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Das Vogtland schickt jeden Tag 400.000 süße Küsse in die Welt
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So schmeckt das Vogtland Ob Waffeln, Wellen und Hörnchen - in der Süßwarenfabrik in Mylau dreht sich alles um Schaumzucker.
Süßes ist gut für die Seele. In der Corona-Pandemie greift der Kunde öfter mal nach einer Leckerei. Das ist auch bei Nawarra Süßwaren in Mylau zu spüren, deren Erzeugnisse quasi in aller Munde sind. "Stand jetzt liegen wir in diesem Jahr 21 Prozent über der Produktion von 2020", erklärt Betriebsleiter Frank Sommer.
Im Mylauer Werk dreht sich alles um Schaumzucker und Waffeln. 90 Mitarbeiter, zumeist Frauen, sind in zwei Schichten tätig. An einem Tag rollen hier 400.000 Schaumküsse oder 150.000 Waffeln vom Band, je nachdem, was gerade hergestellt wird. Zum Sortiment gehören auch Wellen, Röllchen oder Hörnchen. Zum festen Kundenkreis zählen Discounter und Einzelhändler, quasi der komplette deutsche Lebensmitteleinzelhandel. Exportiert werde unter anderem nach Italien, Frankreich, Österreich, Ungarn und Polen, während der Export nach Übersee coronabedingt stocke: "Keine Fracht- und Lagerkapazitäten", benennt Sommer das Problem.
Der Markt verlangt Innovation. "Für Österreich haben wir jetzt einen Schokokuss mit Kakao-Schaum entwickelt", erklärt Frank Sommer. Für die Fußball-Europameisterschaft hatte Nawarra den 97 Zentimeter langen Lattenkracher entwickelt; diese Schaumwaffel ging 450.000-mal über die Ladentische. Im Trend liegen laut Sommer auch Produkte mit Früchten, zum Beispiel Röllchen mit echten Himbeer- und Erdbeer-Stückchen. Wo früher Lebensmittelfarben eingesetzt wurden, finden mittlerweile färbende Lebensmittel Verwendung. Rote Beete zum Beispiel. Am Zucker führt indes kein Weg vorbei. Ohne Zucker würde der Schaum nicht stabil, weiß der Betriebsleiter.
Die Erfolgsgeschichte begann vor 29 Jahren. 1992 kaufte Klaus-Jürgen Nawarra die Vogtländische Waffelfabrik in Netzschkau und gründete die Nawarra Süßwaren GmbH. Angesichts der wachsenden Nachfrage entschlossen sich Klaus-Jürgen Nawarra und sein mit ins Geschäft eingestiegener Sohn Stefan zum Neubau einer 8000 Quadratmeter großen Büro- und Produktionshalle im benachbarten Mylau. 2005 wurde sie eingeweiht. Auf hohem Niveau IFS-zertifiziert, wird hier ein hoher Qualitätsstandard gewährleistet.
Neben der Produktion von Schaumerzeugnissen in Mylau hat sich die Nawarra Süßwaren GmbH in den vergangenen Jahren zum größten Importeur von italienischen Süß- und Backwaren in Deutschland gemausert. Das sichert Arbeitsplätze am Vertriebs- und Verwaltungsstandort Havixbeck in Nordrhein-Westfalen. "Bei Aktionen mit Supermarktketten wird oft ein Komplettpaket mit Schaumprodukten, Gebäck und Snacks gewünscht", erläutert Frank Sommer. Für solche Aktionszeiten greife man auch auf Zeitarbeitsfirmen zurück. Man sei aber stets an Mitarbeiterzuwachs interessiert. "Gerade haben wir 15 Leute eingestellt. Wir zahlen über Mindestlohn. Neueinsteiger bekommen 11 Euro in der Stunde", so der Betriebsleiter.
Auch nach 2005 ist am Standort Mylau immer wieder in neue Fertigungsstraßen und Maschinen investiert worden. Jüngstes Beispiel: In Zusammenarbeit mit dem Maschinen- und Werkzeugbau Fissek aus Mylau ist eine nagelneue Hörnchenmaschine gebaut worden und in diesem Jahr in Betrieb gegangen.
Was die Pläne zum Bau einer zweiten Produktionshalle angeht, so werden diese aktuell nicht forciert. Auf der zunächst dafür ins Auge gefassten und beräumten Industriebrache in Sichtweite der Göltzschtalbrücke wolle man künftig Wohnmobilstellplätze anbieten, informiert Frank Sommer. Am bisherigen Standort gebe es noch genug freie Produktionskapazitäten.
Unterdessen fasst Nawarra die nächsten Investitionen ins Auge: Auf dem Dach der Büro- und Produktionshalle soll für rund 600.000 Euro eine Solaranlage installiert werden. "Wir verbrauchen viel Strom. Die Solaranlage soll ein Beitrag zur Nachhaltigkeit sein und jährlich 175 Tonnen CO2-Emissionen einsparen", so Sommer. Zudem sollen auf dem Firmenareal zwei Hochtanks für Rohstoffe entstehen.