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Telefonforum: Schlafstörungen bei Kindern: Diagnostik mit Kamera und Kabeln

Wenn Kinder abends nicht ins Bett wollen oder morgens unkonzentriert sind, sind viele Eltern ratlos. Reizüberflutung kann eine Ursache für Schlafstörungen sein.

Chemnitz. Schlafstörungen bei Kindern haben stark zugenommen Was man dagegen tun kann und wann eine Abklärung im Schlaflabor erfolgen sollte, beantworteten Experten beim Telefonforum und im Livechat am vergangenen Mittwoch. Nachfolgend eine Zusammenfassung häufiger Fragen und Antworten.

Mein Sohn ist acht Jahre alt. Wenn ich ihn ins Bett bringe, schläft er gut ein, doch sobald ich gegen zehn den Fernseher ausschalte, weckt er auf und will in mein Bett. Was kann ich tun?

Sie könnten Ihren Sohn doch ruhig einmal in Ihrem Bett einschlafen lassen und ihn dann in sein Bett tragen. Dann ist er nicht so einem Stress ausgesetzt, den Moment Ihres Zubettgehens zu verpassen. Wacht er morgens in seinem Bett auf, wird er gelobt und findet auch einmal eine kleine Überraschung unter seinem Kopfkissen. So erreichen Sie, dass sein eigenes Bett etwas Schönes sein kann.

Mein Junge hat wahrscheinlich ADHS, denn er stört in der Schule, ist unkonzentriert und reagiert schnell aggressiv. Wie kann ich ihm helfen?

Zunächst muss es nicht zwangsläufig ADHS sein, wenn er unkonzentriert ist. Da kann auch eine Schlafstörung dahinterstecken, zum Beispiel aufgrund von Schlafapnoe oder unruhigen Beinen - dem Restless Legs Syndrom (RLS). Schlafstörungen sind häufig daran schuld, dass Kinder am Tage überreizt sind und sich schlecht konzentrieren können. Das Verhalten in der Schule kann aber auch an Unter- oder Überforderung liegen. Sie sollten deshalb einen Leistungstest beim Kinderpsychologen machen lassen. Der Psychologe kann auch weitere Untersuchungen durchführen, um ADHS auszuschließen oder zu bestätigen.

Meine Tochter ist fünf Jahre alt und nässt nachts noch ein. Sie ist sehr unglücklich darüber. Sollte ich ihr noch eine Windel anlegen?

Auf jeden Fall, denn jede Nacht Wäsche und Matratze zu wechseln, ist unnötiger Stress. Ihre Tochter tut das ja auch nicht aus Böswilligkeit. Zunächst sollte aber von einem Kinderurologen abgeklärt werden, ob es organische Ursachen für das Einnässen gibt. So bilden zum Beispiel manche Kinder nicht genügend von dem Hormon, das in der Nacht dem Urin Wasser entzieht. Dieses Hormon kann man einige Zeit medikamentös zuführen. Es gibt auch einen krankhaft verstärkten Tiefschlaf, der die Kinder den Blasenreiz nicht spüren lässt. Das kann auch behandelt werden. Ist dies alles nicht der Fall, lassen Sie ihre Tochter abends vielleicht alleine die Windel anlegen und morgens auch selbst entsorgen, "heimlich" sozusagen. Das Kind muss keine enttäuschten Blicke der Mutter fürchten und findet so möglicherweise die Entspannung, dass sie nachts trocken ist oder wie Erwachsene bei Blasendrang aufsteht, zur Toilette geht und danach weiterschläft. Auf alle Fälle sollten Sie Ihr Kind auch abends noch etwas trinken lassen. Flüssigkeitsmangel macht krank und hat nichts mit dem einnässen zu tun.

Wenn die Nächte im Sommer sehr warm und hell sind, hat mein Kind immer Einschlafprobleme. Haben Sie einen Tipp für mich?

Bewährt hat es sich, eine feuchte Winde mit ein wenig Lavendelöl ans Bett zu hängen. Die Verdunstungskälte kühlt die Luft und Lavendel ist ein sehr gutes Beruhigungsmittel. Zum Zudecken genügt ein Bettlaken. Das Zimmer sollten Sie bestmöglich abdunkeln und Ihrem Kind viel Flüssigkeit geben.

Mein Baby, es ist drei Monate, will immer nachts noch gestillt werden. Es schreit und ich kann es nicht anders beruhigen. Wie kann ich ihm das abgewöhnen?

Der Rhythmus der Nahrungsaufnahme am Tag wirkt auch in der Nacht noch. Wenn Ihr Kind richtig trinkt und nicht nur nuckelt, braucht es die Nahrung auch und Sie sollten es trinken lassen. Nuckelt es nur, versuchen Sie es mit ungesüßtem Tee. Das schmeckt nicht so gut wie die Milch und Ihr Kind gewöhnt es sich vielleicht ab, nachts trinken zu wollen.

Wie läuft eine Untersuchung im Schlaflabor ab und wer legt fest, ob das sinnvoll ist?

Der Kinderarzt wird gemeinsam mit den Eltern entscheiden, ob eine Untersuchung erforderlich ist und dann eine Einweisung ins Schlaflabor, die in der Regel über zwei Nächte erfolgt, ausstellen. Nach Aufnahme in der Kinderklinik erfolgt vor der gewohnten Bettgehzeit die Verkabelung, dass heißt, es werden völlig schmerzfrei am Körper des Kindes verschiedene Elektroden und Sensoren angeklebt und befestigt (Foto). Die Bewegungsfreiheit ist kaum eingeschränkt, auch auf die Toilette können die Kinder gehen. Mittels aller über Nacht aufgezeichneten Daten inklusive der Videoaufzeichnung erfolgt dann die Auswertung und Befundung.

Meine Tochter (4,5 Jahre) schläft gut ein, erwacht jedoch öfter nach zwei Stunden und beginnt dann laut zu weinen, manchmal auch zu schreien, was mehrere Minuten anhält. Versuche, sie zu beruhigen oder gar zu wecken scheitern. Morgens kann sie sich daran nicht erinnern. Was kann das sein?

Keine Angst, es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den sogenannten Pavor nocturnus, auch "Nachtschreck" oder "Nachtterror" genannt, der prinzipiell harmlos ist, die Eltern aber sehr erschrecken lässt. Versuchen sie ihr Kind in den Arm zu nehmen. Sollte es dies abweisen, bleiben sie einfach bei ihm am Bett sitzen, bis es sich beruhigt hat. Besser ist es, dem Kind am Morgen davon nichts zu berichten, da es so nur verunsichert wird. Sollten diese Vorfälle mehr als zweimal pro Woche über einen längeren Zeitraum auftreten, wenden sie sich an ihren Kinderarzt. Er kann mit ihnen gemeinsam auslösende Faktoren besprechen oder eine andere Erkrankung ausschließen.

Die Banknachbarin meiner Tochter schläft im Unterricht immer ganz plötzlich ein. Die Lehrerin vermutet, dass sie zu spät zu Bett geht, was sie aber verneint. Was könnte das sein?

Möglicherweise ein krankhafter Einschlafzwang - eine Narkolepsie. Das müsste in einem Schlaflabor diagnostiziert werden und ist behandelbar.

Obwohl unser Sohn erst 7 Jahre alt ist, schnarcht er nachts wie ein Erwachsener. Atempausen haben wir bisher nicht beobachtet, jedoch streckt er seinen Kopf im Schlaf sehr weit nach hinten und atmet durch den Mund. Früh ist er nie ausgeschlafen und braucht viel Anlaufzeit.

Zunächst sollten sie einen Termin bei einem HNO-Arzt machen. Er kann sehen, ob die Ursache für Schnarchen bei ihrem Sohn an zu großen Gaumen- oder Rachenmandeln liegt und er deshalb auch mit offenem Mund schläft. Ist dies alles unauffällig, wäre eine Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll.

 

Unsere Tochter (elf Jahre) erwacht etwa drei Stunden nach dem Einschlafen und jammert, da sie Schmerzen in den Beinen (Ober- und Unterschenkel) hat. Leidet sie an unruhigen Beinen?

Vermutlich handelt es sich bei ihrer Tochter um sogenannte Wachstumsschmerzen, die sehr unangenehm sein können, aber am Morgen wieder verschwunden sind. Die Ursache dafür ist aktuell noch nicht geklärt. Vermutet wird, dass Knochen und Weichteile unterschiedlich schnell wachsen, es könnten aber auch durch Wachstumshormone ausgelöste Spannungen der Knochenhaut sein. Sind die Beine jedoch auffällig gerötet oder geschwollen, sollten sie in jedem Fall ihren Kinderarzt aufsuchen, der dies weiter abklärt. Da sich die Symptomatik bei ihrer Tochter nur nachts zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an einem Restless-legs-Syndrom (unruhige Beine) leidet eher gering. Diese Patienten beklagen insbesondere in Ruhesituationen und meist in der zweiten Tageshälfte über ein Unruhegefühl in den Beinen, was sich bei Bewegung bessert.

Unser Sohn hat im letzten Jahr stark an Gewicht zugenommen, der Kinderarzt spricht von Adipositas. Morgens kommt er nur schwer aus dem Bett. Die Leistungen in der Schule haben stark nachgelassen. Nachts schnarcht er sehr laut. Was können wir tun?

Die Beschwerden am Tag, das Schnarchen nachts und die morgendliche Unausgeschlafenheit könnten eine nächtliche Atmungsstörung, das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom, vermuten lassen. Die Vorstellung bei einem HNO- Arzt bringt zunächst Klärung, ob es eine anatomische Ursache für das Schnarchen gibt und hier eine Operation helfen könnte. Übergewicht kann zudem Schnarchen und Atempausen begünstigen. Anderenfalls wäre eine Untersuchung im Schlaflabor angezeigt.

Unsere Tochter (4 Jahre) kommt seit ca. 3 Wochen fast jede Nacht in unser Ehebett. Wenn wir sie dann in ihr Bett zurücktragen, dauert es nicht lange und sie steht wieder bei uns im Schlafzimmer. Sie will einfach nicht allein in ihrem Zimmer bleiben. Haben Sie einen Rat?

Dies ist in der Tat nicht einfach. Zum einen ist es völlig normal, dass Kinder, wenn sie nachts erwachen und gar Angst vor der Dunkelheit haben oder schlecht geträumt haben, schon einmal das Schlafzimmer der Eltern aufsuchen. Im Bett der Eltern fühlen sie sich geborgen, sind nicht allein. Zum anderen ist es jedoch so, dass dies sehr schnell auch zur Gewohnheit werden kann und es dann schwierig wird, dies wieder rückgängig zu machen. Bleiben sie standhaft und konsequent und führen sie ihr Kind immer wieder ins eigene Bett zurück. Gegebenenfalls lassen sie die Zimmertür einen Spalt offen oder bringen ein Nachtlicht an, dies beruhigt und nimmt die Angst vor dem Alleinsein. Prinzipiell sollten sie versuchen herauszufinden, was der Grund der nächtlichen Besuche ist und nach einer Lösung suchen. In den meisten Fällen sind es schlechte Träume oder Angst vor Gespenstern. Aber auch Tagesprobleme oder zu viel oder falscher Medienkonsum können nachts Kinder belasten.

Chatprotokoll: www.freiepresse.de/chat_schlafstoerung

 

Schlaflabore in der Region

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin nennt folgende Schlaflabore in der Region:

Aue: Helios Klinikum Aue, Gartenstraße 6, 08280 Aue, Telefon 03771 583913, verfügt auch über Schlaflabor für Kinder.  » www.helios-kliniken.de

Breitenbrunn: Kliniken Erlabrunn, Klinik für Innere Medizin, Am Märzenberg 1 A, 08359 Breitenbrunn/OT Erlabrunn, Telefon 03773 62910. » www.erlabrunn.de

Chemnitz: Klinikum Chemnitz, Schlaflabor, Bürgerstraße 2, 09113 Chemnitz, Telefon 0371 33342040, auch zertifiziertes Schlaflabor für Kinder.  » www.schlaflabor-chemnitz.de

Glauchau: Klinikum Rudolf-Virchow, Innere Medizin, Virchowstraße 18, 08371 Glauchau, Telefon 03763 431653.  » www.kkh-glauchau.de

Kirchberg: Heinrich-Braun-Klinikum, Standort Kirchberg, Innere Medizin, Schneeberger Straße 36, 08107 Kirchberg, Telefon: 037602 81500.  » www.kkh-kirchberg.de

Leisnig: Helios Krankenhaus, innere Medizin, Colditzer Straße 48, 04703 Leisnig, Telefon: 034321 8231.  » www.helios-kliniken.de

Stollberg: Kreiskrankenhaus Stollberg und Schlafmedizinische Praxis Plauen, Jahnsdorfer Straße 7, 09366 Stollberg, Telefon 037296 53581.  » www.kkh-stl.de

Zwickau: Heinrich-Braun-Klinikum, Kinderzentrum, Schlaflabor für Kinder, Karl-Keil-Straße 35, 08060 Zwickau, Telefon 0375 512138. » www.hbk-zwickau.de

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin  » www.charite.de/dgsm/dgsm/schlaflabore

 

 

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