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Glatze statt Haarpracht: Sänger in Erfolgsmusical wie verwandelt

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Auch wer Marcus Sandmann schon oft auf der Bühne gesehen hat, wird Mühe haben, ihn im Erfolgsmusical "The Addams Family" im Vogtlandtheater wiederzuerkennen. Die Abteilung Maske hat ganze Arbeit geleistet.

Plauen.

"Manchmal, wenn man Stücke kennt, wünscht man sich ja bestimmte Rollen", verrät Marcus Sandmann. Auf Uncle Fester aus "The Addams Family" trifft das nicht zu. Der Sänger kannte das Musical nicht, er hatte auch den Film vorher nicht gesehen. "Das ist für mich eine absolute Neuentdeckung", gesteht Sandmann. "Ich bin besetzt worden vom Operndirektor, und bin sehr glücklich darüber, dass ich so eine spannende, verrückte, aber auch sympathische Figur spielen kann."

Seine üppige Haarpracht muss im Stück jedoch einer Glatze weichen. "Das wird alles abgedeckt. Vor der Premiere habe ich mir die Haare kurz schneiden lassen, damit wir dann in der Maske nicht so viel zu tun haben. Das muss ja alles gedrückt werden, da kommt so eine Art Badekappe drüber." Eine halbe Stunde benötigt Maskenbildnerin Sylvia Reinhold, um Marcus Sandmann mit geübten Griffen in Uncle Fester zu verwandeln: die künstliche Glazan-Glatze aufsetzen, modellieren, festkleben, zurechtschneiden, die Ohren frei, Übergänge schminken, abpudern. Dann kommt noch das Make-up für die Augen.

Der Tenor, seit der Spielzeit 2017/18 Ensemblemitglied des Theaters Plauen-Zwickau, hat Spaß, sich zu verwandeln, auch als Wanderer zwischen Operette, Musical und Oper. "Das ist für mich immer wieder eine große Freude, in allen drei Bereichen auftreten zu können. Und das auch von mir abzuverlangen."

Nach intensiver Beschäftigung mit dem Noten- und Textmaterial wuchs er rasch rein in die Addams Family. "Ich merkte, die Rolle greift mich, ich bekam immer besseren Zugriff auf die Rolle und weiß, wie ich sie spielen muss", erzählt Sandmann. "Da kann man ein bisschen durchgeknallt sein." Es sei ein sehr lustiges Musical, geradezu darauf angelegt, ins Extreme zu gehen.

"Die Familie ist ja sowieso anders. Genau das Gegenteil von normal", schildert der Theaterliebling der Spielzeit 2019/2020 die exzentrische Addams Family, die in einer alten viktorianischen Villa lebt und Freude an allem Grotesken und Makaberen findet. "Uncle Fester ist noch mehr ein Außenseiter. Man kann ihn nicht einordnen. Er ist sehr speziell, verschroben, völlig anders als die anderen. Er hat aber einen ganz guten Weg gefunden, mit sich zurechtzukommen. Er schwebt zwischen den Welten, zwischen Diesseits und Jenseits. Er kann mit den Ahnen gut kommunizieren."

So groß wie Festers Bauch, den sich der Darsteller in der Garderobe überzieht, ist auch sein Herz. Besonders mag er seine Nichte Wednesday (Elisabeth Birgmeier). "Er setzt sich dafür ein, dass die echte Liebe gewinnt. Dabei müssen die Ahnen mithelfen", berichtet Sandmann. Obwohl die glatzköpfige Gestalt in ihrem langen, dunklen Mantel bedrohlich wirkt und ihr Verhalten sehr bizarr, ist Uncle Fester ein sanfter Typ. Und er liebt den Mond.

Marcus Sandmann hat sich inzwischen auch ein paar Folgen der Netflix-Serie "Wednesday" angeschaut. "Das ist ausgezeichnet gemacht. Tolle Ausstattung, und die Qualität der Schauspieler ist hervorragend." Aus den Verfilmungen der "Addams Family" kennt man ja Uncle Festers Fähigkeit, Strom zu erzeugen, er kann in seinem Mund Glühbirnen zum Leuchten bringen. "Das bekommen wir im Stück auch hin", lacht Marcus Sandmann - angesichts der steigenden Energiekosten eine durchaus verlockende Gabe. "Das würde ich mir manchmal schon wünschen, dass ich in meinen Elektroherd beißen könnte, und dann würde die Suppe kochen."

"The Addams Family" ist im Plauener Vogtlandtheater ein Publikumsrenner. Die Vorstellungen waren meist rasch ausverkauft. Bis Mitte Mai steht das Stück in Plauen noch vier Mal auf dem Spielplan. Die nächste Vorstellung am 12. Februar ist ausverkauft. Für den 25. März sowie 7. und 9. Mai gibt es derzeit noch Eintrittskarten, zum Teil aber nur noch Restkarten. Zu sehen ist das Stück derzeit auch im Zwickauer Gewandhaus.

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