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1991: Der letzte Trabant rollt vom Band

Für viele Menschen in der DDR war das Auto aus Zwickau der Garant für die eigene Mobilität. Doch es war auch ein Symbol für die Rückständigkeit der Industrie im Osten.

30. April 1991: Mit der Währungsunion im Juli 1990 und der Einführung der D-Mark in Ostdeutschland waren die letzten Tage des Trabant gezählt. Wer das nötige "Kleingeld" hatte, kaufte sich ein Westauto. Die gab es mit zeitgenössischem Design, mit kräftigen Motoren und ohne Wartezeiten. Denn mit dem Fall der Mauer wurde die Noch-DDR mit Gebrauchtwagen geflutet. Da nützte es auch nichts, dass im Trabant inzwischen ein Vierzylinder-Motor unter seiner Duroplast-Haube die Arbeit verrichtete. Am 30. April rollte ein rosafarbener Trabant als letztes Fahrzeug seiner Art vom Band und direkt ins Museum. Insgesamt wurden im Sachsenring-Werk genau 3.096.099 Trabis produziert.

Bereits 1957 lief in Zwickau der erste Trabi vom Band. Das Modell P50 hatte einen Zweizylinder-Zweitakt-Ottomotor mit 500 Kubikmeter Hubraum. Der Kleinwagen hatte 18 PS und galt mit seinem Frontantrieb und quer eingebautem Motor sowie der Karosserieverkleidung aus Duroplast als durchaus modern. 1964 erhielt der Trabant mit dem Modell 601 seine charakteristische Form. Vom Trabant 601 wurden rund 2,8 Millionen Fahrzeuge gebaut. Ab 1969 leistete der Motor 26 PS. Ab diesem Zeitpunkt konnte auch mit einem Öl-Benzin-Gemisch von 1:50 getankt werden. Trotzdem blieb das Auto mit seinen umweltbelastenden Abgasen ein Luftverpester. Da bei Sachsenring die Produktionskapazitäten begrenzt waren, kam man nie mit der Nachfrage hinterher. Die Wartezeit für einen Trabi lag meist zwischen zwölf und 15 Jahren.

Obwohl der Trabant neben dem zeitweise importierten Saporoshez der einzige erhältliche Kleinwagen in der DDR war, hatte das Auto für die Staatsführung keine Priorität. Zahlreiche Studien, Modelle und auch Prototypen zeigen, dass die Zwickauer Automobilbauer sowie ihre Ingenieure und Designer durchaus in der Lage waren, bessere und modernere Autos zu bauen, doch neue Modelle wurden immer wieder politisch verhindert.

Erst 1984 gab es wieder eine Chance auf Fortschritt. Der Volkswagenchef Carl H. Hahn, ein gebürtiger Chemnitzer, hatte mit dem damaligen ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen einen Deal eingefädelt, bei dem die IFA von Volkswagen eine Lizenz zum Bau des VW-Polo-Motors erhielt. Der wurde ab 1988 in den Barkas-Werken in Serie gefertigt. Kurz vor dem Fall der Mauer wurde dann der Trabant 1.1 mit dem Polo-Motor der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Preis von 18.900 Mark sorgte allerdings für Unmut und war nicht zu halten. Die im Juli 1990 gegründete Sachsenring Automobilwerke GmbH versuchte noch ein knappes Jahr lang, den Trabant am Leben zu erhalten. Doch selbst zu einem Kaufpreis von zuletzt unter 6000 DM wollte ihn niemand mehr haben.

Mit dem letzten Trabant war die Automobilproduktion in Zwickau allerdings nicht zu Ende. Längst hatte der Volkswagenkonzern den Standort erobert. Die Wolfsburger Autobauer investierten rund 3,6 Milliarden DM in ein neues Fahrzeugwerk. Bevor das Werk in Mosel fertig war, lief bereits am 21. Mai 1990 der erste Volkswagen vom Band: ein alpinweißer Polo mit 40 kW (55 PS). Bis heute sind in Zwickau weit mehr als sechs Millionen Volkswagen der Modelle Polo, Golf, Golf Variant, Passat Limousine, Passat Variant produziert worden. Mit den batterieelektrischen Autos ID.3, ID.4 und dem Audi e-tron hat zudem eine neue Ära der Elektromobilität in Zwickau begonnen. Seit dem Sommer des vergangenen Jahres werden im Fahrzeugwerk Zwickau (früher Mosel) ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge gefertigt.

Erstmals wurde damit eine große Autofabrik komplett auf die Elektromobilität umgerüstet. Dazu waren Investitionen von rund 1,2 Milliarden Euro notwendig. Alle Umbauten werden noch in diesem Jahr planmäßig abgeschlossen sein. Künftig werden dann bis zu 1500 Autos am Tag in Zwickau vom Band laufen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sachsenring haben nach dem Aus der Trabant-Produktion damals einen neuen Arbeitsplatz bei Volkswagen gefunden. (cul)

Zum Beitrag: Geliebte Pappe - Rückblick auf das Ende des Trabis

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