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"Leser helfen": Colins Familie ist mit Kleinbus überglücklich

Die "Freie Presse"-Leser haben für den 15-jährigen Epileptiker viel Geld gespendet. Es reichte für ein neues Fahrzeug nebst Spezial-Umbau.

Leise summt der Sensor, wenn Frank Horn per Tastendruck den Spezialsitz in Bewegung versetzt. Dieser befördert in Sekunden per Drehung und Absenkung seinen schwerstbehinderten Sohn Colin aus dem Auto nach draußen. Dafür, dass der 15-Jährige beim wilden Strampeln nicht vom Sitz fällt, sorgt ein Beckengurt. Der komfortable wie praktische Stuhl ist Teil des quasi neuen geräumigen Sprinters. Den hätte sich die Familie nicht leisten können. Sie hat nur ein geringes Einkommen, stockt mit Hartz IV auf.

Doch dank der Unterstützung vieler "Freie Presse"-Leser und deren Spendensumme von insgesamt rund 35.000 Euro konnte für die Plauener nun ein behindertengerechter Ford Tourneo angeschafft werden. "Das Autohaus Voitel in Haselbrunn hat wirklich ein tolles Angebot gemacht", so Papa Frank. Sogar die Farbe hatten er und Lebensgefährtin Michaela Clemet sich bei dem Kleinbus, der nur einen Tag zugelassen war, aussuchen dürfen. Es ist ein taubenblauer Ton geworden. Besonders gefreut haben sich Colins Eltern über die kompetente Beratung von Matthias Schuster von der Reha-Automobil-Technik in Zschorlau. Und über die Freundlichkeit aller Beteiligten, ergänzt Mama Michaela. Das sei alles nicht selbstverständlich.

Die Frau sei keine, die nah am Wasser gebaut ist, sagt sie, doch als der Neun-Sitzer mit den extragroßen Schiebetüren tatsächlich auf der Straße vorm Wohnhaus stand, da habe sie dann doch Tränen verdrückt. Vor Glück. Und glücklich, das spüre sie, sei auch Colin. "Er merkt den Unterschied. Alles geht jetzt viel stressfreier." Das vordergründige Manko der bisherigen Familienkutsche, ein in die Jahre gekommener Renault, war die unpraktische Tür: Sie ging nicht weit genug auf. Deshalb mussten die Eltern ihren Colin immer irgendwie reinbugsieren. Auch sein Rollstuhl muss stets mit, denn der 15-jährige Epileptiker sitzt zum Großteil darin. In den Kofferraum des alten Autos passte das Gefährt aber nur mit Not.

Dabei sind Michaela Clemet und Frank Horn so gern mit Colin auf Achse, am liebsten am Ufer der Pöhl und im Plauener Stadtpark. "Wenn wir jetzt unterwegs sind, könnte ich Colin sogar wickeln", sagt die Mutter. Es sei genügend Platz im Bus, und die Scheiben sind getönt. Auch gefüttert werden muss der Junge, der sich auf dem geistigen Entwicklungsstand eines Einjährigen befindet. Er hat die höchste Pflegestufe.

Colin leidet seit dem Säuglingsalter unter einer extremen Form der Epilepsie. Am Tag hat er mehrere Krampfanfälle, die sich oft durch kurze sogenannte Abstanzen ankündigen. Er ist dann abwesend - noch mehr als sonst. Seine Eltern spüren mittlerweile, wenn sich wieder ein Anfall nähert. "Früher war Colin hinterher total fertig und orientierungslos, jetzt nimmt er stärkere Medikamente", erklärt die Mutter.

Der Verein "Leser helfen" engagiert sich seit 24 Jahren für Menschen mit Behinderung in der Region - möglich machen das aber erst die hilfsbereiten Einwohner Südwestsachsens, vornedran die "Freie Presse"-Leser. Auch in einem Jahr, in dem viele durch die Coronapandemie gesundheitlich oder finanziell selbst angeschlagen sind, spendeten sie mehr als 500.000 Euro - ein Rekord! So konnten neben Colins Hilfsprojekt sechs weitere realisiert werden. Im Falle von Colins Wunschauto gibt es einen Mini-Wermutstropfen: das Auto ist etwas zu hoch für eine Waschanlage. Aber das nimmt die Familie gern in Kauf.

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