Diskriminierung von HIV-Gefährdeten behindert Aids-Kampf
Männer, die Sex mit Männern haben, könnten bei einer HIV-Infektion gut behandelt werden - doch viele trauen sich wegen diskriminierender Gesetze nicht zum Arzt.
Genf.Die Diskriminierung von Menschen mit Aids oder mit einem erhöhten Risiko einer Ansteckung in manchen Ländern verhindert nach einem UN-Bericht den erfolgreichen Kampf gegen die Immunschwächekrankheit.
In 28 Ländern weltweit steige die Zahl der Ansteckungen, heißt es im Bericht des UN-Programms UNAIDS zum Welt-Aids-Tag (1. Dezember). Zu den Ursachen gehöre, dass Menschen aus Angst vor Stigmatisierung keine ärztliche Hilfe suchten.
HIV-Risiko in bestimmten Gruppen höher
Das Risiko einer Ansteckung mit dem HI-Virus, das unbehandelt zur oft tödlichen Krankheit Aids führen kann, ist nach Angaben der deutschen Aidshilfe in bestimmten Gruppen höher. 2021 hätten sich 55.000 der 91.000 Menschen, die sich in Deutschland neu mit HIV infizierten, bei Sex unter Männern angesteckt, 11.000 Menschen bei heterosexuellen Kontakten und 9.000 Menschen durch intravenösen Drogengebrauch.
Nach Angaben von UNAIDS war gleichgeschlechtlicher Sex im Jahr 2023 in 63 Ländern verboten. In diesen Ländern sei die Infektionsrate unter Männern, die Sex mit Männern haben, fünfmal höher als in Ländern, die solche Beziehungen nicht kriminalisieren.
Wenn die Diskriminierung aufhöre, könne das UN-Ziel erreicht werden, Aids als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bis 2030 zu eliminieren. Auch müssten neue Medikamente billiger werden und in allen Weltregionen zur Verfügung stehen, fordert UNAIDS.
39,9 Millionen Menschen leben mit HIV
"Um die Gesundheit aller zu schützen, müssen wir die Rechte aller schützen", sagte die Exekutivdirektorin von UNAIDS, Winnie Byanyima. "Wenn Mädchen Bildung verweigert wird, wenn geschlechtsspezifische Gewalt straffrei bleibt, wenn Menschen wegen ihrer Person oder ihrer Liebe verhaftet werden können, wenn der Besuch von Gesundheitsdiensten für Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft gefährlich ist, dann führt dies dazu, dass Menschen der Zugang zu HIV-Diensten verwehrt wird, die für die Rettung ihres Lebens und die Beendigung der AIDS-Pandemie unerlässlich sind."
Nach Angaben des Programms leben weltweit 39,9 Millionen Menschen mit HIV. Fast ein Viertel von ihnen bekomme die lebensrettenden Medikamente nicht. 2023 seien 630.000 Menschen im Zusammenhang mit Aids gestorben, 1,3 Millionen Menschen hätten sich neu mit dem HI-Virus infiziert.
Höhepunkt erst im Jahr 2039 erwartet
In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der HIV-Neuinfektionen global verringert, wie es in einer neuen Studie des US-amerikanischen Instituts für Gesundheitsmetriken und -bewertung IHME heißt. Auch sterben demnach zunehmend weniger Menschen durch die Krankheit. Vor allem in Sub-Sahara-Afrika sei ein besonders starker Rückgang an Infektionen und Toten zu verzeichnen. In anderen Regionen jedoch stiegen die Zahlen.
Die Studie, die im Fachblatt "The Lancet HIV" erschien, prognostiziert auch einen weltweiten Höchststand. Demnach könnten im Jahr 2039 dann 44,4 Millionen Menschen mit HIV infiziert sein, ehe die Zahlen in den Jahren danach langsam sinken. (dpa)