Was Vogtländer von Beruf werden wollen

Wenn sich mal eine junge Frau bewerben würde, müsste Robby Clemenz nicht überlegen. Er würde sie wahrscheinlich sofort ausbilden - obwohl Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik wohl nicht der Frauenberuf schlechthin ist. "Doch bei uns melden sich da seit Jahr und Tag nur Männer", bedauert Clemenz. Aber als Geschäftsführer des Plauener Traditionsunternehmens Elektrotechnik hält er eigentlich nichts von Klischees. Seit der Wende haben er und sein Team über 100 jungen Menschen den Weg in den Beruf geebnet. Aktuell befinden sich 18 Azubis unter den Kollegen.

Uneigennützig bildet Geschäftsführer Clemenz nicht aus. Er will, dass die jungen Leute nach der Lehre im Unternehmen bleiben: selbstgenerierter Nachwuchs - ein guter Schachzug in Zeiten des Fachkräftemangels. Allein dieses Jahr haben wieder vier junge Männer ihre Ausbildung in der E-Technik begonnen. Das sind vier von insgesamt 1391 freien Lehrstellen, die seitens vogtländischer Firmen innerhalb des vergangenen Jahres gemeldet worden sind. Derzeit sind noch rund 200 unbesetzt.

Etwa 60 junge Vogtländer haben laut Bilanz der zuständigen Agentur für Arbeit in Plauen noch keine Ausbildung in Aussicht. "Das hängt damit zusammen, dass die Anforderungen der Betriebe und die Wünsche der Bewerber nicht immer zusammenpassen", sagt Agenturchefin Petra Schlüter. Viele Ausbildungsbetriebe seien zudem wegen Corona mit wirtschaftlichen Unsicherheiten konfrontiert. Es sei jedoch keine Option, auf die Ausbildung zu verzichten, so Schlüter. Trotz Herausforderungen für alle Seiten, etwa wegen des Wegfalls von sonst üblicher Akquise über Praktika, Schulkooperationen oder Messen, möchte die Agenturchefin nicht von einem "Corona-Jahrgang" sprechen.

Die Berufswünsche der Vogtländer haben sich indes im Vergleich zu den Vorjahren kaum geändert. Ganz vorn auf der Liste stehen Verkäufer und Kaufleute im Einzelhandel. Freie Stellen sind sogar noch zu haben. Wer dennoch nicht zum Zuge kommt, könnte umschwenken, zum Beispiel auf Industriemechaniker und Metallblasinstrumentenmacher. Auch werden noch Landwirte, Zerspanungs-, Werkzeug- und Anlagenmechaniker gesucht.

"Eine Berufsausbildung in einem Unternehmen stellt eine solide Basis für eine spätere Karriere im Mittelstand dar", bricht auch IHK-Präsident Hagen Sczepanski eine Lanze für die klassische Lehre und fürs praxisnahe duale Studium.