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„Es fühlt sich falsch an, nochmal gespielt zu haben“: Die Stimmen zu FC Erzgebirge Aue gegen MSV Duisburg

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Nach der Chaos-Partie zwischen dem MSV Duisburg und dem FC Erzgebirge Aue rückte das Sportliche bei den Protagonisten in den Hintergrund. Die Ausschreitungen zwischen Chaoten und Polizei trübten das letzte Auswärtsspiel des FC Erzgebirge in dieser Saison.

Duisburg/Aue.

Beinahe 60 Minuten war das Drittligaspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem FC Erzgebirge Aue unterbrochen. Einige Chaoten waren aus dem Duisburger Fanblock Richtung Spielfeld gestürmt, warfen eine Werbebande um und attackierten Ordner. Die Polizei griff ein, trieb die aufgebrachten Chaoten mit Tränengas zurück in den Fanblock. Laut MSV-Angaben gab es bis zum Abend neun Verletzte. Dann wurde die Partie tatsächlich noch einmal fortgesetzt, die verbleibenden sieben Minuten plus Nachspielzeit gespielt. Das Aufeinandertreffen endete 2:2-unentschieden, doch das Sportliche war zweitrangig geworden, wie die Stimmen zeigen:


Matthias Heidrich, Sportchef FC Erzgebirge:
Es gibt auf der einen Seite offensichtlich einen formellen Akt, dass zuende gespielt werden muss. Aber rein emotional und mit dem Fußballsport, damit hat das gar nichts zu tun. Ich finde es nicht verantwortungsvoll gegenüber den Spielern. Wenn wir Pech haben, hat sich Omar Sijaric wieder verletzt. Es muss doch da andere Regelungen geben. Beide Mannschaften haben eine Stunde herumgestanden, ehe es weiterging - das kann doch nicht gesundheitsfördernd sein!

Uwe Schubert, Trainer MSV Duisburg: Gewalt hat mit Fußball, mit Sport nichts zu tun. Das stimmt mich traurig, solche Bilder sehen zu müssen. Das ist nicht Duisburg und nicht der MSV. Ich habe der Mannschaft schon während der Woche mehrfach gesagt, keiner weiß so richtig, was da kommen wird. Ich hatte in der Pk vor dem Spieltag deshalb schon gesagt, es ist das gute Recht der Fans uns zu beschimpfen, das müssen wir aushalten. Aber was dann passiert ist, macht was mit den Spielern und den Verantwortlichen. Das ist nicht schön für uns, für den Verein, für die Stadt. Die Sicherheit der Menschen steht im Vordergrund, das hat die Polizei gut gemanaged, finde ich - und man hat die Geduld bewahrt, um nicht abzubrechen.

Pavel Dotchev, Trainer FC Erzgebirge: Ich habe schon geahnt, dass bei dieser Situation hier es sehr emotional werden kann und irgendwas kommt. Tatsächlich ist es dann so gekommen. Teilweise haben wir es sportlich zuvor gut gemacht, aber es war nicht leicht für uns, Duisburg wollte sich mit Anstand zuhause verabschieden, so hochmotiviert ist der Gegner die Partie auch angegangen. Wir hatten das Spiel im Griff, sind 1:0 in Führung gegangen, es lief alles nach Plan, ich dachte, die Zeit arbeitet für uns und wir haben immer mehr Kontrolle. Dann passen wir nicht auf, steht es 1:1. Dann dachte ich nach dem 2:1 wieder, wir sind da, wo wir hinwollen - dann kriegen wir einen Elfmeter, der für mich kein Elfmeter war. Das war aber nicht entscheidend, die Zeit war ausreichend für ein drittes Tor, es ging für uns ja um Platz vier. Aber nach der Spielunterbrechung hatte sich die Situation völlig verändert, dann war nicht mehr zu erwarten.

Uwe Schubert: Letztendlich geht das Spiel mit 2:2 von den Chancen her in Ordnung. Den Elfmeter habe ich mir noch nicht angesehen. Man hat bei Pavels Mannschaft gesehen, dass sie reifer ist, dass man ruhiger gespielt hat. Bei uns war das teilweise schon etwas wild - aber Erzgebirge Aue hat eben auch 23 Punkte mehr. Deshalb bin ich froh, dass unsere Mannschaft eine Reaktion gezeigt hat und sich nicht aufgegeben hat.

Heidrich: Nein, es gab niemanden, der gesagt hätte, er möchte nicht mehr raus, er möchte nicht nochmal spielen. Von unserer Seite her war alles ok. Aber es fühlt sich grundsätzlich falsch an, nochmal gespielt zu haben. Ein großes Kompliment noch an unsere Fans. Kurz hatte ich schon Angst, sie klettern auch auf den Zaun - dann sind Marvin und Martin (Stefaniak und Männel, d. Red.) hingegangen. Aber die Fans wollten da nur sitzen, um besser sehen zu können. Für sie nehmen wir heute hier diesen einen Punkt mit.

Dotchev: Ich bin der Meinung, dass niemand an die Gesundheit der Spieler gedacht hat, als wir die Partie doch noch fortgesetzt haben. Diese Entscheidung, nochmal anzupfeifen - ich weiß nicht, ob das jetzt richtig war. Es war ein Spiel mit vielen Emotionen, mit Licht und Schatten - im Endeffekt stehen wir mit 2:2 hier, das hilft uns nicht viel weiter. Zu Duisburg möchte ich sagen: Manchmal muss man einen Schritt im Leben zurück machen, um zwei nach vorn zu machen. Daher wünsch ich dem Verein von Herzen alles Gute.

Schubert (auf die Frage, warum er zur Kurve gelaufen und das Gespräch mit den Fans gesucht hat): Ich denke, dass unser Verein sowas nicht verdient hat. Wir werden so schon in den Schlagzeilen stehen, dass wir eine riesige Unterbrechung hatten. Ich wollte vorher schonmal hingehen, da hat man mir noch davon abgeraten. Dann bin ich aber nochmal hin, um das Spiel zu Ende zu bringen.

Einen Kommentar zu diesem Thema finden Sie zudem hier.

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