Ein Rollstuhl oder eine Sehschwäche sollten Menschen nicht vom Arbeiten abhalten. Im ASB-Wohnzentrum ist daher ein besonderer Arbeitsraum entstanden.
Mike Riedel braucht ein unglaublich gutes Gedächtnis. Der 54-Jährige lebt im Wohnzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes in Chemnitz. Er sitzt im Rollstuhl und er kann schlecht sehen. Um etwas erkennen zu können, zoomt er am Bildschirm extrem heran. Doch das hält den 54-Jährigen nicht davon ab, im neuen PC-Arbeitsraum des Wohnzentrums zu arbeiten und zu lernen. Will er aber Formulare ausfüllen, muss er sich konzentrieren und sich vor allem merken, was am anderen Ende des Dokuments, das er durch das extreme Heranzoomen nicht mehr sehen kann, steht.
Besondere Ausstattung für besondere Bedürfnisse
Mike Riedel schreckt das nicht ab und die PC-Arbeitsplätze sind auch genau auf Menschen wie ihn zugeschnitten. Die Tastatur hat gelbe Tasten mit schwarzer Schrift. Die Maus ist keine normale, sondern ein sogenannter Trackball, der die Steuerung vereinfacht. Einige seiner "Kollegen" aus dem Wohnzentrum haben auch spezielle Gewichte in den Mäusen, um nicht so sensibel zu reagieren, wenn die Feinmotorik eingeschränkt ist.
Die PC-Arbeitsplätze des ASB-Wohnzentrums sind nicht nur Freizeitbeschäftigung. Hier werden Fördermittelanträge geschrieben, um Barrieren im Alltag der hier lebenden Menschen zu beseitigen. Automatisch öffnende Türen an Arztpraxen und der Oper sind Erfolge, die von hier aus ihren Weg nahmen.
Digitale Arbeit als Mittel der Inklusion
Mittels Computer und dem digitalen Arbeiten werden auch Anträge bei der Stadt und anderen Institutionen vereinfacht, erklärt Ronny Pflugbeil. Er und seine Kollegin Kati Döpper schulen die Männer und Frauen aus dem Wohnzentrum im Umgang mit dem PC. Damit die Bedingungen noch besser werden, braucht der Raum laut Martina Schneider, Leiterin des Wohnzentrums, noch eine gute Beleuchtung. Die würde auch Mike Riedel das Sehen erleichtern.
Mit dem Projekt wollen die Chemnitzer zeigen, dass mit digitaler Arbeit ein Stück mehr Inklusion möglich ist. Auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein, eine Sehschwäche zu haben oder nicht acht Stunden hintereinander belastbar zu sein, seien alles keine Gründe, nicht arbeiten zu können.
Spendenformular für das ASB-Wohnzentrum
"Leser helfen" für preisgekrönte Inklusion in Chemnitz
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