Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Wissenschaft
Klimawandel gefährdet die Zukunft der Vanille

Bis 2050 könnten manche Vanillepflanzen mehr als die Hälfte ihrer natürlichen Lebensräume verlieren – mit Folgen für Pudding, Eis und andere Speisen.

Löwen.

Der Klimawandel verändert die Lebensräume von Vanillepflanzen - und könnte so langfristig die weltweite Vanilleproduktion beeinträchtigen. Ein Team der belgischen Universität Leuven und der Universität von Costa Rica berichtet im Fachjournal "Frontiers in Plant Science", dass zunehmende Klimaextreme die Lebensräume wilder Vanille-Arten - bislang meist in tropischen Regionen Mittelamerikas - und ihrer meist tierischen Bestäuber verändern. 

So könnten einige Regionen für die Pflanzen attraktiver werden, für die Insekten, die die Pflanzen bestäuben, hingegen keine geeigneten Lebensbedingungen mehr bieten. Durch diese Veränderungen könnten sich die Lebensräume von Bestäubern und Bestäubten künftig weniger überschneiden – sodass weniger Bestäubung stattfindet.

"Der Erhalt der natürlichen Populationen dieser wilden Arten und damit der großen genetischen Vielfalt, die sie repräsentieren, ist von entscheidender Bedeutung, um die Zukunft der Vanille zu sichern", schreibt das Team in einer Mitteilung.

Lebensräume der Bienen besonders betroffen

Die Forschenden analysierten mit Hilfe von Modellierungen die Verbreitungsgebiete von elf neotropischen Vanille-Arten und sieben beobachteten Bienenarten unter zwei Klimaszenarien bis zum Jahr 2050 - einem mittleren Szenario mit moderatem Klimaschutz und einem Szenario mit mehr Konflikten und weniger globalem Klimaschutz.

Während einige Arten ihre möglichen Lebensräume im Zuge der Erderwärmung sogar ausweiten könnten, droht anderen demnach ein Rückgang um mehr als die Hälfte. Für alle Bienengattungen sagen die Modellierungen einen Rückgang der geeigneten Lebensräume voraus – mit besonders drastischen Folgen im Weniger-Klimaschutz-Szenario.

Während etwa die Vanilla inodora nur in Nebelwäldern und tiefergelegenen Regionen mit starken Niederschlägen wächst, kommen andere Arten nur in heißen Regionen mit langen Trockenphasen vor – und könnten damit profitieren. 

Vanille oft auf einzelne Bienenarten angewiesen

"Eine Entkopplung von Pflanzen und ihren Bestäubern könnte das Überleben wilder Vanille-Arten gefährden", warnt Erstautorin Charlotte Watteyn. Besonders problematisch: Die Arten sind meist auf wenige oder sogar einzelne Bestäuber spezialisiert. Ersatzbeziehungen seien daher kaum möglich. Bei Arten, die auf eine einzelne Bienengattung angewiesen sind, könnte die Überschneidung der Lebensräume gar um 60 bis 90 Prozent schrumpfen. 

Wilde Vanillepflanzen sind auch für die Landwirtschaft bedeutsam: Kommerziell genutzte Vanille (Vanilla planifolia) verfügt über eine geringe genetische Vielfalt, was sie besonders anfällig für Krankheiten, Trockenheit und Hitze macht - und womit sie ohnehin schon eine Leidtragende der Erderwärmung ist.

Für Vanilleeis, -pudding und andere Süßspeisen könnte sich die Erderwärmung daher ähnlich auswirken wie heute schon bei vielen anderen Lebensmitteln: So sorgen unter anderem bei Kaffee, Schokolade oder Olivenöl immer wieder schlechte Ernten für Knappheit – und damit für höhere Preise.

Mehr Forschung und Schutz notwendig

Als Einschränkung ihrer Studie führen die Autoren an, dass nicht bei allen untersuchten Arten umfassende Informationen über die Bestäubungsmechanismen vorhanden waren.

Das Team ruft zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit und weiterer Forschung auf: Ziel sei es, die Resilienz von Vanilleanbau und damit die Lebensgrundlage vieler Kleinbauern in tropischen Regionen zu sichern. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
10.07.2025
2 min.
US-Zoll-Brief an Brasilien mit 50 Prozent - EU nicht dabei
Die Trump-Zölle betreffen auch brasilianische Produkte - mit vergleichsweise hohem Prozentsatz.
US-Präsident Donald Trump macht immer mehr Zoll-Briefe an Länder öffentlich. Die EU ist bislang weiter nicht darunter. Ein Brief sticht jetzt heraus.
28.06.2025
3 min.
Warum Dürre-geplagte Wälder Stürmen schwerer trotzen können
Folgen des Klimawandels wie Dürren machen Wälder anfälliger für andere Folgen des Klimawandels - wie Unwetter.
In Berlin hat ein Sturm etliche Bäume entwurzelt. Der Klimawandel ist nicht nur verantwortlich für zunehmende häufigere Unwetter – sondern verschärft das Problem gleich in doppelter Hinsicht.
07.07.2025
4 min.
Roma sind aus Zwickau abgereist – was haben sie zurückgelassen?
Ein Pizzakarton auf der Wiese in Eckersbach gehört zu den harmloseren Hinterlassenschaften der abgereisten Gruppe.
Früher als angenommen hat die Gruppe ihr Camp aus Wohnwagen und Wohnmobilen aufgelöst. Wer sich nun vor Ort in Eckersbach umschaut, muss aufpassen, wohin er tritt.
Johannes Pöhlandt
12.06.2025
3 min.
Klimawandel verändert Verbreitung von Meeresfischen
Die Kabeljau-Bestände gehen aufgrund der Klimaerwärmung zurück (Archivbild).
Welche Fische kommen in Nord- und Ostsee vor? Das verändert sich gerade stark - durch den Klimawandel. Eine besondere Art gilt erstmals als ausgestorben.
10.07.2025
1 min.
Neue Wellen russischer Luftangriffe auf Kiew
Die von Russland angegriffene Ukraine drängt die westlichen Verbündeten zur Lieferung weiterer Patriot-Flugabwehrsysteme vor allem zur Abwehr von russischen ballistischen Raketen. (Archivbild)
Russland feuert Dutzende Kampfdrohnen und auch ballistische Raketen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Die ukrainische Flugabwehr steht eine neue Nacht im harten Abwehrkampf.
08.07.2025
4 min.
Plauener Oldtimer-Enthusiasten entdecken Rarität auf Verkaufsplattform im Internet: Der letzte Vomag-Bus ist im Vogtland zurück
Dieses Bild ist 25 Jahre alt: Damals hatte ein Oldtimer-Sammler den seltenen Bus von 1931 den Vomag-Enthusiasten buchstäblich vor der Nase weggeschnappt.
Schon einmal war eine Initiative dran an einem seltenen Fahrzeug, das 1931 in Plauen gebaut wurde. Doch damals scheiterte der Kauf. Ein Vierteljahrhundert später kommt der Vomag-Bus nun nach Hause.
Swen Uhlig
Mehr Artikel