Seit nicht einmal drei Monaten ist Rico Weigand mit seiner Firma Pepart-Fashion hauptgewerblich am Start. Trotzdem agiert der Bernsdorfer bereits europaweit. Wie geht denn so etwas?
Als Rico Weigand die Tür öffnet, hat er das Telefon am Ohr. Ohne das Gespräch zu unterbrechen, winkt er die Redakteurin ins Haus und weist den Weg zum Büro. Es ist ein kleiner Raum, in dem einem schnell klar wird: Hier ist ein kreativer Macher mit enorm viel Power daheim. Das Telefon wird während des Gesprächs noch öfter klingeln. Wenn Kunden anrufen, muss das Pressegespräch kurz ruhen. Meist geht es nur um kurze Absprachen. Wenn es länger dauern könnte, verspricht Weigand einen umgehenden Rückruf. Am 1. Juli, also vor nicht einmal drei Monaten, hat der 39-Jährige den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Sein Büro allerdings schaut aus, als wäre er schon seit Jahren fest am Markt etabliert.
Von Österreich bis Australien
Tatsächlich ist Rico Weigand kein Greenhorn in der Textil- und Druckbranche. Schon in seinem ursprünglichen Beruf als Hotelkaufmann war er von Österreich und der Schweiz bis Australien und Singapur unterwegs. Nachdem er noch eine berufsbegleitende Ausbildung zum Wirtschaftsfachwirt abgeschlossen hatte, ist er 2012 fest in die Textilbranche gewechselt, hat in Berlin und Nordrhein-Westfalen gearbeitet, war zuletzt sieben Jahre Geschäftsführer im Bereich Textildruck. Der Weg in die Selbstständigkeit war seit längerem sein Wunsch. Doch für Rico Weigand war auch klar: „Ich wollte nicht das machen, was schon 1000 andere machen.“
Seiner Liebe zur Textilbranche bleibt der Jungunternehmer auch im eigenen Unternehmen treu. Doch sein Maschinenpark ist überschaubar: Ein Plotter zum Schneiden individueller Motive und eine Transferpresse zum Bedrucken von Textilien jeglicher Art. Mehr Produktionsmaschinen gibt es bei Rico Weigand nicht. Das heißt auch: Selber Drucken kann er nur mal eine Kleinstserie für lokale Kunden. Doch das ist nicht seine Geschäftsidee. Vielmehr ist er Vermittler zwischen Leuten, die etwas Ungewöhnliches brauchen und denen, die es herstellen.
Exklusivpartner fürs Europageschäft
Ein erstes wichtiges Standbein hatte Rico Weigand schon vor der Selbstständigkeit: Seit Februar dieses Jahres ist er als Exklusivpartner für das gesamte Europageschäft einer großen Transferdruckerei in Istanbul zuständig. Ein Geschäftsbereich der ersten Liga. Dort bestellen zum Beispiel Profivereine von Fußball über Handball bis Basketball ihre Logos und Werbeaufdrucke. So kümmert sich Rico Weigand um die Gestaltung der Trikots von Fußballclubs. Das reicht vom FSV Zwickau über Borussia Dortmund bis zu Bayern München. Auch die Werbung von Marken wie Sixt, Spotify, Puma und Trigema geht über seinen Tisch. Dort einen Fuß in der Tür zu haben, ist harte Arbeit. Rico Weigand: „Das ist ein schwer umkämpfter Markt.“
Doch der Bernsdorfer hat ein weltweites Netzwerk, um auch besondere Konfektionen für ganz spezielle Kundenwünsche herstellen zu lassen. Das reicht von Muay-Thai-Shorts für einen Thaibox-Verein bis zur besonderen Schuluniform. Auch bei einer Anfrage aus der Schweiz konnte er helfen: Die dortige Feuerwehr brauchte Taschen, die es in der gewünschten Größe und Ausstattung nicht zu kaufen gibt. Rico Weigand hat also eine 150 Liter fassende XXL-Tasche mit besonderen Fächern entworfen und herstellen lassen.
Schüler für Textilbranche begeistern
Doch dem Unternehmer geht es nicht nur ums Geldverdienen. Er sagt: „Ich will der Textil- und Druckindustrie wieder ein anderes Gesicht geben.“ Vor allem junge Leute will er für die Branche begeistern. Deshalb hat Rico Weigand Anfang 2025 die „RW Textile Network Academy“ ins Leben gerufen. Er will Schülern damit die Berufe in der Textilbranche vom Anlagenbediener bis zum Medientechnologen und Textildesigner vorstellen. Dazu geht er direkt an die Schulen. Am liebsten zu Schülern in der 8. Klasse: „Die Firmen bekommen keine Lehrlinge, weil sie zu spät an die Schüler herangehen.“ Als Ergänzung dazu hat Rico Weigand inzwischen gemeinsam mit der Akademie für Textilveredelung und dem Verband der Textildrucker und Textilstickereien Deutschland einer „Textile Talentbörse“ geschaffen. Dort sind branchenspezifisch Ausbildungsplätze und eine Stellenbörse für Fachkräfte zu finden. (czd)







