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Kostenloser Schülerverkehr in Zwickau? Stadt ist skeptisch
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Jahrelang konnten Kinder in der Stadt gratis zur Schule fahren. Seit vergangenem Sommer ist das passé. Wie stehen die Chancen, dass der Schülerverkehr bald wieder gratis wird? Die "Freie Presse" beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie viel Geld müssen Eltern derzeit für den Schülerverkehr aufbringen?
Für Schüler ab der Klasse 5 werden pro Jahr 180 Euro fällig. So viel kostet das Bildungsticket, das zum aktuellen Schuljahr eingeführt wurde. Es ist im gesamten Bereich des Verkehrsverbundes Mittelsachsen (VMS) gültig, also in den Landkreisen Zwickau, Mittelsachsen, Erzgebirgskreis sowie in der Stadt Chemnitz. Eltern von Schülern bis zur Klasse 4 zahlen nur 60 Euro, da der Landkreis Zwickau für sie einen Zuschuss von 120 Euro gewährt.
Wie nehmen Zwickauer Eltern die Neuerung wahr?
Vor allem als Teuerung. Denn bis zum Schuljahr 2021 übernahm die Stadt für jene Kinder, die sowohl in Zwickau wohnen als auch dort zur Schule gehen, den Eigenanteil komplett. Für die damalige Schülerverbundkarte waren das 15 Euro (bis Klasse 4) beziehungsweise 112,50 Euro (ab Klasse 5).
Warum zahlt die Stadt keinen Zuschuss mehr?
Weil das bisherige System auf die Schülerverbundkarte zugeschnitten war. Derzeit läuft eine politische Diskussion zu der Frage, ob die Stadt künftig wieder einen Zuschuss zahlen soll. Im vergangenen November hat der Stadtrat auf Antrag der Bürger für Zwickau (BfZ) die Verwaltung beauftragt, eine Fortführung zu prüfen. Nun liegt das Ergebnis vor.
Wie positioniert sich die Stadt?
Die Stadt sieht eine Bezuschussung des Bildungstickets in vollständiger Höhe skeptisch. Das Ticket ist auch während der Schulferien gültig. Man würde mit einer kompletten Kostenübernahme also zum Teil Fahrten in der Freizeit subventionieren, argumentiert die Verwaltung. Zudem müsste die Stadt wesentlich mehr Geld in die Hand nehmen als bisherigen etwa 100.000 Euro pro Jahr. Das liegt einerseits daran, dass das Ticket teurer geworden ist, und andererseits daran, dass nun jeder Schüler das Bildungsticket kaufen kann. Für die Schülerverbundkarte war noch eine gewisse Entfernung zur Schule Voraussetzung. Für das aktuelle Schuljahr haben die Städtischen Verkehrsbetriebe 2500 Bildungstickets verkauft.
Was sagen Elternvertreter zu der Diskussion?
"Die Kosten für das Schülerticket sind ein großes Thema bei den Eltern", sagt Annett Hertel, Vorsitzende des Kreiselternrats. Die Zwickauerin, deren Tochter das Käthe-Kollwitz-Gymnasium besucht, verweist darauf, dass sich die Inflation beim Schulessen und Klassenfahrten bemerkbar mache. Gerade Familien mit zwei oder drei Kindern an weiterführenden Schulen könnten nicht problemlos 360 bzw. 540 Euro pro Jahr bezahlen. Das Argument der Freizeit-Subventionierung lässt Hertel nur zum Teil gelten: "Auch die Schülerverbundkarte hat in den meisten Ferien gegolten." Neu sei, dass das Bildungsticket nun auch die Sommerferien abdecke.
Wie könnte ein Kompromiss aussehen?
"Wir Eltern gehen nicht davon aus, dass die Stadt den gesamten Betrag übernimmt", sagt Hertel. Den Müttern und Vätern sei auch mit einem anteiligen Zuschuss geholfen. Die Stadtverwaltung wiederum bringt den Vorschlag ins Spiel, nur Kindern ab der 5. Klasse einen Zuschuss zu gewähren, deren Ticket aktuell dreimal so viel kostet wie jenes für Schüler in der Primarstufe. So würden die Kosten für die Stadt begrenzt, erläutert das Rathaus. Auch die Einrichtung eines Härtefallfonds für bedürftige oder verschuldete Familien hat die Verwaltung geprüft, rät davon aber ab. Erstens sei es schwer, den Empfängerkreis zu definieren, auch mit Blick auf andere Sozialleistungen. Zweitens wäre der Verwaltungsaufwand sehr hoch, weil jeder Antrag genau geprüft werden müsste, heißt es zur Begründung.
Wie geht es in der Diskussion nun weiter?
Nun sind die Stadträte gefragt, sich zu positionieren. Das Ergebnis scheint offen. BfZ-Fraktionsgeschäftsführer Tristan Drechsel sagte am Dienstag, seine Fraktion sei wegen der laufenden Beratungen zum Doppelhaushalt 2023/24 noch nicht dazu gekommen, sich auf Basis des Standpunkts der Verwaltung eine Meinung zu bilden. (jop/nkd)