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Vom Wohlfühlen an der neuen Schule

Nach der vierten Klasse gehen Sachsens Schüler getrennte Wege: Gymnasium oder Oberschule? Wie Familien an die Entscheidung herangehen sollten.

Chemnitz.

Wenn Mitte Februar Sachsens Viertklässler ihre Halbjahresnoten erhalten, sind die Weichen für die Erteilung einer Bildungsempfehlung weitestgehend gestellt. Abhängig von der schulischen Leistung kann der Weg in Richtung Gymnasium oder Oberschule gewählt werden. Familien müssen nun individuell entscheiden.

Realistisch einschätzen: Wichtig ist, "das Kind zu fragen, was es möchte", so Schulpsychologe Thomas Franz von der Sächsischen Bildungsagentur. Stimmt die Leistung und ist es der Wille des Kindes, dürfte dies die Entscheidung zugunsten eines Gymnasiums erleichtern. Doch nicht immer sind Eltern ihrer Sache ganz sicher. "Die schulischen Leistungen sind wie ein Haus", führt Thomas Sandrock, ebenfalls Schulpsychologe von der Sächsischen Bildungsagentur, einen Vergleich an. "Aber dieses Gebäude benötigt Stützfaktoren wie Neugier, Konzentrationsfähigkeit, Wille, Motivation, Ausdauer, Aufmerksamkeit oder Belastbarkeit." Einzelne Faktoren können zeitweise wackeln oder wegbrechen - zum Beispiel in der Pubertät. Dann müssen andere so stark sein, dass dieses Haus nicht zusammenfällt. Daher sollte gefragt werden: Wie sind die Noten der Grundschule zustande gekommen? Musste hart dafür gearbeitet werden? Welche Interessen hat das Kind, lernt es gern? Erledigt es Hausaufgaben selbstständig? "Um realistisch beurteilen zu können, was für Sohn oder Tochter gut ist, muss man auch die Einschätzung der Grundschullehrer akzeptieren", so Thomas Franz.

Überlegt auswählen: An der neuen Schule muss sich der Schüler wohlfühlen - das gilt es bei der Entscheidungsfindung auszuloten. Tage der offenen Tür bieten derzeit viele Möglichkeiten, Schulen kennenzulernen. Schulporträts sind in Veröffentlichungen und im Internet zu finden. Denkbar ist, mehrere Schulen zu besuchen, auch ein individueller Termin kann vereinbart werden. Fragen sollte man nach Ganztagsangeboten oder Arbeitsgemeinschaften. "Macht das Kind bei den Angeboten zum Tag der offenen Tür mit, dann hat man den Nerv getroffen", sagt Thomas Sandrock. Solchen Emotionen messen die Schulpsychologen große Bedeutung bei. "Das Kind darf weder Zwang noch Ängste spüren", so Thomas Franz. Es muss sich geborgen fühlen.

Auch die Erreichbarkeit der Schule ist bei einer Neuorientierung ein wichtiger Aspekt. Bevorzugt man eine bestimmte Einrichtung, können weite Anfahrtswege damit verbunden sein. Will man das in Kauf nehmen? Und wie kann das funktionieren? Mit mehr Selbstständigkeit müssen neue und andere Tagesabläufe bewältigt werden. "Wenn das Kind auch an der neuen Schule weiter mit früheren Mitschülern lernt, dann kann das gut sein. Doch Kinder sind in diesem Alter auch offen für neue Beziehungen und knüpfen meist schnell neue Freundschaften", so die Erfahrung von Thomas Sandrock.

Flexibel bleiben: Wählt man die neue Schule, ist Weitsicht geraten. Passen die Interessen des Kindes zu Neigungskursen, Profilen oder Sprachen, die die Schule anbietet? "Man sollte sich immer auch nach Eventualitäten erkundigen", rät Lutz Steinert, Pressereferent der Sächsischen Bildungsagentur. So gebe es keinen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Schule, daher sei ein Zweit- und Drittwunsch bei der Anmeldung wichtig. Und was ist zum Beispiel, wenn sich später an der neuen Schule zu wenig Schüler für bestimmte Kurse entscheiden und diese daher nicht durchgeführt werden können? "Einen Plan B sollte man immer haben", sagt Lutz Steinert mit Verweis auf weitere Bildungswege, die im Freistaat möglich sind. Auch, wenn der nach der vierten Klasse eingeschlagene Weg mit viel Verantwortung gewählt wurde, kann es Situationen geben, die durch Misserfolge geprägt sind. Auch dann, so raten die Schulpsychologen, sollten Eltern zu ihren Kindern stehen, und wenn gar nichts klappt, notfalls auch die Reißleine ziehen.

Bildungsempfehlung erteilt - Termine beachten

Am 7. März bekommen alle Grundschüler der 4. Klasse eine Bildungsempfehlung. Die Bildungsempfehlung für das Gymnasium wird in Sachsen erteilt, wenn der Durchschnitt der

Noten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht 2,0 oder besser ist. In den genannten Fächern darf der Schüler keine Note 4 oder schlechter haben. Schulische Leistungen sowie Entwicklungsstand des Schülers müssen erkennen lassen, dass er den Anforderungen des Gymnasiums entsprechen wird.

Bis 14. März müssen Viertklässler bei einem Gymnasium oder an einer Oberschule angemeldet werden. Ob sie aufgenommen werden, erfahren sie am 5. Juni in einem Bescheid.

Eine Übersicht von Schulporträts und Tagen der offenen Tür an vielen verschiedenen Oberschulen und Gymnasien in der Region bietet diese Webseite:

http://schuldatenbank.sachsen.de/

Neigungskurse und Profile

Die Klassenstufen 5 und 6 dienen an den Oberschulen und Gymnasien der Orientierung. Ähnliche Lehrpläne sollen einen unkomplizierten Wechsel zwischen den beiden Schularten ermöglichen, sofern dann eine Bildungsempfehlung erteilt wurde.

An den Oberschulen können Schüler ab der 7. Klasse zwischen verschiedenen Neigungskursen wählen. Es können angeboten werden: Naturwissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, Soziales und gesellschaftliches Handeln, Sprache und Kommunikation, Gesundheit und Sport, Informatik und Medien sowie Unternehmerisches Handeln. Zudem gibt es ab der 10. Klasse Vertiefungskurse in den Bereichen Wirtschaft, Technik oder Gesundheit und Soziales. An einigen Schulen wird zusätzlich der Kurs Kunst und Kultur angeboten.

An den Gymnasien besuchen Schüler ab der 8. Klasse den Profilunterricht. Pro Woche sind dafür drei Unterrichtsstunden vorgesehen. Es gibt fünf unterschiedliche Profile:

Naturwissenschaftliches Profil: Das Profil legt Wert auf naturwissenschaftlich geprägtes Denken. Kenntnisse aus Physik, Chemie und Biologie werden fächerübergreifend vernetzt. Fast alle Gymnasien bieten das Profil.

Sprachliches Profil: Bei diesem Profil lernt man eine dritte Fremdsprache. Ziel ist es, in mehreren Fremdsprachen kommunizieren zu können.

Gesellschaftswissenschaftliches Profil: Gesellschaftliche Problemstellungen werden fächerverbindend untersucht und mit wirtschaftlichen, historischen und geografischen Betrachtungen verknüpft.

Künstlerisches Profil: Die Schüler beschäftigen sich intensiver mit künstlerischen Themen, entwickeln Kreativität, Urteils- und Gestaltungsfähigkeit.

Sportliches Profil: Naturwissenschaftliches Wissen und sporttheoretische und psychosoziale Problemstellungen werden verknüpft. Dazu kommt mehr körperliche Betätigung.

Darüber hinaus gibt es Gymnasien,die eine spezielle vertiefte mathematisch-naturwissenschaftliche, musische, sportliche oder sprachliche Ausbildung anbieten. Dafür müssen spezielle Eignungen nachgewiesen werden.

www.sachsen-macht-schule.de

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