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Reichenbach

Per Fernbedienung ins Gehirn

Die Paracelsusklinik in Zwickau greift als eine der ersten auf eine neue Methode zurück, mit der Tiefe Hirnstimulation auf große Distanzen praktiziert werden kann. Die Einrichtung spricht von einer kleinen Revolution.

Zwickau.

Etliche Male war Burkhard Giersch (63) zwischen 2018 und 2021 in Zwickau. Giersch wohnt in Sinsheim (Baden-Württemberg), und zwischen Sinsheim und Zwickau liegen immerhin mehr als 400 Kilometer. Der IT-Experte ist seit 2010 an Parkinson erkrankt und wurde 2018 in der Paracelsusklinik operiert. Seither hat er zwei Elektroden im Kopf, in jeder der Gehirnhälften eine. Mit der Tiefen Hirnstimulation, seit Jahrzehnten bekannt und praktiziert, hat er seine Krankheit grundsätzlich im Griff.

Aber Krankheiten sind tückisch. Bei Komplikationen oder notwendigen Veränderungen an den Einstellungen der Implantate musste Burkhard Giersch jedes Mal mit seiner Frau nach Zwickau in die Paracelsusklinik zu Professor François Alesch fahren, dem Chef des Departments Neuromodulation an der Klinik. Der Professor stellte die Elektroden in der Klinik neu ein, Stromfluss, Frequenz oder Impulsbreite zum Beispiel, damit Patient Giersch aus Sinsheim wieder eine Zeit lang seinen Alltag relativ problemlos bestreiten konnte.

Diese Woche hat Professor Alesch in Zwickau ein neues Programm vorgestellt - mit dem sich Parkinson-Patient Giersch den langen Weg nach Sachsen häufiger ersparen kann. Die Zauberformel lautet: Fernsteuerung von Hirn-Implantaten per App. Während die Steuerung von Herzschrittmachern aus der Distanz schon eine Weile praktiziert wird, ist so etwas auf dem Gebiet der Neurochirurgie neu. Die Klinik spricht von einer kleinen Revolution. Als eine der ersten in Deutschland könne sie mit dieser technischen Erweiterung der Tiefen Hirnstimulation Patienten mit Bewegungsstörungen und chronischen Schmerzen zu mehr Unabhängigkeit verhelfen, heißt es.

Burkhard Giersch war seit ein paar Monaten nicht mehr in Zwickau. Er ist bereits seit Dezember 2021 in das System integriert, das erst einen Monat davor in Frankreich erstmals vorgestellt worden war. "Ich war so eine Art Pilot-Projekt", lacht Giersch am Telefon. Der Professor habe gewollt, dass er als einer der ersten Patienten an das Programm angeschlossen wird.

Aus gutem Grund. Giersch ist als IT-Experte technikaffin, Patienten müssen ihr Gerät beherrschen. Mit einer Patienten-App auf Tablet kann Giersch inzwischen bis zu einem gewissen Grad sogar selbstständig Änderungen an den Einstellungen des implantierten Impulsgebers vornehmen. "Grundlegende Einstellungen und Überprüfungen übernimmt via Fernzugriff der Arzt aus der Klinik über eine sichere Cloud- und Bluetooth-basierte Anwendung. Dabei stehen Arzt und Patient über Videokommunikation im Austausch", erklärt Professor Alesch das Prinzip des neuen Systems. Natürlich kann der Mediziner nicht ohne Wissen oder Einwilligung auf die im Gehirn eingesetzten beiden Elektroden zugreifen. Es obliegt dem Patienten, die Verbindung in die Klinik freizuschalten. Bis jetzt sind in Zwickau 15 Personen an das Programm angeschlossen.

Der Fernzugriff hat auch eine psychologische Komponente. Der Professor sagt: "Unsere wichtige Botschaft ist: Die Patienten sind nicht allein. Mit der neuen Technik kann man sich jederzeit von überall her bei Problemen und Fragen direkt an seinen Arzt wenden. Und der kann, wenn notwendig, direkt Einfluss nehmen. Und das wirkt sehr beruhigend." Patient Giersch wird erst im Juli wieder zu einer Routineuntersuchung nach Zwickau kommen.

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