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Direkt nach dem Aufstehen ist das Wohlbefinden der Studie zufolge am größten. (Symbolbild)
Direkt nach dem Aufstehen ist das Wohlbefinden der Studie zufolge am größten. (Symbolbild) Bild: Christoph Soeder/dpa
Wissenschaft

Morgens sieht die Welt ganz anders aus

Beeinflusst die Tageszeit unsere Stimmung? Eine britische Studie zeigt, wann Menschen sich am glücklichsten fühlen – und welche Rolle der Wochentag spielt.

London.

Wie glücklich, erfüllt, zufrieden oder auch einsam wir uns fühlen, hängt möglicherweise nicht nur von den Lebensumständen ab, sondern auch von der Tageszeit und dem Wochentag. Einer britischen Studie zufolge ist die Gemütsverfassung von Menschen im Allgemeinen früh am Tag am besten und spät am Abend am schlechtesten. 

Wie die Forschungsgruppe des University College London im Fachblatt "BMJ Mental Health" schreibt, sind psychische Gesundheit und Wohlbefinden von Natur aus dynamisch und können sich sowohl über kürzere als auch längere Zeiträume hinweg verändern. Bislang sei jedoch nicht ausreichend untersucht worden, wie sich diese Werte im Laufe des Tages wandeln.

Fast 50.000 Studienteilnehmer

Feifei Bu, Jessica Bone und Daisy Fancourt analysierten nun Daten aus der Covid-19-Sozialstudie des University College, die im März 2020 begann und bis zu zwei Jahre lang lief. Im Rahmen dieser Studie füllten die Teilnehmer regelmäßig Fragebögen aus und gaben dabei auch die jeweilige Uhrzeit, den Wochentag und die Jahreszeit an.

Um Mitternacht fühlten sich die Befragten in der Studie im Allgemeinen am schlechtesten. (Symbolbild)
Um Mitternacht fühlten sich die Befragten in der Studie im Allgemeinen am schlechtesten. (Symbolbild) Bild: Bodo Marks/dpa

Gefragt wurden sie unter anderem "Wie glücklich haben Sie sich in der vergangenen Woche gefühlt?", "Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Leben?" oder "Inwieweit haben Sie die Dinge, die Sie in Ihrem Leben tun, als sinnvoll empfunden?"

Die Forscherinnen erfassten zudem Alter und Geschlecht der Teilnehmer, ethnische Zugehörigkeit, Bildungsstand, Beschäftigungsstatus, Wohnort und körperliche oder psychische Erkrankungen. Insgesamt lagen ihnen Angaben von 49.218 Personen vor, darunter waren Frauen (76,5 Prozent) sowie Menschen mit höherem Bildungsniveau (68 Prozent) überrepräsentiert. Die Stichprobe wurde daher gewichtet, um die Bevölkerungsanteile widerzuspiegeln.

Morgens Top, abends Flop

In der Analyse der Daten konnten die Wissenschaftlerinnen ein tageszeitliches Muster erkennen. Im Allgemeinen zeugten die Antworten morgens von größerem Wohlbefinden und gleichzeitig von den geringsten Symptomen von Ängstlichkeit, Depression oder Einsamkeit. Auch die Hinweise für Glück, Lebenszufriedenheit und Erfülltheit waren zu dieser Tageszeit tendenziell am deutlichsten. Umgekehrt fielen diese Indizien gegen Mitternacht tendenziell am negativsten aus.

Doch nicht nur die Tageszeit, sondern auch der Wochentag scheint eine Rolle zu spielen, wenn auch eine eher kleine. So beobachteten die Wissenschaftlerinnen, dass Glück, Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl montags und freitags etwas ausgeprägter waren als sonntags. Die Hinweise auf gefühlte Einsamkeit schienen jedoch unabhängig vom jeweiligen Wochentag zu sein. Und: Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden variierten an Wochenenden stärker als unter der Woche.

Wenig überraschend: Im Winter waren die Werte für Einsamkeit sowie Symptome von Angst und Depression höher als in anderen Jahreszeiten. (Symbolbild)
Wenig überraschend: Im Winter waren die Werte für Einsamkeit sowie Symptome von Angst und Depression höher als in anderen Jahreszeiten. (Symbolbild) Bild: Sebastian Kahnert/dpa

Wenig überraschend war der Einfluss der Jahreszeit: Im Vergleich zum Winter neigten Menschen in den anderen Jahreszeiten zu einem niedrigeren Niveau an Einsamkeit sowie weniger Symptomen von Angst oder Depression. Gleichzeitig waren die Werte für Glück, Lebenszufriedenheit und das Gefühl eines lebenswerten Lebens in diesen Jahreszeiten höher. Die tageszeitlichen Muster waren hingegen über alle Jahreszeiten hinweg ähnlich.

Ursachen für die tageszeitlichen Muster sind nicht klar

Wie Bu, Bone und Fancourt selbst einräumen, handelt es sich um eine reine Beobachtungsstudie, die keine Aussagen zu den Ursachen der beschriebenen Muster zulässt. Zudem könnte die Wahl des Zeitpunkts, zu dem die Teilnehmer die Fragebögen ausfüllten, die Ergebnisse beeinflusst haben. Ebenso könnten sich Schlafzyklen, Breitengrad oder das Wetter ausgewirkt haben - zu diesen Faktoren hatten die Forscherinnen jedoch keine Informationen.

Wie die Autorinnen mutmaßen, könnten die tageszeitlichen Muster durch physiologische Veränderungen im Zusammenhang mit der Körperuhr erklärt werden. Zum Beispiel erreiche der Spiegel des Stresshormons Cortisol kurz nach dem Aufwachen seinen Höchststand und seinen Tiefststand um die Schlafenszeit, schreiben sie. "Es ist jedoch wichtig, die Unterschiede zwischen Wochenenden und Wochentagen zu berücksichtigen." (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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