Unfall - Motorradfahrer schwer verletzt
Ein Motorradfahrer ist gestern bei einem Unfall auf der Helbersdorfer Straße schwer verletzt worden. Nach Polizeiangaben war der 40-Jährige mit seiner Aprilia aus Richtung Stollberger Straße kommend kurz nach 9.30 Uhr mit einem entgegenkommenden Kleintransporter zusammengestoßen, dessen 53-jähriger Fahrer nach links in ein Grundstück einbiegen wollte. Am Motorrad, das noch gegen ein Auto rutschte, entstand Sachschaden für etwa 5000, am Transporter für 6000 Euro. Die Helbersdorfer Straße war bis 11.10 Uhr gesperrt. Bereits am Samstag gegen 22.30 Uhr hatte sich ein 29-jähriger Motorradfahrer leicht verletzt, als seine Kawasaki an einer Parkplatz-Ausfahrt auf die Kauffahrtei wegrutschte. Sachschaden: etwa 1000 Euro. (mib)
Wenn dann montags wieder die Unfälle in der Zeitung stehen, wäre es hilfreicher, wenn man erst einmal sich in sich geht und sich still und heimlich an die eigene Nase fasst anstatt gleich wieder gegenseitig auf Raser und Bürgerkäfigfahrer zu schimpfen.
An die Medien hätte ich eine Bitte: Trefft bitte schon in der Überschrift den Kern der Sache! „Biker schwer verletzt“ oder „Motorradfahrer auf B 0815 gestorben“ sind wenig hilfreich. Wer die Zeitung anhand von Überschriften und der zugehörigen Bilder konsumiert, der hat seine Meinung unverrückbar gebildet: Vorurteil = Biker war schuld = weil: er ist gerast! Da hilft es wenig, wenn der Text im Artikel dann relativiert und ´richtig´stellt.
Ein paar Beispiele (für ein besseres Mit- statt gegen einander) unter dem Motto "Das hätte dumm ausgehen können": http://www.alwins-blog.de/?p=10102
Neulich sah ich einen Kleintransporter, der an der Frontscheibe zwei Navi-Halterungen (nebst aufgesteckten Navi´s) sowie eine Smartphone-Halterung (nebst aufgestecktem Smartphone) angebracht hatte. Am Innenspiegel baumelte irgendwelcher Schnickschnack und auf dem Armaturenbrett saßen an der Frontscheibe noch zwei oder drei Plüschtiere. „Der Biker wurde übersehen“ bekommt hier eine völlig neue Relation. Er konnte gar nicht gesehen werden.
Also liebe Autofahrer: MACHT DIE AUGEN AUF!! Motorradfahrer sind – genau wie Autofahrer – zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs, auch im zeitigen Frühjahr oder im Herbst und auch bei schlechtem Wetter. Ein Motorradfahrer ist auch keine Seltenheit im Straßenverkehr. Biker sind auch nicht ausschließlich mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs, wie das viele glauben. Sicher sind die Motorräder kleiner als Autos, aber sie fahren immer mit Licht. Man kann sie sehen und hören! Passt bitte auf!”
Natürlich kommen mit dem schönen Wetter auch die Idioten auf zwei Rädern wieder mit ans Licht. Ich bestreite nicht, dass es die nicht gibt. Leider. Ich appelliere an die Autofahrer und speziell die gestressten Kleintransporterfahrer: Macht die Augen auf! Vergesst das Blinken nicht; und zwar rechtzeitig. Haltet Eure Sicht frei, und zwar so rundum wie möglich – und stellt Euch wieder auf die Motorradfahrer ein. Liebe Autofahrer, weißt nicht gleich alle Schuld von Euch (die Statistik spricht eine andere Sprache) und schert nicht gleich wieder alle Motorradfahrer über einen Kamm.
An die Motorradfahrer appelliere ich: startet behutsam in die neue Saison! Behaltet auch übers Jahr eine defensive und vorausschauende Fahrweise bei. Ihr müsst nicht jeden Gang in höchste Drehzahlen ausfahren. Ihr seid nicht auf der Rennstrecke. Im öffentlichen Straßenverkehr gilt das Motto „Laut ist out!“ Für viele Mitmenschen ist nämlich Laut = schnell = Raser; auch wenn sich das letztlich schlimmer anhört als es wirklich ist. Aber so funktioniert Wahrnehmung.
Liebe Biker, vermeidet riskante Überholvorgänge, speziell in nicht eindeutigen Situationen. Tastet Euch in heikle Verkehrssituationen hinein. Lernt es, Euch ein Gespür für Gefahr anzutrainieren (der sogenannte sechste Sinn, das Bauchgefühl, die ungute Vorahnung). Gewöhnt Euch an, die Fahrbahn zu lesen und lernt richtig bremsen, lenken und ausweichen. Ein guter Motorradfahrer ist einer, der am Ende seiner Bikerkarriere noch lebt!!
Und wie ich an die Autofahrer appelliere, sich wieder auf die Biker einzustellen, so appelliere ich an die Biker, sich auf DIE Autofahrer einzustellen die noch NICHT verinnerlicht haben, dass die Motorradsaison begonnen hat. Die Straße ist für alle da, da helfen uns gegenseitige Schuldzuweisungen und das ständige Beteuern der eigenen Unschuld nicht weiter. Wir Motorradfahrer sind in den meisten Fällen auch Autofahrer und können uns in beide hinein versetzen. Die meisten Autofahrer sind aber keine Biker und können das demzufolge nicht. Also sollten wir Motorradfahrer unserer eigenen Sicherheit zu liebe diesen Wissensvorsprung nutzen, um manche heikle Situation zu retten oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Das heißt natürlich nicht, dass man in manchen Situationen machtlos ist; so wie der oben erwähnte, verunglückte Motorradfahrer in Chemnitz am 08.März 2015.