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Oberstaatsanwalt Jesco Kümmel hat im Sommermärchen-Prozess heftige Kritik am DFB geübt.
Oberstaatsanwalt Jesco Kümmel hat im Sommermärchen-Prozess heftige Kritik am DFB geübt. Bild: Boris Roessler/dpa
Fußball
Vor Prozess-Ende: DFB kontert Vorwürfe der Anklage

Am Mittwoch wird im Sommermärchen-Prozess das Urteil erwartet. Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft ist auch eine Abrechnung mit dem Deutschen Fußball-Bund. Der kontert verbal.

Frankfurt/Main.

Vor dem Urteil im Sommermärchen-Prozess haben sich die Anklage und die Verteidigung in ihren Plädoyers einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Die Staatsanwaltschaft bekräftigte den Vorwurf der Steuerhinterziehung gegen den Deutschen Fußball-Bund und forderte die Verhängung eines Bußgeldes von 270.000 Euro. 

In dem Fall gebe es "eine recht hohe kriminelle Energie", stellte die Staatsanwaltschaft am 33. Verhandlungstag des seit fast 16 Monaten andauernden Verfahrens vor dem Landgericht Frankfurt fest. Das Urteil will die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler am Mittwoch verkünden.

DFB-Anwalt Jan-Olaf Leisner bezeichnete die Vorwürfe dagegen als "Unsinn" und forderte einen Freispruch für den Verband: "Wir glauben, es hat keine Steuerhinterziehung gegeben." Es sei für den Fiskus kein Schaden entstanden, sondern ein Zinsvorteil. "Den Schaden hat allein der DFB", so Leisner.

Staatsanwalt über DFB-Verhalten: "Sehr verwunderlich"

Zuvor hatte Oberstaatsanwalt Jesco Kümmel scharfe Kritik am DFB geübt. Der Verband habe sich bei der Aufarbeitung der Affäre rund um die WM 2006 "nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert". Kümmel warf dem DFB vor, den Ermittlern den Zugang zu wichtigen Akten erschwert zu haben. "Einige Unterlagen sind an uns erst verspätet oder auf mehrfaches Drängen herausgegeben worden", monierte er.

Bei einer Akte habe es sogar eines Durchsuchungsbeschlusses bedurft. "Das ist schon sehr verwunderlich", sagte Kümmel. Zudem seien diverse Ermittler "zu Unrecht mit Strafanzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden überzogen worden", kritisierte Kümmel. "Das strikte Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden hat einigen Leuten, Verfahrensbeteiligten insbesondere, nicht in den Kram gepasst."

Sieht keine Schuld beim DFB: Anwalt Jan-Olaf Leisner.
Sieht keine Schuld beim DFB: Anwalt Jan-Olaf Leisner. Bild: Arne Dedert/dpa/POOL/dpa

Leisner konterte, er habe in seiner jahrelangen Praxis als Strafverteidiger "noch nicht einmal erlebt, dass wir von Finanzverwaltung und Staatsanwaltschaft dermaßen die Tür vor der Nase zugeschlagen bekommen haben wie hier". Der DFB sei in dem Verfahren "nicht gleichbehandelt worden", monierte Leisner.

Vorwurf der Steuerhinterziehung

Die Staatsanwaltschaft wirft dem DFB vor, rund um die Heim-WM 2006 Steuern in Höhe von 2,7 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Im Kern geht es um eine DFB-Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband FIFA aus dem April 2005. Diese Summe wurde auf ein Konto von Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet und entsprach den zehn Millionen Schweizer Franken, die Franz Beckenbauer 2002 von dem französischen Unternehmer erhalten hatte. 

Der DFB verschleierte die Rückzahlung des Darlehens als Beitrag zu einer geplanten WM-Eröffnungsgala, die später abgesagt wurde, und deklarierte diese ein Jahr später als Betriebsausgabe. War dies rechtens? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Staatsanwaltschaft sagt nein, der DFB sagt ja. Das letzte Wort hat nun das Gericht. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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