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Knochenmarkspende ist die letzte Chance für Heike aus Werdau

Unter dem Motto "Wir helfen Heike" haben Freunde der 48-Jährigen und die DKMS eine Hilfsaktion gestartet, an der sich auch "Freie Presse" beteiligt.

Werdau.

Heike Kessel aus Werdau hat fünf anstrengende Wochen hinter sich. Seit 7. Dezember lag die 48-Jährige auf der Isolierstation im Heinrich-Braun-Krankenhaus in Zwickau und erholte sich von ihrer ersten Chemotherapie. Weihnachten und Silvester verbrachte sie im Krankenbett. Besuchen durfte sie an den Feiertagen höchsten ein Familienmitglied. Den Kontakt zur Außenwelt hält sie per Telefon. An diesem Wochenende darf sie erstmals wieder das Krankenhaus verlassen und einige Tage im Kreis der Familie verbringen. Wie lange, wird ein erneutes Blutbild in der kommenden Woche zeigen. Heike Kessel hat Leukämie und benötigt dringend einen Knochenmarkspender. Eine Stammzelltransplantation könnte der lebenslustigen Frau das Leben retten.

Die Mutter eines erwachsenen Sohnes arbeitet in der Fleischerei Meinhold in Leubnitz als Verkäuferin. Vor reichlich einem Jahr zog sie von Reichenbach nach Werdau. "Ich fühlte mich kurze Zeit später immer so schlapp und müde, hatte Gelenkschmerzen und konnte kaum noch stehen", berichtet Heike Kessel der "Freien Presse". Ein Zustand, der auch ihren Kollegen auffiel. Heike Kessel kontaktierte ihren Hausarzt. Der nahm eine Blutprobe. "Wenige Tage später klingelte das Telefon und meine Ärztin sagte, dass ich mich sofort im HBK in Zwickau melden sollte", blickt Heike Kessel zurück. Was zunächst wie Long Covid aussah, wurde im Herbst als Leukämie diagnostiziert. Ein Schock für die agile Frau und ihre gesamte Familie. Die Krankheit hatte die Werdauer mit voller Wucht erwischt.

Inzwischen kann sie auf eine breite Welle der Unterstützung bauen. Zahlreiche Freunde und Bekannte haben gemeinsam mit der DKMS einen Aufruf gestartet, um das Leben der Werdauerin retten zu können. "Ich kenne Heike von Kindesbeinen an. Wir sind zehn Jahre zusammen in eine Klasse gegangen. Nie haben wir uns aus den Augen verloren. Immer war sie da. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir für Sie da sind und einen Spender finden. Wenn nicht für Heike, dann vielleicht für einen anderen Patienten. Ich wünsche mir, dass wir wieder gemeinsam lachen, feiern und Unternehmungen machen können", sagt Diana Schenk, Initiatorin des Aufrufes.

Anett Kaczmarek ergänzt: "Ich habe Heike als Kundin in der Fleischerei kennengelernt. Im November hat mich die Juniorchefin angerufen und gefragt, ob ich helfen könne. Heike habe Leukämie. Ich war Brustkrebspatientin und betreue als psychoonkologische Begleiterin im Ehrenamt Krebspatienten. Heike und ich stehen täglich per Telefon in Kontakt. Dabei bin ich einerseits Betreuer und Zuhörer, auch Kummerkasten. Jeder, der sich bei der DKMS registrieren lässt, kann für einen Leukämiepatienten weltweit der Lebensretter sein."

Andrea Meinhold und das gesamte Team der Fleischerei in Leubnitz stehen hinter Heike Kessel. "Wir vermissen sie sehr. Sie ist bei uns im Team so etwas wie Speedy Gonzales, ein echter Wirbelwind. Wir versuchen alles Mögliche zu tun, damit sie bald wieder gesund wird und uns mit ihrer guten Laune wieder anstecken kann."

Die Stadtverwaltung hat ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt. "Da aufgrund der Pandemie derzeit keine Typisierungsveranstaltungen möglich sind, werden wir wenigstens auf der Facebook-Seite der Stadt sowie im Amtsblatt auf die Aktion hinweisen und dort auch den Link zur DMKS veröffentlichen", sagt Rathaussprecherin Anja Kurze.

Heike Kessel ist sichtlich gerührt, dass sich ihre Bekannten und auch die Kommune so ins Zeug legen. "Jede Registrierung, jedes liebe Wort gibt mir die Kraft, diesen Kampf zu kämpfen und zeigt mir, dass ich nicht alleine bin. Für den Moment möchte ich einfach nur mal wieder an die frische Luft, tief durchatmen und merken, dass ich am Leben bin."

Annika Schirmacher von der DKMS freut sich über die positive Resonanz. Nach ihren Worten verfügt der Verein bereits über eine Datei mit den Namen und Daten von rund elf Millionen Spendern. "Die Datei wird gerade überprüft, ob sich darunter ein möglicher Spender für Heike befindet. Sollte das der Fall sein, muss die Person erst kontaktiert, dann eine Blutprobe abgenommen und diese erneut untersucht werden. Das kann sich noch ein paar Wochen hinziehen. Doch am Ende zählt jeder Tag. Deshalb sind wir ständig auf neue Spender angewiesen", sagt Schirmacher.

Wie erfolgreich eine solche Aktion sein kann, zeigt nach den Worten der DKMS-Mitarbeiterin ein Beispiel aus dem Jahre 2015. Vor sieben Jahren wurde in Zwickau für einen an Leukämie erkrankten Patienten eine große Registrierungsaktion in der Stadt durchgeführt. Dabei ließen sich mehr als 2000 Menschen registrieren. Die Aktion war ein voller Erfolg. "Davon schenkten bis heute 23 von ihnen einer Patientin oder Patienten die zweite Chance auf Leben durch Stammzellenspende."

Wer helfen möchte, gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich bei der DKMS per Internet kostenlos ein Registrierset nach Hause bestellen. Eine Anleitung zur Handhabung ist im Set enthalten.

www.freiepresse.de/dkms

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