4. Juli in St. Gallen gegen Polen; weitere Gruppengegner sind Dänemark (8. Juli in Basel) und Schweden (12. Juli in Zürich). 

Dass er eines Tages für die deutschen Fußballerinnen verantwortlich sein wird, hätte sich Wück einst als Bundesliga-Stürmer nie vorstellen können. "Ich muss ganz ehrlich sagen: Also für mich war Frauenfußball in meiner Welt als aktiver Spieler nie ein Thema." Erste Berührungspunkte gab es 2019 bei der WM in Frankreich, wo der DFB ihn als Scout einsetzte. Von der Stimmung und den Leistungen her, lernte er damals, war es "ein sehr, sehr hohes Niveau". 

Bei den Fußballerinnen ist doch einiges anders für Christian Wück
Bei den Fußballerinnen ist doch einiges anders für Christian Wück Bild: Arne Dedert/dpa

Ob es bei den Frauen einen anderen Führungsstil bedarf als bei den Junioren? "Ich glaube, meine Art zu führen, meine Art, mit Menschen umzugehen, ändert sich ja nicht mit dem Geschlecht oder dem Alter der Mannschaft", erklärte Wück. Zuletzt hatte es vor dem 4:0 gegen die Niederlande und dem 6:0 in Österreich unter anderem von der nicht nominierten Abwehrspielerin Felicitas Rauch ("Hier wünschte ich mir eine viel transparentere Kommunikation") Kritik und danach eine interne Aussprache gegeben.

"Ich möchte einer sein, der offen mit Spielerinnen umgeht, der nicht vorgibt, was wir machen, sondern der gemeinsam die besten Lösungen finden möchte", betonte der DFB-Chefcoach nun. "Die Spielerinnen und meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Staff sollen mir auch sagen, wenn ich Mist gebaut habe oder etwas Falsches gemacht oder gesagt habe."

"Unheimlich viel Lachen"

Kapitänin Giulia Gwinn sprach danach von einem Prozess, "der nicht von heute auf morgen geht.". Der Nachfolger von Horst Hrubesch selbst spricht immer noch von einer Kennlernphase, manche Dinge sind halt doch anders. 

Als Wück im vergangenen Oktober seinen ersten Lehrgang mit den deutschen Frauen abhielt, da staunte er: "Die Mädels haben eine unheimlich gute Stimmung, unheimlich viel Harmonie, unheimlich viel Lachen. Aber sobald sie auf dem Trainingsplatz sind, können sie diesen Hebel umlegen. Und das muss ich ihnen wirklich hoch anrechnen." 

Zuletzt hatte der Franke die EM-Absage für die lange verletzte Lena Oberdorf (FC Bayern München) moderieren müssen. "Tränen gibt es bei solchen Enttäuschungen natürlich auch. Das ist vielleicht ein Unterschied zu den Jungs und Männern. Aber klar: Natürlich hat sie sich Hoffnung gemacht."

Auch der Bundestrainer hat einen Instagram-Account 

Dass bei der heutigen Generation - gerade im Frauenfußball - Social Media eine große Rolle spielt, daran hat sich der Vater zweier Töchter schon länger gewöhnt. Schon zu Zeiten als männlicher Nachwuchstrainer eröffnete er einen eigenen Instagram-Account, um mehr mit den Spielern zu kommunizieren. 

Die Eigenvermarktung werde eben über diese Kanäle betrieben. "Weil es gerade auch im Frauenfußball nicht nur ein adäquates Mittel ist, um mit seinen Fans direkt zu kommunizieren, sondern diese Möglichkeiten auch kommerziell optimal genutzt werden können", so Wück. 

Immer alle super pünktlich

Und noch etwas sei vielleicht ein Unterschied zum Männerfußball: Bei den DFB-Frauen herrscht offenbar größte Verlässlichkeit und Disziplin. Er habe in seiner Amtszeit im Team der Olympia-Dritten noch keine Strafe verhängen müssen. "Immer noch nicht. Es gibt keinen Strafenkatalog. Ich weiß gar nicht, ob es bei uns eine Mannschaftskasse gibt, weil noch nie eine hat bezahlen müssen."

Zum Mittagessen um 13 Uhr darf man bei den DFB-Frauen auf deren Wunsch zehn Minuten vorher oder zehn Minuten nachher erscheinen. "Da kommt dann aber keine um zwölf nach eins", so Wück. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
12.06.2025
4 min.
Kader für Frauen-EM steht: Künzer spricht von Titel
Bundestrainer Christian Wück gab seinen EM-Kader im Europapark Rust bekannt.
Noch ist die Schweizer Kulisse künstlich, aber für die deutschen Fußballerinnen wird es bald ernst. Der Bundestrainer stellt das Aufgebot für den Saisonhöhepunkt vor - ohne zwei Kritikerinnen.
Ulrike John, dpa
14:15 Uhr
1 min.
Sosaer Fußballer springt am letzten Spieltag dank eines Hattricks noch an die Spitze der Torjägerliste
Gaga Dolidze (l., hier gegen Königswaldes Kevin Bräuer) ist zum dritten Mal Torschützenkönig der Erzgebirgsliga.
Bereits zum dritten Mal sichert sich Gaga Dolidze die Trophäe für den treffsichersten Spieler der Erzgebirgsliga. Auch, weil der Konkurrenz im Schlussspurt die Zielgenauigkeit fehlte.
Frank Grunert
22.06.2025
3 min.
Platz für 28 Camper: Neuer Wohnmobil-Stellplatz in Chemnitz geht in Betrieb
Denis Sommerfeld betreibt mit seiner Frau den neuen Wohnmobil-Stellplatz an der Limbacher Straße/Am Stadtgut.
Für Camper gibt es einen weiteren Anlaufpunkt in der Stadt, der größer als bisherige Anlagen ist. Was der Platz bietet – und worauf der Betreiber bislang verzichten muss.
Benjamin Lummer
14:15 Uhr
1 min.
Brand auf dem Sonnenberg: Polizei teilt Ermittlungsergebnisse mit
Das Feuer am Samstagabend zerstörte den Dachstuhl eines leerstehenden Hauses an der Zietenstraße/Sonnenstraße.
Bei dem Feuer wurde der Dachstuhl eines Hauses zerstört. Der Schaden summiert sich auf eine Viertelmillion Euro. Die Ursache steht nun fest.
Benjamin Lummer
11.06.2025
3 min.
DFB-Frauen: Kader-Bekanntgabe in künstlicher Landschaft
Vorfreude auf die EM: Christian Wück (mit Stürmerin Selina Cerci)
Christian Wück benennt die 23 Nationalspielerinnen, die zur EM fahren dürfen. Noch stehen ein paar Fragezeichen.
22.06.2025
4 min.
„Verfassung steht über Parteitagsbeschluss“: Kretschmer über Zusammenarbeit mit der Linken und Hilfe für Südwestsachsen
Weilte am Freitag zum Redaktionsbesuch in der „Freien Presse“: Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
Was Sachsens Ministerpräsident beim „Freie Presse“-Redaktionsbesuch über das Viererbündnis im Landtag zum Doppelhaushalt sagt und der Region zur Umsetzung eines „Masterplans“ verspricht.
Tino Moritz und Jan-Dirk Franke
Mehr Artikel