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In der Metropole Istanbul - in der rund 16 Millionen Menschen leben - könnte es bald zu einem noch deutlich stärkeren Erdbeben kommen. (Archivbild)
In der Metropole Istanbul - in der rund 16 Millionen Menschen leben - könnte es bald zu einem noch deutlich stärkeren Erdbeben kommen. (Archivbild) Bild: Emrah Gurel/AP/dpa
Wissenschaft
Warum ein noch stärkeres Erdbeben bei Istanbul erwartet wird

Über 200 Menschen wurden bei den Erdbeben nahe Istanbul verletzt. Tote oder größere Schäden blieben bisher aus. Experten warnen nun aber vor einem deutlich größeren Beben. Wie kommt es dazu?

Istanbul.

Nach den Erdbeben in der Region um Istanbul mit mehr als 200 Verletzten gibt es Warnungen vor einem weiteren und deutlich gefährlicheren Beben. Laut Marco Bohnhoff vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam könnte es mit einer Stärke von 7,4 große Zerstörung anrichten - das stärkste Beben lag bisher bei 6,2.

Eine solche Erschütterung wäre laut Bohnhoff etwa 60-fach stärker als das stärkste der bisherigen Beben – und fände keine 20 Kilometer von der Millionenmetropole entfernt statt. Manche Fachleute, die in türkischen Medien zu Wort kommen, rechnen sogar mit einer Magnitude von 7,7. Obwohl Experten seit Jahrzehnten vor einem großen Erdbeben warnen, gilt die Metropole am Bosporus mit rund 16 Millionen Einwohnern nicht als erdbebensicher.

Einer Studie der Stadtverwaltung zufolge könnten bei einem Beben der Stärke 7,5 etwa 14.500 Menschen sterben, andere Experten gehen von deutlich mehr Toten aus - manche gar von Hunderttausenden. Doch wieso soll es nun schon wieder ein Erdbeben geben?

Was macht ein neues, stärkeres Erdbeben so wahrscheinlich?

Nach Angaben des GFZ handelt es sich bei der Region am Marmarameer um eine der risikoreichsten geologischen Strukturen der Welt. Dort verläuft die sogenannte nordanatolische Verwerfung, also eine Art Riss im unterirdischen Gestein, der sich vom Osten der Türkei über mehr als 1.000 Kilometer in den Westen zieht. Diese Verwerfung ist die Plattengrenze zwischen der Anatolischen und Eurasischen Erdplatte.

Das Problem: Der Bereich unterhalb des Marmarameeres südlich von Istanbul ist der einzige Bereich der gesamten Plattengrenze, wo es seit über 250 Jahren kein Starkbeben mehr gab. Daher habe sich dort besonders viel Energie aufgestaut, erklärte Bohnhoff. "Diese Energie wird sich in absehbarer Zukunft in Form eines noch stärkeren Bebens der Magnitude bis zu 7.4 entladen."

Das Beben von Mittwoch habe ein solches starkes Beben nun noch mal wahrscheinlicher gemacht, denn damit sei ein Übergangsbereich der ohnehin schon kritisch geladenen Verwerfung unterhalb Istanbuls aktiviert worden.

Zudem sei das Beben im Vergleich zum letzten größeren in der Region im Jahr 2019 weiter in Richtung Istanbul gewandert. Während die Verwerfung (also der Riss) westlich des Bebens laut Bohnhoff "still und leise" weiterkriecht, ist sie im Osten (Richtung Istanbul) verhakt - wodurch noch mehr Energie im Untergrund gespeichert sei. "Dennoch bleibt eine Aussage über den genauen Zeitpunkt eines solchen Starkbebens unmöglich nach heutigem Stand der Wissenschaft." (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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