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Grausiger Fund hält eine Stadt in Atem

Die Leiche eines Neugeborenen ist Donnerstagabend im Wilkau-Haßlauer Ortsteil Culitzsch gefunden worden. 40 Menschen gedachten Freitagabend der kleinen Seele.

Wilkau-Hasslau. Das rote Polizeiabsperrband flatterte bei jedem Auto, das am Freitagmorgen die viel befahrene Kirchberger Straße in Culitzsch passierte. In praller Sonne drehten auf der halb gemähten Wiese gegenüber der Bushaltestelle Schweizerhaus vier Kriminaltechniker, eingepackt in weiße Kapuzenoveralls und blaue Handschuhe, beinahe jeden Grashalm um, durchstöberten das kleine Wäldchen, fotografierten, vermaßen, steckten ein, was sie fanden. Polizeibeamte in Uniform verhinderten, dass Neugierige den Tatort betraten.

Donnerstagabend hatte ein Mann dort eine grausige Entdeckung gemacht. Er fand die eingewickelte Leiche eines Säuglings. Nicht etwa liebevoll gebettet in eine Decke, sondern in einen Müllsack gesteckt.

Bis zum Nachmittag konnte die Polizei noch nichts zu Geschlecht, Alter oder Herkunft des Kindes sagen, geschweige denn zur Todesursache. Während Gerichtsmediziner sich damit beschäftigten, Antworten auf diese Fragen zu finden, suchten Kripobeamte am Fundort nach Spuren des Täters, der dort offenbar ungestört seinem Treiben nachgehen konnte. Die Wiese ist abgelegen. Erst 100 Meter weiter scheint die Zivilisation zu beginnen: ein Haus, in dem Kinder offenbar willkommen sind, mit Schaukel, Trampolin und einem Baumhaus im Vorgarten.

Am Abend stand fest: Es war ein neugeborener Junge, vermutlich schon vier bis sechs Wochen tot, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Zwickau, Ines Leonhardt. Zur Todesursache verriet sie nur so viel: "Wir ermitteln wegen eines möglichen Tötungsdeliktes." Noch am Abend hatte die Stadt ein stilles Gedenken angesetzt. Auf dem alten Marktplatz kamen 40 Menschen mit Kerzen zusammen. Pfarrer Lars Schimpke sagte, dass man sich bemühen werde, für den Jungen einen Namen zu finden und ihm dann zu einem Begräbnis verhelfen wolle.

Erschüttert reagierte Bürgermeister Stefan Feustel (CDU) auf den Fund. Als ihn am Morgen die Nachricht ereilte, stellte er sich nur eine Frage: Warum? "Dass es Stresssituationen geben mag, kann ich verstehen. Aber es gibt doch heute so viele Möglichkeiten, wie man einem Kind, um das man sich nicht selbst kümmern kann, eine Chance geben kann", sagte er. Feustel verwies auf Babyklappen oder die anonyme Geburt. Zudem bieten zahlreiche Vereine Frauen, die nicht mehr weiter wissen, Hilfe an.

Wem wegen des toten Säuglings etwas aufgefallen ist, den bittet die Polizei um Zeugenhinweise. Die nimmt die Kripo in Zwickau auch telefonisch entgegen.

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