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1989: Die Wende begann in Plauen

Die Friedliche Revolution war kein Spaziergang. Das zeigte schon die große Demonstration am 7. Oktober in Plauen.

7. Oktober 1989: An diesem Samstag waren eigentlich die Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag der DDR angesagt. Am Vorabend zu den Feierlichkeiten hatte SED-Chef Erich Honecker eine im Fernsehen übertragene Ansprache gehalten, die für viele Menschen in der DDR ein letzter Zündfunke zum Widerstand war. Honecker ging keinen Millimeter auf Gorbatschow zu, der mit "Glasnost" und "Perestroika" seine Reformbereitschaft signalisiert hatte. Der Glaube, dass sich die Staatsführung bewegen würde, war dahin.

In Plauen kursierten bereits in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober Flugblätter mit der Aufforderung, sich zum 40. Jahrestag zu einer Demonstration auf dem Plauener Theaterplatz zu versammeln. "Es geht um unsere Zukunft", hieß es auf den auf Schreibmaschine getippten Blättern. In Plauen war die Frustration der Bürger auch wegen der Grenzlage besonders groß. In der zentralistischen DDR wurde die Provinzstadt am Rande vernachlässigt. Gebäude und Betrieb waren erschreckend marode. Dass die DDR-Staatsführung Züge mit Botschaftsflüchtlingen durch Plauen fahren ließ, verstärkte das ohnehin vorhandene Frustpotenzial.

Trotz schlechten Wetters kamen nach heutigen realistischen Schätzungen rund 10.000 Menschen im Plauener Zentrum zusammen. Auf Spruchbändern traten sie für Reformen und Reisefreiheit, gegen Massenflucht und für den Frieden ein. Zu den Forderungen der ersten Stunden gehörten auch der Ruf nach freien Wahlen und Zulassung neuer Parteien, sowie Meinungs- und Pressefreiheit. Die Menge rief "Gorbi, Gorbi, Gorbi", aber auch "Keine Gewalt" und "Wir sind das Volk". Die Menge reagierte besonnen, wollte der Staatsmacht keinen Anlass zum Einschreiten geben. Viele der Demonstranten hatten noch die blutige Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking vom Juni 1989 vor Augen. Die Demonstration war kein Spaziergang, es gehörte Mut dazu.

Und die Gefahr, dass die Situation eskalierte, war vorhanden. In Augenzeugenberichten hieß es, dass einige Flaschen und Steine geworfen hatten. Auch die Staatsmacht setzte Knüppel ein. Die überforderte Einsatzleitung im Rathaus schickte ein Feuerwehrauto als Wasserwerfer in die Menge, das wahllos auf die Demonstranten draufhielt. Der Demonstrationszug formierte daraufhin spontan einen Ring ums Zentrum, der die ganze Größe der Menschenmenge sichtbar machte. Dem hatte die DDR-Staatsmacht nichts entgegenzusetzen. Die erste Massendemonstration der Friedlichen Revolution endete mit dem Ruf "Wir kommen wieder".

Erst zwei Tage später, am Montag, den 9. Oktober, folgten die Massendemonstrationen in Leipzig, die sich aufgrund der spektakulären Fernsehbilder für den Westen als Beginn der Revolution ins Gedächtnis der Nation einbrannten. (cul)

30 Jahre danach - Was von der Grenze übrig blieb

Alte Grenztürme, überwachsene Fahrzeugsperren und Kolonnenwege, einstige Grenzübergänge, verschwundene Dörfer: Das frühere deutsch-deutsche Grenzland, eine Nahtstelle der Systeme im Kalten Krieg, hat noch heute viele Geschichten zu erzählen, wenn man die richtigen Orte aufsucht und die Landschaft zu lesen versteht. Die Fotos von Uwe Mann zeigen Altes und Neues, Bekanntes und Unbekanntes vor allem im sächsischen und bayerischen Vogtland. Sie regen zum Nachdenken über geschichtliche Veränderungen an.

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