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Formel 1
WM-Jäger Verstappen amüsiert sich über McLaren-Stallduell

Fairness ist so eine Sache in der Formel 1. Keiner weiß es besser als Max Verstappen. Was er vom Stallduell-Kurs seiner noch vor ihm liegenden WM-Rivalen hält, macht er deutlich.

Austin.

Für den verordneten Anstands-Kurs seiner schärfsten WM-Widersacher hat Max Verstappen nur ein Lächeln übrig. Die angekündigten Konsequenzen im Stallduell von WM-Spitzenreiter Oscar Piastri mit Lando Norris dürften den Formel-1-Weltmeister erst recht belustigen. "Ein Titelkampf ist nie zu 100 Prozent fair", betont der Niederländer und ergänzt: "Man muss einfach dafür sorgen, gar nicht erst in so eine Situation zu kommen."

Gut reden hätten eigentlich die anderen. Piastri und Norris sitzen seit dem ersten Rennen dieser Saison in einem überlegenen Auto. Von den bisherigen 18 Grand Prix in diesem Jahr gewannen die beiden zwei Drittel - 7 Piastri, 5 Norris. Seit drei Rennen ist das Duo aber sieglos. 

Und so steigt der Stresspegel der beiden in WM-Kämpfen noch recht unerfahrenen Piloten weiter an. Vorläufiger Höhepunkt: Singapur vor knapp zwei Wochen, als Piastri bei einem harten Überholmanöver von Norris fast in die Streckenmauer gefahren wäre. 

Singapur-Manöver hat Folgen für Verfolger Norris 

"Für das, was der schönste F1-Titelkampf in der Geschichte des Sports werden sollte, war es eine dringend benötigte Granate, sechs Runden vor Schluss", schrieb der britische "Independent". Die Aussprache der beiden Stallrivalen mit den Chefs, die großen Wert auf einen fairen WM-Kampf ohne einseitiges Eingreifen vom Kommandostand legen, folgte umgehend. 

"Die Schlussfolgerung war, dass das, was in Singapur passiert ist, nicht der Art und Weise entspricht, wie wir als Team Rennen fahren wollen", sagte Piastri nun in Austin - deutlich weniger verärgert als noch via Boxenfunk unmittelbar nach dem Vorfall in Singapur gleich zu Beginn des Rennens. Norris habe für die Aktion auch die Verantwortung übernommen, erklärte der Australier.

Das Manöver von Lando Norris in Singapur hat Folgen. (Archivbild)
Das Manöver von Lando Norris in Singapur hat Folgen. (Archivbild) Bild: Darko Bandic/AP/dpa

"Die Sachen würden überprüft und es hat Auswirkungen auf mich bis zum Ende der Saison", sagte Norris. "Es ist auch nicht so, dass ich mit allem davonkomme." Was genau das für den 25-Jährigen in den noch ausstehenden sechs Grand Prix bedeutet, blieb unklar, er selbst wollte es nicht ausführen.

Auch Teamchef Andrea Stella blieb eher rätselhaft. Es seien Konsequenzen innerhalb des Rahmens, den sie sich gesteckt hätten, sagte er auf der Formel-1-Homepage. Zudem betonte er noch einmal sein generelles Credo: "Für mich ist wichtig, dass alles fair und sportlich abläuft. Das sind die Werte, wie wir bei McLaren Rennen fahren wollen und dann möge der Beste gewinnen." 

Eine einmalige Chance? 

2024 wurde Norris WM-Zweiter hinter Verstappen. Die Chance, mit dem überlegenen McLaren diesmal zu triumphieren, ist verlockend. Niemand weiß, wie die Kräfteverhältnisse im kommenden Jahr sind, wenn die große Regelreform mit nachhaltigeren Motoren und rein synthetischem Kraftstoff greift. 

Norris weiß das. Piastri weiß das genauso. Für beide ist es vielleicht eine einmalige Gelegenheit, der erneute Team-Titel hin oder her. "Jeder Fahrer in der Formel 1 hat den Traum, Weltmeister zu werden. Und für Oscar und Lando ist dieser Traum zum Greifen nah", sagte Teamchef Stella.

Dass der britische Rennstall den erneuten Konstrukteurstitel auf dem Podium von Singapur ohne den Australier Piastri feierte, der immer noch Interviews zu seinem Unfall-Frust gab, verlieh dem Stallduell um die Fahrerkrone noch eine pikante Note. 

Verstappens Einschätzung: Selbst schuld

All das kann sich Verstappen genüsslich anschauen. Für den 28 Jahre alten Niederländer wäre es der fünfte Titelstreich in Serie. Entsprechend relaxed gibt er sich - solange er nicht in seinem wieder erstarkten Red Bull sitzt und die WM-Aufholjagd fortsetzt.

McLaren habe sich das selbst auch eingebrockt, befand er: "Weil sie so sehr versuchen, alles mit bestimmten Maßnahmen völlig gleichzuhalten." Manchmal gebe es aber einen schlechten Boxenstopp, oder der Motor gehe kaputt. "Das kannst du nicht wirklich ausgleichen, finde ich. McLaren sieht das offenbar anders", meinte Verstappen.

Verstappen zu seinen WM-Chancen: 50:50

Und so schätzt er seine eigenen WM-Chancen trotz immer noch 63 Punkten Rückstand auf Piastri - Norris liegt 22 hinter seinem Teamkollegen - "50:50" ein. Ein Schmunzeln konnte sich Verstappen dabei nicht verkneifen. "Er ist einer der besten Fahrer in der Geschichte des Sports. Und wenn einer das Defizit eines Autos ausgleichen kann, dann er", sagte Altmeister Fernando Alonso über Verstappen. 

Der 44 Jahre alte Spanier muss es wissen, er selbst beendete vor 20 Jahren die Titelära von Michael Schumacher bei Ferrari und wurde nach 2005 auch 2006 Weltmeister. In dem Moment, in dem es im Klassement eng werde, sei Verstappen derjenige, den es zu verfolgen gelte, prophezeite Alonso. Wie viel Anstand und Fairness dann auch bei Piastri und Norris noch mitfahren, wäre abzuwarten. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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